Mobilität der Zukunft

Es gab eine Zeit, da reimte sich Motore auf Amore. Die geht nun zu Ende. Der Verbrennungsmotor soll letztlich aus fadenscheinigen Gründen verboten werden. Um die Leute ruhigzustellen wird ihnen die Elektromobilität versprochen. Aber die ist für den unteren Mittelstand viel zu teuer, von den „Abgehängten“ – so das Soziologenkauderwelsch – ganz zu schweigen.

Ein Elektroauto kostet richtig Geld. Der Tesla E3 53.280 €, der Kia e-Soul 34.000 €, der Peugeot e-208 ab 30.000 €. Der Gebrauchtwagenmarkt gibt noch nicht viel her. Und wie man den Zustand einer Batterie bei einem Altauto einschätzen soll, ist mir nicht bekannt.

Einen Jungbullen P1 mit einem Gewicht von 280 kg bekommt man dagegen schon ab 700 €. Und er ist wesentlich flexibler im Einsatz. Man kann ihn reiten, man kann aber auch schwere Gespanne dranhängen, wenn man sich zwei Tiere davon leistet. Auch im Verbrauch ist er deutlich sparsamer.

Ich denke der kleine Mann muß entweder AfD wählen und/oder sich auf die 50er Jahre zurückbesinnen. Damals gehörten Zug- und Reittiere zu jedem besseren Haushalt. Ich habe mal ein paar Beispiele rausgesucht: Den 80jährigen Koloman aus Österreich, der sein Holz mit dem Ochsengespann aus dem Winterwald holt. Die junge Sina, die auf ihrem Ochsen ausreitet. Aber auch ein warnendes Beispiel, welches die Gefahren zeigt, wenn man Gelegenheitsgespannführer ist und es nicht kann.

Ich denke daß es zu Anfang der Mobilitätswende viele Unfälle geben wird, weil die Kompetenz im Umgang mit Vieh verloren gegangen ist.

In den 50ern gab es bei uns im Ort mehrere Gespannführer, die auf den Ochsen standen, mit dem rechten Fuß auf dem rechten Ochsen, mit dem linken auf dem linken. Das waren so die Heldentaten, wenn die Bauern ins Tal fuhren, um von der Ilm Wasser zu holen.

Heute gibt es in meinem Wohnort drei Pferdehöfe, etwa zehn Pferdehalter und drei Rindviehhalter. Ich denke weniger als 25 % der Leute im Ort können kompetent mit Pferden und Rindern umgehen. Der Rest hat gelinde gesagt keine Ahnung. Ich denke in den Städten ist es noch viel schlimmer.

In Ungarn habe ich den Nachbarn Gabor. Er ist in meinen Augen Tierflüsterer. Seine Rinder hören aufs Wort. Er spricht auch mehrmals am Tag mit ihnen. Für seine Schafsherde braucht er weder einen Mann- noch einen Hütehund. Auf jeden Pfiff, auf jeden Ruf reagiert die Herde. „Gyere!“, und sie kommen sofort.

Was die Reichweiten und die Geschwindigkeiten betrifft, da ist man natürlich eingeschränkt. Sina erreicht beim Reiten gute Geschwindigkeiten, aber ein Gespann schafft nur etwa 50 km am Tag.

Mit einer Last von 3 t erreicht man mit dem Gespann eine Geschwindigkeit von etwa 5 km/h Stunde, das können die Pferde bei gutem Training und entsprechenden Pausen 8 bis 10 Stunden am Tag aushalten. Im Grunde ist es unerheblich wie viele Pferde angespannt werden, weil das Gespann so schnell ist wie das langsamste Pferd. Die Anzahl der der Pferde wird nicht durch die Geschwindigkeit, sondern durch die Last bestimmt. Ochsen ziehen etwas mehr als Pferde, sind aber noch etwas langsamer.

Für eine 12 km langen Fahrt in die Stadt würde ich mit einem einspännigen Zweisitzer  etwas mehr als eine Stunde brauchen.

Das Kraftfahrzeug hat sich in den 60ern gegen die Gespanne durchgesetzt, weil die Löhne ein Niveau erreicht hatten, welches langsames Trödeln nicht mehr zuließ. Wenn man den Verkehr entschleunigt, wie die Medien und die Grünen das vorpredigen, so wird das Auswirkungen auf die Löhne haben. Man sehe sich mal die Einkommen von Lastenfahrradfahrern und Fahrradkurieren an. Die können mit den Auto- und Motorenbauern in Ingolstadt und Sindelfingen nicht mithalten.

Vor ein paar Tagen habe ich in Weimar ein armes Schwein gesehen. Es war ein Lastenfahrradfahrer. Er hat den geringen Anstieg vom Schloß zum Landschaftshaus – geschätzt 3 bis 4 % Gefälle – im Sattel nicht geschafft und mußte im Schweiße des Angesichts schieben.