Monte dei Paschi – Kalabrien rettet die Toskana

Unsere Sparkassen tun es auch. Sie geben kleine Scheibchen ihres Gewinns an Sportvereine, Kindergärten und Feuerwehren. Wenn man genau hinsieht, häufen sich die Wohltaten in bestimmten Orten. Es sind die Wohnsitze der Aufsichtsräte der entsprechenden Geldinstitute. Was in Deutschland im kleinen gedeiht, wurde in der italienischen Toskana großtechnisch betrieben.

Kein Stadtfest und keine städtische Baumaßnahme, kein Verein und keine öffentliche Toilette, wo die älteste Bank der Welt, die Monte dei Paschi nicht großzügigst gesponsert hätte. Und das über Jahrzehnte. Alle Welt wunderte sich, warum die regierenden Kommunisten in der Toskana immer wieder gewählt wurden. Sie hatten ein Geldinstitut im Rücken, das ihnen jeden Wählerwunsch erfüllte. In den Aufsichtsgremien saßen linke Politiker, die von der Bank immer mehr Geld für ihre Politik wollten. Und die Bank machte vor der Finanzkrise immer windigere Geschäfte, um den Forderungen der Politik gerecht zu werden. Die Monte die Paschi übernahm immer mehr andere Banken, war ständig auf Wachstumskurs, verlor aber zunehmend die Übersicht. Sie verlor Geld in  desaströsen Derivategeschäften, kaufte die Bank Antonvenata geschmiert sowie völlig überteuert und war in die Subprime-Krise verwickelt.

WELT Online berichtete am 18.7.2013 über die Verquickung der Bank mit der Region:

„Auf dem zentralen Platz, der Piazza del Campo, galoppieren die Reiter in hohem Tempo an den Zuschauern vorbei. Es ist ein Wettkampf zwischen den verschiedenen Stadtvierteln, der seit dem Mittelalter ausgetragen wird. Wird der Palio in seiner opulenten Form fortbestehen?
Zweifel sind angebracht. In der Vergangenheit gehörte die älteste Bank der Welt, Monte dei Paschi (MPS), zu den wichtigsten Sponsoren des Pferderennens. Die Aktionäre der Bank standen stets hinter dem kostspieligen Engagement. Denn kontrolliert wurde das 1472 gegründete Kreditinstitut von einer Stiftung, hinter der die Stadt Siena steht. Mit den üppigen Dividenden, die MPS ausschüttete, spielte die Stiftung in der Region den großzügigen Gönner. Mit rund einer Milliarde Euro über zehn Jahre förderte sie karitative Einrichtungen, das Start-up-Unternehmen Siena Biotech und Kulturveranstaltungen. Stadt und Bank waren über mehr als fünf Jahrhunderte eins.“

Nach dem Dreisatz kann man sich ausrechen, was die schöne Toskana die Bank zwischen 1945 und 2013 gekostet hat. Wenn ein einziges Jahrzehnt ein Loch von einer Milliarde gerissen hat, dann dürfte der gesamte Zeitraum etwa so teuer gewesen sein, wie es die derzeitige Schieflage der Bank ausmacht. So ungefähr 6 Milliarden.

Es ist nicht alles umsonst gewesen. Siena, San Gimignano, Monteriggioni und das ganze Chiantigebiet sind Perlen des Städtebaus, der Architektur und der baulichen Erhaltung. Die Toskana sieht ganz anders aus als Kalabrien oder die Basilikata. Noch einmal Tobias Bayer von der WELT:

„Siena ist ein extremes Beispiel für die enge Verflechtung der italienischen Banken mit der Politik. Die Vertreter von Regionen und Städten kontrollierten über Stiftungen die Kreditinstitute.
Dieses Arrangement diente dazu, die heimische Wirtschaft und Kultur zu finanzieren. Was eigentlich für Stabilität sorgen sollte, erwies sich in einigen Fällen als desaströs. In Siena nutzten die herrschenden Sozialdemokraten (und deren Vorgängerpartei, die Kommunisten) die Bank, um sich Gunst und Einfluss zu sichern. MPS war eine Drehtür zwischen Politik und Bank. Es kam häufig vor, dass ehemalige Stadtvertreter bei der Bank beschäftigt wurden und umgekehrt.“

Im Sommer 2013 mußte sich die Stadt Siena von ihrer Aktien- und Stimmenmehrheit in der Bankstiftung trennen, um die Sanierung der Monte die Paschi zu ermöglichen.
Derzeit betreibt der italienische Staat die Rettung der Bank. Die regierenden Sozialdemokraten schämen sich nicht, ganz Italien für die Schieflage des Kreditinstituts in Haftung zu nehmen. Logisch wäre es nämlich gewesen, daß die sozialdemokratische Toskana die Bank saniert. Denn die Politiker dieser stolzen Landschaft haben die Bank über Jahrzehnte regelrecht ausgenommen und in die Krise dirigiert. Immer noch stellt die regierende PD in der Regionalversammlung der Toskana 25 von 41 Abgeordneten, gefolgt von der Lega Nord mit 6 und der Bewegung der fünf Sterne mit 5.

Auch in Italien ist es so, daß in der linken Mißwirtschaft die Armen für die Reichen bezahlen. Der arme Mezzogiorno für die reiche Toskana. Die Rettung der Monte dei Paschi auf Kosten ganz Italiens ist eine Schande.