Zwei Daumen für ein Halleluja

Auf seinen Wahlkampfevents streckt Martin Schulz seine zwei Daumen in die Luft, wenn die SPD-Gläubigen ihm „Martin“ zurufen und er sich als Heiland feiern läßt. Also, das könnte sein Markenzeichen werden. Es wird schon alles gut, soll das bedeuten. Es ist aber nicht alles gut.

Bestimmte Charakterzüge begleiten einen Menschen nämlich durch das ganze Leben. Erfahrene Lehrer wissen schon bei Erstensklässern, was aus ihren Schülern mal werden wird. Um die zukünftige Regierungspraxis von Martin Schulz wahrzusagen, sollte man deshalb sein elfjähriges Regiment in Würselen (1987-1998) durchleuchten. Dazu gibt es seit fünf Tagen ein hervorragend gemachtes Video bei Youtube.

Schulz stand vor der heiklen Frage einfach das städtische Freibad zu sanieren oder ein ambitioniertes Spaßbad neu bauen zu lassen, um sich ein kleines Denkmal zu setzen. Er entschied sich für den Neubau, und das, wie es damals bei New Labour gerade die große Mode war, mit einem privaten Betreibermodell.

Eine Bürgerbewegung sammelte 4.000 Unterschriften gegen das offensichtlich sehr ehrgeizige Bürgermeisterprojekt, die von Schulz mit winkeladvokatischen Begründungen in die Aschentonne gekloppt wurden. Hier ergibt sich ein erster Hinweis zu Schulzens Verhältnis zur Bürgerbeteiligung und zu seinem Umgang mit Argumenten. Zu seinem Verhältnis zur Demokratie überhaupt. Es ist wie sich auch später in Brüssel gezeigt hat, ein grundlegendes Mißverhältnis.

Das Bad kostete bei der erstmaligen Herstellung nicht 20 Millionen, wie vom Stadtrat budgetiert, sondern 30 Millionen. Damals noch D-Mark. Der private Betreiber aus dem Spielerparadies Monaco machte schon im ersten Jahr Pleite und seitdem muß die Stadt das Bad selbst betreiben und jedes Jahr mit einer Million Euro bezuschussen.

Der Eintritt ist mit über 10 Euro teurer, als der aller anderen Bäder in der Umgebung. Das Einzugsgebiet das Bades ist für eine Stadt mit 40.000 Einwohnern schlicht zu klein, das ist der Geburtsfehler. Es ist ein Planungsmangel, den ein größenwahnsinniger und eitler Sozialdemokrat zu verantworten hat.

Im Video bitte darauf achten, wie Schulz auf der Bürgerversammlung vehement für sein Projekt kämpft und kritische Stimmen ignoriert. Keine Argumente, sondern seinen Glauben an das Projekt verkündete er mit großer Stimmkraft und Vehemenz. Glaube gehört in die Kirche, aber nicht in die Politik. Sein Charisma erinnert an spätere fragwürdige Auftritte im EU-Parlament.

Als Bundeskanzler, aber auch für alle anderen politischen Jobs ungeeignet. Setzen, Fünf.