Wahlprognosen für den 26. Mai

Der SPD steht am 26. Mai ein rabiater Absturz bevor. Sie wird der Hauptverlierer der Europawahl und der Bremenwahl sein. Die Wahlbörse PESM hat heute folgende Wetten am Start, die ich mit dem Ergebnis der vorausgegangenen Wahl vergleiche:

Europawahl PESM 2014 Änderung
CDU/CSU 29,2 35,3 -6,1
SPD 16,6 27,3 -10,7
Grüne 18,4 10,7 7,7
Linke 7,0 7,4 -0,4
AfD 11,9 7,1 4,8
FDP 6,5 3,4 3,1
Sonstige 10,4 8,8 1,6
Bremen PESM 2015 Änderung
CDU 26,0 22,4 3,6
SPD 23,8 32,8 -9,0
Grüne 18,3 15,1 3,2
Linke 11,5 9,5 2,0
AfD 7,4 5,5 1,9
FDP 6,3 6,6 -0,3
Sonstige 6,7 8,0 -1,3

Die Wahlergebnisse könnten im Juni in Ostberlin dieselbe Wirkung wie Ibiza in Wien entfalten, nämlich die Berliner Koalition sprengen. Die Messer in der SPD werden – wenn man der Lügenpresse traut – bereits gewetzt. Auch draußen in der tiefsten Provinz herrscht rote Anarchie. Im Kreistag Weimarer Land beispielsweise hat die SPD sechs Abgeordnete. Wenn man sie beobachtet, verhalten sie sich, als gehörten sie drei verschiedenen Parteien an. Die 17 Abgeordneten der CDU dagegen halten in der Regel immer noch in Nibelungentreue zur Führung.

Man könnte nun annehmen, daß Ibiza der AfD im Wahlkampf schadet, weil sie mit der FPÖ ja freundliche Kontakte pflegt. Beim Verteilen der Wurfzettel habe ich jedoch den Eindruck, daß die Stimmung für die blaue Sache sehr gut ist. Die Resonanz ist da, es gab in 15 Dörfern nur eine einzige Beschwerde („euer Chaotenverein“), statt dessen haben viele Leute gehupt, als sie an mir vorbeigefahren sind oder sich über die Zettel gefreut. Heute stand zum Beispiel in Mellingen ein Mann auf der Gasse, der gerade beim Umzug war. Er hat aus Neuss im Rheinland aufs thüringische Dorf gewechselt, weil es hier deutlich ruhiger ist. Vor einer Scheune in Kleinschwabhausen standen drei Rentner. Als ich ihnen die frohe Botschaft ausgehändigt hatte, war nach einem prüfenden Blick der kurze Kommentar: „Ja, das isses.“ Man liebt hier kurze Reden und lange Würste, hat eine erhebliche Distanz zur Politik, entscheidet sich dann aber doch für das kleinste Übel.

Was auffällt: Die Linke und die SPD machen im ländlichen Bereich keinen Wahlkampf mehr. Die CDU hängt dagegen alle 100 Meter ein Plakat und wirft Zettel. „Fleiern“ und „Schmeißen“ heißt das bei der Jungen Union. Der finanzielle Aufwand ist immens, der CDU kämpft bis zur letzten Patrone mit Angstschweiß auf der Stirn.

Der Fraktionsvorsitzende Mike Mohring nutzt nun auch die sozialen Medien verstärkt. Fast täglich postet er seine deutschlandweiten Termine, Teilnahme an Fernsehstuhlkreisen usw. Was allerdings skeptisch stimmt: Er bekommt etwa 90 % hämische und ablehnende Kommentare. Sein eigenes Internet-Team kämpft dagegen mit mäßigem Erfolg an. Wenn er die alte Hexe aus Templin nicht bald los wird, kann er Facebook und Instagram vergessen. Mohrings Konzept: Rechts blinken und links fahren funktioniert mit der dunkelgrünen Dr. Merkel nicht.