Tricks und Tips zur Haustechnik

Insbesondere der Bauherr, der einen Neubau vorhat, sollte sich bei der Konzeption ausführlich mit der Haustechnik beschäftigen. Die Handwerker oder Planer müssen frühzeitig an einen Tisch, um die Lage des Haustechnikraums im Gebäude und die grundsätzliche Leitungs- und Kabelführung zu besprechen. So wie der liebe Gott in unserem Körper für das Herz einen zentralen Platz gefunden hat, so sollte auch die Haustechnikanlage so gelegen sein, daß optimale Kabel- und Leitungsführungen möglich sind.  In unserem Körper, gehen Sehnen, Muskeln, Adern und Nerven nicht kunterbunt durcheinander. Leitungskreuzungen von Heizleitungen und Hauptelektrokabeln in dünnen Fußbodenaufbauten sollten durch frühzeitige Koordination vermieden werden. Fall man die Haustechnik planen läßt, ist es von Vorteil, einen Planer zu beschäftigen, der alle Anlagengruppen betreut.  Viele Planer und auch viele Handwerker bosseln autistisch vor sich hin, wenn sie nicht immer wieder frühzeitig zur Koordinierung ihrer Absichten ermuntert oder gezwungen werden.

Wenn man Verträge mit Haustechnik-Handwerkern oder -Planern schließt, sollte man darauf achten, daß das jeweilige Gewerk alle Leistungen bis zum Anschluß an den Versorger erbringt. Früher war es üblich, daß die Leistung einen Meter vor der Hauswand endete. Um den Rest bis zum Versorger an der Grundstücksgrenze hat sich dann der Hausherr, der Gartenbauer oder der Tiefbauer gekümmert. Das hat sich nicht bewährt, weil die Haustechnik immer komplizierter geworden ist, und die Versorgungsunternehmen immer mehr wissen wollen.

Da der Wärmeverbrauch das teuerste Thema der Haustechnik ist, will ich mit der Heizung anfangen. In den 90er Jahren wurde der Einbau von Gasheizungen und Flüssiggasheizungen gefördert. Kurz danach explodierten die Gaspreise. Die Ökosteuer wurde eingeführt, um das Heizen zu verteuern. Ab 1998 sanken durch die Liberalisierung des Strommarkts die Strompreise. Das war das Signal vom teuren Gas und Öl auf Wärmepumpen umzuschwenken. Kaum waren die Wärmepumpen installiert, als die Regierung im Jahr 2000 das EEG-Gesetz verabschiedete und die Strompreise massiv in die Höhe trieb. Da deutsche Politiker unzuverlässig und sprunghaft sind, entstanden für den Bauherrn  immer wieder teure Fehlinvestitionen im Heizungsbereich. Soweit diese Patzer im gewerblichen Bereich passierten, sind sie wenigstens gewinnmindernd und somit steuerlich relevant, im Privatbereich schädigen sie den selbstnutzenden Hauswirt und den Mieter ungepuffert.

Preisfest und langfristig kalkulierbar ist nur die eigene Brennstoffversorgung. Der Nachteil ist nur, daß man eine Scheitholzheizung per Hand bedienen muß. Und insbesondere in größeren Städten gibt es viele Leute, die keinen Wald, keinen Holzplatz zum Verarbeiten und Trocknen und keine ausreichend große Torfahrt haben. Eine Alternative sind Holzpellets. Sie benötigen allerdings etwas Lagerraum und der Preis ist immer leicht nach oben gerichtet. Der Vorteil liegt in der Beschickung des Kessels. Sie funktioniert auch, wenn man abwesend ist. Der Nachteil: Die Kessel kosten um 20.000 €.

Seit 2009 gilt das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz für Neubauten. Es besagt, daß man zumindest teilweise mit Erneuerbaren heizen muß. Es ist neben dem Betäubungsmittelgesetz die Vorschrift, gegen welche am häufigsten verstoßen wird. Übrigens auch von öffentlichen Bauherren.

Wer mit der Sonne Geld sparen will, sollte Solarunterstützung für die Warmwasserbereitung errichten lassen. Das ist eine wirtschaftliche und erprobte Technologie. Funktioniert allerdings nur, wenn man das Dach nicht schon mit Photovoltaik zugestellt hat.

Ach ja, Photovoltaik. Da kam ein Anbieter zu einem öffentlichen Bauherrn und bot an, auf einem Sporthallendach umsonst eine Anlage zu installieren. Es wurden schwere Kieskästen aufgestellt, um die Module zu befestigen. Ohne Rücksicht auf die Tragfähigkeit des Dachs. Die Handwerker haben installiert, bis die Dachbalken knackten… Wenn etwas umsonst ist, ist es noch lange nicht kostenlos.

Manche Installateure haben einen Hang zum Gigantismus: Sie verkaufen den Bauherren viel zu große Heizkessel, die deutlich mehr Leistung haben, wie benötigt. Auch Pumpen wurden überdimensioniert.  Dazu ein Tip: Es gibt jetzt die obligaten Energieausweise. Da kann man reinsehen, um den Wärmebedarf eines Gebäudes abzuschätzen. Die berechneten Kesselleistungen eines sachgerecht aufgestellten Wärmeschutznachweises passen für einen Neubau in der Regel ganz gut, zumal wenn man einen kleinen Sicherheitszuschlag draufgibt. Für Altbauten kann man sich auf diese Nachweise nicht verlassen: Sie berechnen in der Regel viel zu hohe Heizleistungen.  Warum ? Das kann man sich denken! Da haben die Lobbyisten zugeschlagen.

Die Haustechnik ist mehr als nur Heizung. Es gibt noch folgende Anlagengruppen: Elektroanlage, Lüftungsanlage, Sanitär. Dazu ist in den letzten Jahrzehnten das Datennetz gekommen.

Ich kennen fast keinen Bauherrn, der nicht irgendwann mal einen Wasserschaden durch Mängel im Wasserleitungsnetz oder im Heizleitungsnetz hatte. Oft mußten die Badfliesen abgehackt werden, um an eine defekte Wasser- oder Heizleitung  heranzukommen. Mir ist das auch schon passiert. Die Sanitärinstallateure legen vor der Errichtung von flüssigkeitsführenden Leitungen immer heilige Schwüre ab,  daß nun endlich die absolut dichte Muffe erfunden worden sei, und daß man 40 Jahre Ruhe vor Wasserschäden hat. Sie zeigen uns triumphierend riesige elektrische Zangen zum Pressen der Muffen. Dann wird die Leitung errichtet und verkoffert, so daß man nicht ohne Schaden rankommt.

Erstens: Vierzig Jahre gehen schnell rum.  Zweitens: Bis zum Wasserschaden dauert es statistisch nur zehn Jahre. Fragen Sie mal ihre Versicherung!  Was kann man dagegen tun: Man kann alle  Hauptverteilungen unter der Kellerdecke unverkoffert installieren lassen. Das betrifft sowohl Warm- und Kaltwasser, wie auch die Heizleitungen. Im Bad und in der Küche muß man natürlich verkleiden. Deshalb muß man sich sehr reichlich Fliesen auf Vorrat hinlegen, um Schäden zu beheben, ohne das ganze Bad oder die ganze Küche zu erneuern. Ich habe in meinem Bürohaus auch die Steigleitungen der Heizung auf Putz errichten lassen. Binnen 20 Jahren konnten mehrere Tropfstellen ohne großen Aufwand repariert werden. Ein weiterer Vorteil ist, daß die Energieausbeute größer ist. Die Leitungen heizen mit. Fußbodenheizungen sollten so verlegt werden, daß Verbindungsmuffen sich grundsätzlich außerhalb des Fußbodenaufbaus befinden. Das geht.

Einmal habe ich mit dem Gedanken gespielt, ein Blockhaus nach Niedrigenergiestandard bauen zu lassen. Bei Weißenfels hatte ich ein sehr ansprechendes Haus gesehen und der nette Bauherr hatte mich freundlicherweise zu einer Besichtigung eingeladen. An einem Samstag kam ich dort an und schon von weitem fiel mir auf, daß die Haustür aufstand. Die stand aber nicht auf, weil der Hausherr mich erwartete, sondern weil er die Lüftungsanlage gespart hatte. Also wenn man ein Haus hat, wo sich Folien in den Wänden befinden und alles luftdicht ist, braucht man auch die Lüftungsanlage. Ansonsten stehen ständig Fenster und Türen offen und man kann sich die teure Wärmedämmung sparen.

Es gibt zwei Möglichkeiten damit umzugehen: Entweder man baut eine Lüftungsanlage ein mit allen Konsequenzen: Reinigung der Filter, wo man jedes mal aussieht wie ein Kohlenträger. Verfettung der Dunstabzugskanäle mit der entsprechenden Brandgefahr. Oder man läßt die Folie weg und wählt einen normalen diffusionsoffenen Wandaufbau.

Ein Haus hat eine Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren. Die Haustechnik hat einen Lebenszyklus von 20 bis 40 Jahren. Das heißt, man erneuert die Haustechnik zwei- bis viermal, ohne das Haus abzureißen. Deshalb sollte man wie schon erwähnt die horizontalen Hauptverteilungsleitungen unter der Kellerdecke führen, um immer auch ersetzen und ergänzen zu können. Für die  vertikale Verteilung sollte man bauseits mindestens einen zentralen Schacht vorsehen, der durch Revisionsklappen auf jeder Etage zugänglich ist. Von diesem Schacht aus kann man Heizung, Wasser, Elektro, Datenleitungen und auch die Lüftung etagenweise horizontal verteilen.

Einmal habe ich in einem öffentlichen Gebäude eine Herrentoilette einbauen lassen. Das wurde von der EU gefördert. Förderbedingung war eine Selbstschlußarmatur für den Waschtisch. Die Armatur hat 5 Jahre gehalten. Genauso wie der selbstauslösende Urinal-Spüler. Die Umrüstung hat nicht ohne Änderungen am Fliesenbild funktioniert, weil der Nachfolgetyp eine andere Größe hatte. Hände weg von technischen Mätzchen!

Vom Elektriker sollte man unbedingt eine Fotodokumentation der Rohbauinstallation verlangen. Das ist später sehr wichtig, wenn man etwas an die Wand hängen will. Es gibt weniger Kabelschäden durch Nägel und Wandhaken. Das gleiche ist zu beachten, wenn man Leitungen oder Kabel in Fußböden führt. Türstopper dürfen nur dort eingebohrt werden, wo die Luft rein ist.

Ein ganz wichtiger Hinweis ergibt sich für die Gebäudeautomatisierung. Alle elektrischen Geräte, die Heizung und die Beleuchtung können zentral gesteuert werden mit teilweisem Zugriff durch Externe, zum Beispiel Energieversorger. Smart grid nennt sich letzterer Quatsch. Wer Fremde in seinem Haus schalten und walten läßt hat sie nicht alle. Gerade sind wieder 16 Millionen Paßwörter für e-mail-Adressen gestohlen worden. Zwei Wochen vorher ist eine Bitcoinbörse ausgeraubt worden. Wer noch auf Datensicherheit vertraut ist realitätsfremd und blind.

Die Regelung der Haustechnik über das Smartphone oder vom Energieversorger aus ist hochriskant, weil sich für Einbrecher und Chaoten völlig neue Möglichkeiten ergeben, wenn diese Zugriff auf die Gebäudeautomatisierung und damit auf das Haus bekommen.

Auch Schließsysteme sollten unter diesem Gesichtspunkt der Datensicherheit geplant werden.

Zum Schluß der Lieblingsspruch meines Lieblingsklempners: „Was lange hält, bringt kein Geld“.