Die Zeit der Schlachtefeste

Entgegen der landläufigen Überzeugung ist es in Ungarn im Winter kalt. Zwischen Weihnachten und Neujahr finden deshalb in Ungarn viele Schlachtefeste statt. In kleineren Orten als Dorffest mit ein bißchen Folklore.

Schweine werden in Ungarn oft noch so gehalten, wie das von unseren Großvätern gemacht wurde. Auf Stroh, das jede Woche gewechselt wird. Ohne Gülle in Hülle und Fülle. Ich kenne das noch aus den 50er Jahren. Ich wurde als Kind im Sommer immer zum Durchfressen aufs Land verschickt, zu meinem Onkel, der Dorflehrer war. Er bekam von den Eltern der Schüler Wurstpakete im Austausch gegen gute Zensuren und war im Obergeschoß eines Großbauernhofes einquartiert. Die Schweine haben mich oft umgerannt, wenn ich auf dem Hof gespielt habe. Der Vorteil des engen Zusammenlebens von Mensch und Tier: Es gab damals noch keine Allergien.

Liebe Veganer, bitte mal wegsehen! Es wird nahrhaft und fettig.

Das Schwein spielt genauso wie bei uns in Thüringen die führende Rolle in der lokalen Küche. Geräucherter Speck auf Quarknudeln (mein frugales Lieblingsessen), geräucherter „Hahnenkamm“ aus Speck auf Zigeunerbraten, Rippenstück mit Zwiebeln und getrockneten Marillen (Aprikosen), und gebackene Kutteln (Pacal). Alles Leckereien, die dem Ungarland in den Berichten des „Weltspiegel“ die sozialökonomische Einordnung als „Gulaschkommunismus“ eingebracht hatten.

Bei uns ist die individuelle Schweinehaltung sehr zurückgegangen, die Leute halten heute lieber Schafe, Ziegen, Rindvieh und Pferde. Tiere, die weniger Arbeit machen, und nicht so empfindlich sind, wie das Schwein. Solche Schlachtfeste habe ich bei uns das letzte Mal vor 20 Jahren miterlebt. Aber es gibt sie noch. Im Land des Zigeunerbarons…

Neben dieser k. u. k. Opernromantik gibt es natürlich die wirklich ungarischen Lieder. Zum Beispiel passend zum Winter „Kalt wehen die Winde“: