Das Fukushima der Ökoindustrie

Nach Zeitungsberichten ist in Ludwigshafen eine Lagerhalle mit 4.800 t Styropor-Granulat in Brand geraten. Bekanntlich dient Styropor der Wärmedämmung und soll CO2 bei der Gebäudeheizung sparen.

Bei so einem Großbrand in der gepriesenen ökologischen Wirtschaft ist natürlich interessant, wieviel CO2 bei dem Brand freigesetzt worden ist.

Die CO2-Menge ergibt sich aus der Reaktionsgleichung:

C8H8 + 12 O2 > 4 H2O + 8 CO2

C8H8 hat ein Molgewicht von 104 g, für 8 CO2 ergeben sich 352 g.

Das heißt: Wenn 4.800 t Styropor vollständig verbrennen, entstehen nach dem Dreisatz ungefähr 16.200 t CO2.

104 / 4.800 = 352 / 16.200

Mit gleicher CO2-Emission hätte man 6,2 Millionen Liter Diesel verbrennen können mit einer Fahrtstrecke von etwa 69  Millionen Kilometern, wenn man den Verbrauch von 9 Liter / 100 km annimmt. Wenn es keine Ozeane gäbe wären das bei einem Erdumfang von 44.000 km 1.570 Erdumrundungen. 

Wenn es eine Straße zum Mond gäbe, könnte man 96 mal zum Mond fahren und zurück. Dabei würde einem allerdings außerhalb der Atmosphäre die Verbrennungsluft ausgehen, denn hoch droben gibt es bekanntlich keinen Sauerstoff.

Für den Weltklimarat ist der Brand also nicht so relevant. Aber wegen der extremen Verrußung ist das Unglück für die Anwohner eine riesige Sauerei.  Auch können in Abhängigkeit von den Details bei so einem Brand aromatische Verbindungen entstehen.  Wer sofort behauptet, daß von dem Brand keine Gefahren ausgehen, der ist ein Optimist.

Man sieht, daß auch die Ökowirtschaft ihre Risiken hat und nicht klinisch rein produziert.

Interessant ist, wie die Qualitätspresse damit umgeht. Da Wärmedämmung in Fachkreisen hochumstritten ist, nennt die Süddeutsche das Granulat Isolierstoff. Bei Isolierstoff denkt der geneigte Leser an das gute alte Isolierband oder Rohrisolierung, aber nicht an Wärmedämmplatten.

Anfang der 80er Jahre gab es in der Ostberliner U-Bahn eine Werbefläche für die Berliner Zeitung BZ. Ein Mann auf dem Frisörstuhl liest die BZ, während er rasiert wird. Der Frisör liest mit, paßt nicht auf, was er mit seinem Pinsel macht und verpaßt dem Kunden eine Volleinseifung. Die Berliner interpretierten die Karikatur so: „Der BZ-Leser wird eingeseift“.  Der SZ-Leser offensichtlich auch.