Merkels Aversionen gegen den Osten

Ungarn hatte immer schon ausgebuffte Politiker. 1867 gelang nicht durch Aufstände, sondern durch Verhandlungsgeschick der Ausgleich mit Österreich. Denn das Wiener Establishment befand sich nach dem Krieg gegen Italien 1859 und nach dem verlorenen Deutsch-Österreichischen Krieg 1866 in einer Notlage. Um den Zerfall des Reichs zu verhindern wurde Ungarn in inneren Angelegenheiten die Unabhängigkeit zugestanden. Nur das Kriegsministerium, das Außenministerium sowie die Verwaltung Bosniens und der Kriegskasse waren gemeinsame Angelegenheiten Österreichs und Ungarns. Die führenden Köpfe dieses Erfolgs waren Ferenc Deák und Graf Gyula Andrássy.

Auch in der Endphase des Warschauer Pakts machte Ungarn neben Polen eine zunehmend selbstbewußte Politik, die nicht mehr wegen jedem abgebrochenen Bleistift in Moskau nachfragte. Im Gegensatz zu Ostberlin und Prag wurden die außen- und innenpolitischen Spielräume konsequent genutzt, die Glasnost und Perestroika boten. Am 19. August 1989 kulminierten diese Lockerungsübungen in einer ungeheuerlichen Provokation des in Nostalgie erstarrten Ostberlins. Der österreichische Außenminister Alois Mock und sein ungarischer Kollege Gyula Horn öffneten bei einem „paneuropäischen Frühstück“ den Stacheldraht und etwa 700 Sachsen, Thüringer, Franken und Angehörige anderer DDR-Völker nutzten die Gelegenheit zur Flucht.

Die im Fernsehen immer wieder gezeigten Bilder dieses Grenzdurchbruchs haben die Leute in der DDR elektrisiert. 28 Jahre hinter Stacheldraht und dann türmen 700 Leute auf einen Schlag! Eine Ungeheuerlichkeit! Die Macht der Ostberliner Apparatschiks, Parteikader und Bonzen war offensichtlich im Schwinden. Bereits am 22. August 1989 morgens kursierten folgende Verse über das Paneuropäische Picknick, welche sich stilistisch an die Spottgedichte von Karl Krauss anlehnten:

Was mußt Erich heut erfahren
aus dem Lande der Magyaren?
Kann er sich die Haare raufen,
Landeskinder sind entlaufen
von Sopron nach Eisenstadt,
was er nicht erwartet hat.
Ungarn zucken mit den Achseln,
können nicht verhindern kraxeln
über ihren Stacheldraht,
den man schon beseitigt hat.
Krokodile weinen Tränen,
Preußen knirschen mit den Zähnen,
ach, so denkt man in Berlin,
schöne Stalin-Zeit ist hin.
Und bald kommt dieselbe Sch…
an der Oder und der Neiße.

Und nun, achtundzwanzig Jahre später, stehen die beiden „Erbfeinde“ des politischen Berlins, Ungarn und Polen, schon wieder wie 1989 in Phalanx, um deutsche Anmaßungen zurückzuweisen. Nun, liebe ungarische und polnische Freunde, natürlich steht nicht ganz Deutschland hinter den Merkel-Provokateuren, die Sanktionen fordern, weil die Visegrad-Staaten keine sogenannten „Flüchtlinge“ aufnehmen wollen.

Heute war eine Umfrage auf WELTN24 und zwei Drittel der Leser waren gegen die von Dr. Merkel geforderten pekuniären Strafmaßnahmen. Also eine große Mehrheit der Deutschen ist vernünftig und hat Augenmaß. Nur eine von allen guten außenpolitischen Geistern verlassene Kanzlerin und ihr elitistisches Umfeld haben den Faden verloren.
Sie wird zunehmend isoliert werden. International und national. In einigen Tagen wird es sogar im deutschen Bundestag eine demokratische Opposition geben, die fest an der Seite unserer östlichen Nachbarn Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei steht. Die AfD wird die Rechte dieser Länder hoffentlich konsequent und bis zur letzten parlamentarischen und außerparlamentarischen Patrone verteidigen. Sie muß den Neoimperialismus Merkels bekämpfen.

Früher wurde die Sprachregelung von den „Bruderländern“ benutzt, wenn sich die kommunistischen Diktatoren auf Flughäfen und bei Parteitagen gegenseitig abknutschten. Heute, wo wir auf ein Europa der Völker zusteuern, bekommt diese Parole nachträglich noch Sinn. Ungarn, Polen, Tschechien, die Baltenstaaten und die Slowakei, aber auch Rumänien und Bulgarien sind wegen unserer gemeinsamen Geschichte Länder, die uns Sachsen und Thüringern, aber auch allen anderen aufgeklärten Deutschen sehr am Herzen liegen.

Ungarn hat sich 1989 für unsere Freiheit am weitesten aus dem Fenster gelehnt. Nicht ohne ein eigenes Risiko dabei einzugehen. Das sind wir Deutsche jetzt schuldig zu vergelten. Wir müssen die Regierung Orban bei ihrem Widerstand gegen Teile der Ostberliner Führung mit ganzer Kraft unterstützen. „Ostberliner Führung“, das ist kein Schreibfehler, sondern absichtsvolle Diskreditierung. Denn Frau Dr. Merkel hat den einen oder anderen Zug des SED-Regimes vielleicht mehr verinnerlicht, als sie selber glaubt. Gerade in ihrer Außenpolitik finden sich Ressentiments, welche auch das Honecker-Regime gepflegt hat. Warschau und Budapest waren keineswegs die Lieblingshauptstädte des damaligen Politbüros.

Wenn die autistische und starrsinnige Dr. Merkel aus der Politik entsorgt sein wird, werden sich die internationalen Beziehungen wieder entspannen. Bis dahin geht im Osten immerhin die Sonne auf.