Überlegene Kulturen setzen sich durch

Solange Rom stark und mächtig war, wurde es überall nachgeäfft. Die Germanen tranken ihren Met nicht nur aus Tierhörnern, sondern auch aus römischer Glasimportware. Als Rom überbürokratisiert und überbesteuert war, nahmen die Römer auswärtige Religionen an, sie kleideten sich wie die Barbaren und heuerten für ihre Verteidigung germanische Fremdenlegionen an. Um 450 übernahmen die Germanen den Laden.

Zu Zeiten des Sonnenkönigs und Napoleons gab Frankreich vor, was gerade in und out war. Mit dem kulturellen Niedergang Frankreichs nach der französischen Revolution verblaßte der französische Stern. England wurde die nächsten 100 Jahre die kulturelle und wirtschaftliche Führungsnation. Seit dem 2. Weltkrieg gab Hollywood fast weltweit vor, was angesagt war. Die Amerikaner waren wirtschaftlich und militärisch führend und hatten in der Musik, in Shows und im Kino die Lufthoheit, die Jugend aß überall auf der Welt American Brätel und trank dunkelbraune Brause nach Geheimrezept.

In den Metropolen Rom, Paris, London, New York und sogar im etwas hinterwäldlerischen Berlin haben sich jahrzehntelang Zugereiste integriert und die herrschende Kultur angenommen und verinnerlicht.

Damit ist nun Schluß. Selbst Schwaben integrieren sich nicht mehr in Ostberlin. Araber, Inder, Russen und Türken sind überzeugt, der Berliner, Pariser und Londoner Kultur haushoch überlegen zu sein. Sie haben recht. Seit der Jahrtausendwende verfällt die westliche Kultur, und mit ihr die Wirtschaft und die Finanzen. Nur die militärische Macht und die Sozialsysteme funktionieren noch einigermaßen. Das war übrigens im Römischen Reich in der Endphase auch so.

Es sind einfache Details, in denen sich aufstrebende und verfallende Kulturen unterscheiden. In Albanien geht der Landwirt morgens um fünf mit einer gebügelten schwarzen Hose und einem weißen Hemd aufs Feld zum hacken. Seine Frau holt die Kuh nachmittags mit einem netten Sommerkleid vom Feld, wenn es regnet hat sie ein Paraplü bei der Hand, bei Sonnenschein einen aufwändigen chinesischen Sonnenschirm. Jeder achtet darauf vernünftig angezogen zu sein. Mit einer Hahnenhose und einem Nicki wird man im Restaurant nicht bedient. Wenn der Albaner nach Hamburg kommt, und er sieht wie die Leute da rumlaufen, insbesondere wenn er den ersten Irokesen sieht, ist der Respekt vor Deutschland weg. Für den Albaner ist es die normalste Sache der Welt, Assis nicht zu respektieren. Ich habe mal in Hudenisht am Oridsee einen Albaner gefragt, wo denn die Kriminellen sind. Er antwortete mir: „In Hamburg“.

Wie verhalten sich Ausländer in Deutschland? Als ich in Osnabrück war, sah ich ein türkisches Pärchen auf der Straße. Er machte ihr den Vorschlag, in die Innenstadt zu gehen. Sie antwortete ihm auf Deutsch: „Da müssen wir uns umziehen!“. In das türkische sind einige deutsche Worte übernommen worden. Eins davon ist Lumpen. Das läßt tief blicken. Es wird natürlich Lümpen gesprochen. Wenn man vormittags in der Kasseler Innenstadt Leute sieht, der ordentlich angezogen ist, dann sind das überwiegend Türken. Die nordhessischen Stadtassis schlurfen in verbeulten Trainigsanzügen und ausgelatschten Turnschuhen dazwischen rum. Die Türkischen Jugendlichen stehen gruppenweise mit teuren Markenklamotten aufgeputzt auf dem Hauptplatz und schauen provokant drein. Die älteren Türken haben mindestens eine Anzugjacke an. Auf Berliner Schulhöfen reden die Türken immer weniger deutsch, aber die Deutschen reden immer öfter Kanak. Wie weit die Verachtung der Türken für die Deutschen bereits fortgeschritten ist, habe ich in der Hamburger S-Bahn gesehen. Ein 20jähriger türkischer Jugendlicher ruft zu einer 25jährigen deutschen Frau zum anderen Bahnsteig rüber: „He. Alte ich will dich f…“ Der Bahnhof rappelvoll, niemand reagiert. Die Hamburger haben längst akzeptiert, daß sie nur die zweite Garnitur sind.

Die kulturelle Überlegenheit betrifft inzwischen auch Russen. Sie laufen mit ihren obligaten Geldbündeln in der linken Hand nicht nur zu Gucci und Prada, sondern auch durch die europäischen Antiquitätengeschäfte und Auktionshäuser und kaufen in Größenordnungen europäische Kultur auf, während sich Europäer abstrakte Galerieware von Maler Klecksel oder gefälschte  Masken und Zauberuntensilien von kongolesischen Regenmachern an die Wand hängen. In Moskau werden Unterleibskünstlerinnen noch weggesperrt, wenn sie in einem Museum oder in einer Uni die Schlüpferchen runterlassen. Die deutschen Journalisten finden das Arbeitslager dafür natürlich abscheulich. Aber so wird die Fassade der öffentlichen Ordnung aufrechterhalten.

Auch Gold und Silber sprechen Bände. Seit einem Jahrzehnt fließt ein kontinuierlicher Edelmetallstrom von Europa und Amerika nach Asien. Die Karten des Wohlstands und der Macht werden neu gemischt.

Die westlichen Völker haben das Tempo dieser Entwicklung noch nicht begriffen. Die Journalisten und Politiker schon garnicht.