Bildersturm in der Kanzlerstube

Gerade hatte ich berichtet, an welcher Musik Dr. Merkill sich bei großer Hitze in Bayreuth ergötzt hatte, ohne das Zittern zu kriegen. Es wurde ja nicht die Nationalhymne gespielt.

Auch über das Abhängen von zwei Bildern des Nationalsozialisten Nolde in der Kanzlerstube hatte ich zeitnah berichtet. Nun sollten diese beiden Bilder durch andere neutralere ersetzt werden. Die Tendenz ging dahin zwei Schinken des Brücke-Malers Schmidt-Rottluf zu hängen. Dabei handele es sich um »Haus unter Bäumen« (1910) und »Häuser am Kanal« (1912), die von der Stiftung preußischer Kulturbesitz verwaltet werden. Verhandlungen über die Leihgabe waren bereits weit gediehen.

Nun kamen zwei Briefzitate Schmidt-Rottlufs an die Öffentlichkeit: Im Ersten Weltkrieg schrieb er im Sinne der „Gott-strafe-England„- Bewegung von einem „Volk, das vollkommen durch die Juden verseucht ist“. An anderer Stelle ist über Berlin zu lesen: „Diese Juden hier tragen die große Überzeugung schon öffentlich mit sich herum, dass sie nach dem Kriege auch politisch herrschen. Doch ich denke, der deutsche Gott wird uns davor bewahren und es ihnen gründlich in die Bude schneien lassen.“

Ja, auch in Merkels Bude schneit es immer wieder rein. Sie wird den Vorwurf des schlechten Geschmacks einfach nicht los. Er klebt an ihr wie Pech. Zudem ist es nicht sehr diplomatisch als Politiker Zeug an die Wände zu klatschen, welches irgendwelche außenpolitische Relevanz hat. Ich schlage vor im Kanzleramt nichts aufzuhängen, was nach 1900 gemalt wurde. Dann ist man wenn man dumm wie Brot ist und von Kunstgeschichte überhaupt keine Ahnung hat einigermaßen auf der sicheren Seite.