Tristan und Zensursolde

Frédéric Schwilden hatte in der WELT das Jahresendleben einiger Politiker thematisiert. Angela M. war statt die Eltern des gemesserten Mädchens in Kandel zu trösten nach Pontresina verreist.

Natürlich redete niemand darüber, wie würdelos so ein Urlaub in einem 3-Sterne-Hotel für eine Staatschefin sein müsste, nur damit sich niemand das Maul zerreißt, sie hätte den Kontakt zum Volk verloren. An deutschen Esstischen wurde lieber darüber gesprochen, warum Merkel denn in die Schweiz fahre und nicht im schönen Deutschland bleibe. Und ob das nicht ein fatales Signal sei. Deutschland sei doch auch schön.

Auch wenn das Paar Merkel/Sauer diese Sprüche nicht direkt hörte, es wusste natürlich, dass über seinen Urlaub spekuliert wurde. Die beiden wussten, dass jedes noch so unscharfe Foto, und zeigte es nur Angela, die beim Skilanglaufen eben nicht wie die 22-jährige Gigi Hadid auf dem Januar-Cover der deutschen „Vogue“ aussah, zum Beispiel weil sie eben nicht 22 oder Gigi Hadid war, dazu führen würde, dass ein Reporter vom „GroKo-Blues“ schrieb, dass bemerkt wurde, dass sie neue Skistöcke beim Langlauf trug.

Abends dann, sie hatten vor einiger Zeit zu Abend gegessen, legte sie „Tristan und Isolde“ auf, dirigiert von Herbert von Karajan. Den Plattenspieler hatte ihr Joachim zu Weihnachten geschenkt.“

Über Nacht wurden zu dem Artikel zwei Kommentare freigeschaltet:

„Kann man ihr nicht den Bunker mitten in Berlin hüpsch her richten? Dann kann sie den schlanken Gabriel und flinken Maas zu sich rufen und dann ist das Trio Invernale auf dem Tripp der Vernichtung Deutschlands doch schon bald wieder zusammen. Dann noch dann schwarzen Block, die sind ja auch in schwarz gekleidet, als Wachmanschaft damit sie nicht stiften geht.“

„Völlig egal in welchem Hotel Frau Merkel Urlaub macht. Und wenn im Kuhstall. Den Kontakt zum Volk hat sie sowieso verloren. Einer guten Staatschefin würde ich einen Urlaub im teuersten Luxushotel der Welt gönnen. Nur ist sie halt keine gute Staatschefin. Aber die drei Sterne gönne ihr trotzdem. Das passt zu ihr.“

Ich hatte auch einen Kommentar geschrieben: Daß Tristan und Isolde die Lieblingsoper von Adolf H. gewesen sei, wenn man der Hitlerbiografie von Joachim Fest glaubt, und ob es da eine Geistesverwandschaft gäbe?

So liberal und weltoffen ist die WELT nun doch nicht. Der wurde gelöscht. Es gibt bei der WELT übrigens einen Trick nicht zensiert zu werden. Man muß hinter den Kommentar schreiben: „Bitte sofort löschen!“ Die solcherart beendeten Kommentare wurden fast alle durchgelassen. Es gibt da so eine Beißhemmung…