Wer sind die reichsten Europäer?

Die WELT hat recherchiert, in welchen EU-Ländern wieviel Geld auf den Bankkonten rumliegt und wieviel Immobilienbesitz vorhanden ist.

Ich habe jetzt noch zusätzlich ermittelt wieviel Vermögen das pro Einwohner ist. Also um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Am reichsten sind nach WELT-Zahlen Spanier, Italiener und Franzosen.

Spanien: 20.600 € Geld und 108.900 € Immobilien macht 129.500 € pro Kopf
Italien: 18.600 € Geld und 103.300 € Immobilien macht 121.900 € pro Kopf
Frankreich: 24.500 € Geld und 93.800 € Immobilien macht 118.300 € pro Kopf
Deutschland: 28.300 € Geld und 85.100 € Immobilien macht 113.400 € pro Kopf

Wie die WELT die Zahlen ermittelt hat, weiß ich nicht. Ob die Immobilien alle schuldenfrei sind, was die verschiedenen Völker noch an Aktien, Fonds, Lebensversicherungen usw. auf der Pfanne haben bleibt eh im dunkeln. Auch wieviele Leute durch Überschuldung ein Negativvermögen haben. Ich weiß nur, daß die Bevölkerungszahlen ungefähr stimmen, die zugrunde liegen. Die habe ich nämlich selbst ermittelt.

Manch ein naiver Michel wird sich die Augen reiben, wegen dieser Ungerechtigkeit. Aber es ist ganz einfach zu erklären. In Frankreich, Spanien und Italien gibt es Abfindungen im hohen 5- bis 6stelligen Bereich. Darum gibt es überwiegend Kleinstbetriebe, von denen niemand weiß, was sie wirklich verdienen.

In Frankreich und Italien machen Einmannunternehmen über 65 % der Betriebe aus, in Deutschland nur 30 %. Ganze 5-6 % der Betriebe in den Südländern haben mehr als 10 Mitarbeiter. In Deutschland dagegen sind es 20 %. Die deutschen Großunternehmen über 250 Mitarbeiter haben allein 8,9 Mio sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (Institut für Mittelstandsforschung, Bonn). Großbetriebe im Süden sind meistens Staatsbetriebe oder sie machen ihr Hauptgeschäft im Ausland wie FIAT, ENI, Carrefour, Ebro Foods…

In Frankreich, Italien und Spanien ist wegen den vielen Minifirmen viel öfter brutto = netto als in Deutschland. Das steigert das Vermögen. Man sieht, daß erfolgreiche Gewerkschaften nicht nur extrem hohe Abfindungen erkämpfen und damit abhängige Arbeitsplätze im nichtöffentlichen Sektor verhindern, sondern auch die durchschnittliche Steuerlast deutlich senken. Als eine interessante Nebenwirkung.

Und noch etwas fällt im internationalen Vergleich auf: Die Deutschen sind am risikofreudigsten als Anleger. Sie haben pro Kopf deutlich am meisten Geld auf der Bank. Die Italiener sind dagegen sehr vorsichtig. Mal sehen, wer zum Schluß von den Finanzbehörden mehr geschoren wird…