Der Hühnerschreck des 21. Jahrhunderts

„Wollen Sie Ihre Lieferungen CO2-neutral zu Ihren Kunden bringen? Das XXX Elektro- Cargo-Bike macht es möglich! Das Fahrrad verfügt über eine Ladekapazität von bis zu 200 kg. Es ist das ideale Rad für kleine Betriebe, wie zum Beispiel Fensterputzbetriebe, Bäckereien oder Klempnerbetriebe.“ So die Werbung eines Herstellers.

Es handelt sich um ein Lastenfahrrad, wie es von den Grünen favorisiert wird. Den Firmennamen habe ich etwas verändert, um die anderen Hersteller nicht zu ruinieren. So ein Wunderfahrrad für Lasten kostet 1.500 bis 5.000 €.

Die Grünen wollen natürlich mehr, als Fensterputzer oder Klempner elektromobil machen. Der grüne Europaabgeordnete Cramer schielt auch auf die Belieferung von Einzelhändlern und Dienstleistern, kurz auf alle Transporte, die weniger als eine Vierteltonne wiegen. Entsprechend gab es  eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel, Harald Ebner, Bärbel Höhn, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zur Förderung von  Lastenfahrrädern.

Elektrofahrräder sind ökonomisch ein Selbstläufer. Immer mehr dieser Gehhilfen wurden verkauft, ohne daß staatliche Befehle oder Weisungen erforderlich waren. Trotzdem hat die Bundesregierung erhebliche Fördergelder lockergemacht, um die Markteinführung zu beschleunigen. Das ist Interventionismus vom Feinsten und Verschwendung von Steuergeld. Hier eine Aufstellung von Förderprogrammen aus der Antwort der Bundesregierung an die Grünen:

InMOD (Intermodaler öffentlicher Nahverkehr im ländlichen Raum auf Basis von Elektromobilitätskomponenten) = € 3.402.091

Verbundvorhaben: VeloCité (Erarbeitung der wissenschaftlich technischen Grundlagen für Schlüsselkomponenten der Elektrofahrzeuge im innerstädtischen Individualverkehr am Beispiel eines Leichtlauffahrrads aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff mit unterstützendem Antrieb) = € 1.789.357

Forschungsprojekt „Go Innvelo“ (Erarbeitung eines Mobilitätskonzepts als Synthese aus leichten, kostengünstigen und funktionellen Elektrofahrradkomponenten in Verbindung mit einer geschlossen Fahrgastzelle zur Sicherheits- und Komfortsteigerung) € 2.160.672

Elektro Power-Projekt e-synergy – Leichtes Elektro-Cargo-Fahrzeug für Metropolen (Auslegung, Konstruktion und prototypische Fertigung einer ultraleichten und verkehrssicheren Light Electric Vehicle-Struktur mit speziell geregeltem und rekupierfähigen Hybridantrieb für den Zustelldienst auf der letzten Meile) = € 650.000

SPL – S – Pedelec Lastenrad für den urbanen Wirtschaftsverkehr (Entwicklung und Erprobung eines zulassungsfähigen einspurigen Lastenrades in der Zulassungsklasse L1e, um damit in Innenstädten die derzeit eingesetzten Pkw im Lieferverkehr zu ersetzen) = € 500.000

e-Mobilität vorleben (Steigerung der Nutzerakzeptanz für innovative und nachhaltige Mobilitätsanwendungen, insbesondere in ländlichen Gebieten. Insgesamt 12 Pedelecs sollen als Verleihfahrzeuge für den Transport von Endhaltestellen zum Wohnort im ländlichen Raum erprobt werden = € 2.200.000

Insgesamt fließen 13,7 Mio € Fördergelder in einen von alleine dynamisch wachsenden Markt. 2013 waren 410.000 Elektrofahrräder verkauft worden, 8 % mehr als 2012. „Mit insgesamt über 1,6 Millionen E-Bikes auf den Straßen Deutschlands hat die deutsche Fahrrad-, Fahrradteile- und Zubehörindustrie geschafft, wovon andere Industriezweige noch weit entfernt sind: Elektromobilität ausgereift, in ausreichender Stückzahl und für jeden erlebbar auf die Straße zu bringen“ verkündet stolz der Industrieverband. Und zu erstaunlich zivilen Preisen kann man ergänzen.

410.000 verkaufte Fahrräder zu durchschnittlich je 2.000 € ergibt einen Umsatz von 820 Mio €. Daraus kann die Industrie ein paar Millionen für die Industrieforschung zur Weiterentwicklung der Bikes aufbringen. Statt dessen wird sie daran gewöhnt, auf Fördergelder des Bundes zu warten. So wird Subventionsmentalität gezüchtet. Nach dem Fließen der Gelder beschweren sich die Grünen und ihr rot-schwarzer Anhang über privaten Reichtum und öffentliche Armut. So schafft man sich als Politiker Probleme der sozialen Gerechtigkeit, die man hinterher medienwirksam bekämpfen kann…

Mir liegt es fern, die Kaufentscheidung der Pedelec-Fahrer zu kritisieren. Wenn jemand bequem bergauf reisen will, so sei ihm das gegönnt. Die ideologische Überfrachtung des elektrischen Fahrrads als Klimaschoner ist allerdings weit hergeholt. Erstens ist es dem Klima egal, was an Rohstoffen verbrannt wird und wieviel CO2 entsteht. Das Klima wird nämlich von der Sonne gemacht. Unter dem Klimagesichtspunkt ist es wirklich Wurst, wie ein Fahrrad angetrieben wird.

Unter dem Aspekt von vermeidbaren Rohstoffexporten und der nationalen Energiesicherheit ist die Betätigung von Fahrrädern mit Muskelkraft immer noch am besten. Die Verwendung von Strom als Antriebsenergie ist nicht effizient, da bei der Erzeugung von Elektroenergie immer große Verluste auftreten. Ein Elektromotor, der direkt vom Stromnetz aus betrieben wird hat einen Gesamtwirkungsgrad von 34 %, wenn der Strom beispielsweise in einem Kohlekraftwerk erzeugt wurde. Durch die Zwischenschaltung eines Lithium-Ionen-Akkus bei einem Fahrrad sinkt der Gesamtwirkungsgrad auf 30 %. Ein Dieselmotor hat dagegen einen Wirkungsgrad von bis zu 50 %, ist einem akkubetriebenen Elektromotor vom Wirkungsgrad also haushoch überlegen.

Unter Energietarife.com befindet sich ein Preisvergleich zwischen Elektro- und Dieselfahrzeugen von 2012, bei dem abgesehen vom Anschaffungspreis die Elektrofahrzeuge gut abschneiden. Allerdings hat sich die planwirtschaftliche Preiskulisse für Energie seitdem dramatisch verändert. Die Autoren des Vergleichs hatten 2012 mit einem Strompreis von 21,1 ct / kWh und einem Dieselpreis von 1,55 € / l gerechnet. Der Diesel ist mittlerweile bei 1,31 € / l zu tanken, ist also 15 % billiger geworden und der Strompreis liegt bei rund 30 ct / kWh und ist 42 % teurer als vor 2 Jahren. Der Preisvorteil des Elektroautos beim Verbrauch ist damit völlig futsch, letztlich auch durch die Auswirkungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG. Da nutzt die Steuerbefreiung bei der Kfz-Steuer auch nichts mehr. Die Behauptung, daß eine neue grüne Technologie nur lange genug produziert werden muß, um rentabel zu werden, erweist sich an diesem Beispiel als barer Unsinn.  Genau das Gegenteil kann eintreten, wenn der Staat an den Stellschrauben der Besteuerung lange genug herumfummelt.

Für den Betrieb eines Pedelecs für eine aufsitzende Person sind Preisvergleiche nicht  wichtig. Hauptsache, man liebt sein Rad. Will man jedoch alle Leute zwingen, Lasten von bis zu 250 kg aufs Fahrrad verlagern, so geht das in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung fühlbar ein und man kann sich keinen energetischen und ökonomischen Schwachsinn erlauben.

Man muß sich einfach auch überlegen, wieviel Arbeitszeit für den Spediteur zusätzlich anfällt, wenn der Fahrer 15 km/h statt 50 km/h fährt und nur 250 kg statt eine Tonne mit sich führt. Nur ein Beispiel: eine Strecke mit 5 km Länge dauert bei 15 km/h zwanzig Minuten, bei 50 km/h sechs Minuten. 14 Minuten Mehrdauer für die Fahrt machen wirtschaftlich einen Unterschied von 7 Euro aus, wenn man einen Stundensatz von 30 Euro annimmt. Das zum Warenwert addiert erhöht den Endpreis der Ware für den Kunden. Der eingesparte Kraftstoff und die geringeren Fahrzeugkosten machen das nicht annähernd wett. Wenn es anders wäre, hätte sich kein motorisierter Schwerverkehr entwickelt.

Und wieviele Unfälle zusätzlich passieren wenn mit zahlreichen Lasträdern gefahren wird? In Indien gibt es jedes Jahr eine 5stellige Zahl von Todesopfern durch motorisierte Personen- und Lasträder. Schon kleine Unfälle mit geringen Geschwindigkeiten führen bei Rädern oft zu Personenschäden. Der Autor erinnert sich an gerissene Ketten, abgebrochene Demmeln (hochdeutsch: Tretkurbeln), in die Speichen geratene Äste und dadurch ausgelöste glücklich überstandene Stürze. Wenn man sich die deutschen Lastfahrrad-Foren anschaut: über die Scheibenbremsen und Bremszüge der Lasträder wird oft gemeckert.