Demonstrieren mit Strategie

Man kann es nicht mehr ansehen: Wie die Fliege tausendmal an die Fensterscheibe knallt, so scheitern KÖGIDA, DÜGIDA, FRIGIDA und wie sie alle heißen in den westdeutschen Großstädten an der Zahl der vom Staat bezahlten Gegendemonstranten. Selten finden sich mehr als 500 Teilnehmer, während die Zahl der gewaltbereiten Staatsdemonstranten oft das mehrfache erreicht. Was da alles passiert! In Köln wurde beispielweise ein Betrunkener irrtümlich vermöbelt, weil die Antifa dachte, daß er zur HOGESA gehöre. Darüber könnte man jammern, und einige Kommentatoren tun das ausgiebig. Der erfahrene Organisator darf nicht klagen, sondern er sucht Lösungen.  Über das Heulen und Lamentieren freut sich nur der Staat.

Über den Ausgangs eines Feldzugs entscheidet die richtige Strategie, und so ist es auch mit Demonstrationen.

Während der Ming-Zeit (1368–1644) schrieb ein unbekannter chinesischer Autor eine Anleitung, die als 36 Strategeme bekannt wurde. Dazu gehören folgende drei:

Ausgeruht den erschöpften Feind erwarten
Den Tiger vom Berg in die Ebene locken
Die Zikade wirft ihre goldglänzende Haut ab

Der umsichtige Feldherr versucht, den Ort der Schlacht selbst zu bestimmen, wobei er sich einen Platz aussucht, der für ihn selbst günstig und für den Gegner ungünstig gelegen ist. Das hat oft mit der Länge des Anmarschweges zu tun. Der Feind sollte größere Mühe haben den Ort zu erreichen, als man selbst. Es sollte aber auch ein Ort sein, in dem der Gegner sich fremd fühlt und man selbst quasi zu Hause ist.

Der Berg im zweiten Strategem sind die Großstädte und der Tiger sind die Staatsdemonstranten. Großstädte sind Heerlager der zeitgeisthörigen und vom Staat abhängigen Existenzen. Die Zahl der Beamten und Staatsdiener ist viel größer, als im Durchschnitt, weil die Städte größere Verwaltungen beherbergen. Zusätzlich gibt es Unis, Theater, Gewerkschafts- und Parteizentralen, Zeitungs- und Fernsehredaktionen, sogenannte Nichtregierungsorganisationen und nicht zuletzt eine Unzahl von Menschen die von staatlich finanzierten Projekten leben. Man muß den Antifa-Tiger zwingen, aus der Großstadt ins Umland zu kommen.

Im Umland leben nämlich jene Nettosteuerzahler, die die Gelder erwirtschaften, die in den Zentren verpulvert werden, um den Zeitgeist am Leben zu erhalten. Die Städte sind feindliche Festungen und im Umland kann sich der Revolutionär in den Volksmassen bewegen, wie ein Fisch im Wasser. So der Chinese Mao Tse-Tung, dem man alles mögliche vorwerfen kann, nicht jedoch, daß seine militärische Strategie falsch war.

Für den Staatsdemonstranten ist es umgekehrt. Er fühlt sich im Umland der Großstädte in einer feindlichen Umgebung unwohl und hat lange Anfahrtswege, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln mühevoll sind. Er opfert für die Wege Zeit und Geld bzw. der Staat muß ihm diese Ressourcen zur Verfügung stellen. Von staatlich bezahlten Busfahrten hat jeder schon gehört. Lange Wege für den Gegner sind gute Bedingungen für einen erfolgreichen Abnutzungskrieg. Welche Gewerkschaft kann jede Woche Busse bezahlen? Der Gymnasiast wird in einer Klein- oder Mittelstadt, wo er nicht anonym ist, nicht die Verwüstungen und Gewaltexzesse anrichten, wie in einer Großstadt.

Kein Feldherr würde mit geringen Kräften die Hauptfestung des Feindes zuerst angreifen.  Nur KÖGIDA, BOGIDA, BÄRGIDA, BAGIDA tun das…

Kürzlich fragte ich einen fränkischen Organisator, warum er ausgerechnet in Nürnberg eine Demo durchführen will. Er antwortete, daß das medial ein größeres Echo verschaffen würde, als eine Demo in Kitzingen oder Kulmbach. Seine Demo hat inzwischen stattgefunden und hatte knapp 300 Teilnehmer, was klar ein Mißerfolg ist, da die Gegendemo fast doppelt so stark war. Medial war es deshalb eben kein Erfolg.

Die Zikade muß ihre goldglänzende Haut abwerfen, das bedeutet, die Organisatoren müssen ihre Eitelkeit zurückstellen. Man muß mit einer Demo in Kitzingen oder sonstwo in einer Mittelstadt anfangen, wenn man den Erfolg will. Man muß selbst mehr Demonstranten aufbringen, als der Staat. Auf einem etwas kleineren Platz wirken zudem 500 Demonstranten noch respektabel. Wenn man eine Demo großgezüchtet hat, kann man mit ihr in die nächstgrößere Stadt umziehen, von mir aus nach Nürnberg.

Jetzt haben wir die Winterzeit: Ein riesengroßer Vorteil, weil es schon um 17 Uhr dunkel ist. Im Dunkeln kommen tatsächlich mehr Leute und mit Kerzen und Handylampen kann man stimmungsvolle Bilder zaubern…