Der Süden ist mit der Groko fertig

Seit der Bundestagswahl 2013 gab es für die Groko-Parteien CDU/CSU und SPD immer wieder wechselnde Phasen der Stabilisierung und des Niedergangs.

Bei den Landtagswahlen 2014 war vor allem die FDP der Buhmann, der die Stimmen für die AfD lieferte. In Brandenburg bekam auch die Linke eine Klatsche ab, und in Thüringen die SPD.  Aber die Groko insgesamt konnte ihren Stimmenanteil im Schnitt noch halten.

2015 sah es schon ungünstiger aus. In Hamburg wurde die CDU regelrecht filettiert und in Bremen die SPD. Unter dem Strich verlor die Groko 8,8 bzw. 3,8 %.

2016 wurde von den Wählern die Grenzöffnung bewertet. Es kam zu bisherigen Rekordverlusten der Regierungsparteien. In Baden.Württemberg erdrutschartige 22,7 %. Das dürfte deutscher Rekord seit 1945 sein.

Selbst als 2001 die Schillpartei in Hamburg aus dem Stand auf 19,4 % kam, kostete das SPD und CDU zusammen nur 4,2 % Verlust. Als die DVU in Sachsen-Anhalt 1998 12,4 % erreichte, machten CDU und SPD zusammen 10,4 % Miese. Das waren alles politische Kindergeburtstage gegen Baden-Württemberg 2016.

Wenn man von der Bundestagswahl selbst absieht, konnte sich die Groko 2017 noch einmal stabilieren. Die Wahlen im Saarland, in Nordrhein-Westfalen, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gingen für die Groko wie Länderspiele aus.

CDU SPD Summe Groko Jahr
Sachsen -0,8 2,0 1,2 2014
Brandenburg 3,2 -1,1 2,1 2014
Thüringen 2,3 -6,1 -3,8 2014
Hamburg -6,0 -2,8 -8,8 2015
Bremen 2,0 -5,8 -3,8 2015
Rheinland-Pfalz -3,4 0,5 -2,9 2016
Sachsen-Anhalt -2,7 -10,9 -13,6 2016
Baden-Württ. -12,0 -10,4 -22,4 2016
Mecklenburg-V. -4,0 -5,0 -9,0 2016
Berlin -5,7 -6,7 -12,4 2016
Saarland 5,5 -1,0 4,5 2017
Schleswig-H. 1,2 -3,2 -2,0 2017
Nordrhein-Westf. 6,7 -7,9 -1,2 2017
Bundestag -8,6 -5,2 -13,8 2017
Niedersachsen -2,4 4,3 1,9 2017
Bayern -10,4 -10,9 -21,3 2018
Hessen 2018

Wie das 2018 ausgeht sehen wir heute bzw. am 28. Oktober. Bayern und Hessen liegen im Süden. Wahrscheinlich wiederholt sich in Bayern das Baden-Württemberg-Desaster. Vielleicht gibt es sogar wieder einen neuen Minusrekord. Auch die hessischen Umfragen lassen eine Klatsche für die heillos überforderte „Damen“-Riege aus Merkel und Nahles vermuten.

Aus den Daten lassen sich zwei alternative Schlußfolgerungen ableiten: Entweder sind 2016 und 2018 Jahre, wo Dichtung und Wahrheit der Groko besonders weit auseinander lagen oder es handelt sich um einen Nord-Süd-Konflikt. Es fällt auf: An der Küste kam Merkel deutlich besser weg, als südlich des Weißwurst- und Weißbier-Äquators.

Gibt es ein deutliches Nord-Süd-Kulturgefälle? Kommt man mit dem fragilen Merkelschen Satzbau und der einfältigen Pippi-Langstrumpf-World der Andrea Doria Nahles in der Südhälfte nicht klar? Wir werden es erst nach weiteren Wahlen mit letzter Sicherheit feststellen können. Die Datenbasis ist einfach noch zu dünn.

Update um 18:32: Der Rekord von Baden-Württemberg scheint gebrochen zu sein. 23,1 % Verlust für eine Regierungskoalition ist heftig. Spezialdemokraten halbiert und auf Platz 5 durchgereicht: Wie reagiert die SPD in Berlin?

Update um 19 Uhr: Die SPD inzwischen einstellig. 9,6 % ZDF, 9,9 % ARD.

Update nächsten Morgen: SPD hat 9,7 % in einem ganz engagierten Wahlkampf errungen, bei dem alle an einem Strick gezogen haben. Außer die Stammwähler.

Der Rekord von Baden-Württemberg ist doch nicht ganz gebrochen worden. 21,3 % haben die Berliner Großkoalitionäre in Bayern verloren. Ist mit Abstand der zweitgrößte „Erdrutsch“, der jemals gemessen wurde. Die Parteien werden sich das Ergebnis zwei Wochen lang schönreden, um die Landtagswahl in Hessen auch noch zu verpatzen.