Eine Partei mit „absolut gemeingefährlichen“ Anhängern

Wer sich die Bilder vom Tag der Freiheit in Berlin angesehen hat, bekam Eindrücke von einer bionadebürgerlichen Übermacht auf der Straße, es überwogen Propagandadekore, Gewänder und Haartrachten, die eher dem lebensreformerischen Umfeld zuzurechnen sind, und damit dem grünen Saum. Das böse Wort Narrensaum habe ich mir verkniffen, weil des Orgateam von Querdenken einen sehr breiten Ansatz verkörpert, der auch seriöse und bürgerliche Komponenten beinhaltet.

Jede Partei hat ihre Richtungskämpfe, auch die Grünen. Sie verweigern gerade die Grätsche zwischen libertären Haltungen an ihrer Basis und berechnender Staatsfrömmigkeit an der Spitze. Die Parteiführung um Habeck will sich offensichtlich an die Medien und die CDU anschleimen und spielt die harte Kóronakarte: Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner nennt das Verhalten der Demonstranten bei der Berliner Freiheits-Kundgebung vom Sonnabend „absolut gemeingefährlich“.

Dem „Redaktionspetzwerk Deutschland“ diktierte er: „Wer die Hygieneregeln nicht beachtet, bringt sich und andere in Gefahr. Versammlungsbehörden müssen in der aktuellen Situation mit Blick auf das Virus Verbote und Auflagen entsprechend anpassen und entschlossen vorgehen, wenn sie gebrochen werden. (…) Eine kleine radikale Minderheit darf jedoch die Diskussion über die Pandemie nicht bestimmen. Dem müssen wir entgegentreten: mit Zusammenhalt, mit Menschlichkeit, mit Verstand.“

Das ist klare Kante: Mit dem Moralinkonzept die Kóronaleugner im Weichbild der Grünen zu disziplinieren, zu diskreditieren und wenn das nicht hilft zu kriminalisieren. Das grüne Tischtuch wird gerade zerschnitten, denn  in keiner Anhängerschaft gibt es so viele Gegner der Schulmedizin und von Impfungen, wie gerade bei den Grünen. Gesundheit und Wellness waren in Deutschland (und nicht nur hier) schon lange Kriegsschauplätze.

In der deutschen Parteiengeschichte gibt es zahlreiche Beispiele für solche kulturellen Zerwürfnisse, die zu Weggabelungen wurden: Die Spaltung der Liberalen in Nationalliberale und Freisinn. Die Abtrennung der USPD/KPD von der SPD. Der Krach zwischen Zentrum und Bayrischer Volkspartei. Die Gründung der WASG als Reaktion auf Hartz, die Entstehung der AfD auf Grund von vermeintlicher Alternativlosigkeit.

Psychologen sind sicher, daß man eine straffe Kampagne länger als ein halbes Jahr ohne äußersten Zwang nicht aufrecht erhalten kann. Das trifft auch auf die Kóronaregeln zu. Bereits im Mai sah ich in Apolda Moslems, die sich nicht mehr an die Maskenpflicht hielten. Bald darauf wagten sich auch erste Deutsche ohne Maske in Einkaufstempel, ohne daß das Folgen hatte. Weder gab es Verhaftungen, noch Infektionen. Man besuchte sich schon im April im privaten Bereich illegal. Erste größere Bulis wurden im Mai abgefeiert. Insbesondere die jüngere Generation hat den Kanal von den Einschränkungen voll. Wenn ich Zwanzig wäre, würde ich mich wieder mit Gleichaltrigen treffen, Keim hin oder her.

Heute habe ich mir mal die RKI-Fallzahlen angesehen. In ganz Neufünfland etwa zwanzig von insgesamt 800 Infektionen in Deutschland. Da ist der Bohei, der gemacht wird, unverhältnismäßig. Wenn ich mich mal zurückerinnere: In der Anfangszeit von AIDS starben die Leute wie die Fliegen. Mitte der 90er Jahre in Deutschland jedes Jahr um 2.000, fast alles junge Männer in der Blüte ihres Lebens, kaum ein Hundertjähriger dabei. Wenn man die verlorengegengenen Lebensjahre rechnet, war Aids schlimmer, als Kórona. Die Zahl der Aidstoten hat sich inzwischen auf unter 300 p.a, reduziert, aber es gibt sie auch noch. 2018 starben weltweit etwa 77.000 Leute an Aids. In Afrika ist es eine Volksseuche. Trotz einer gewissen Panik, Ahnungs- und Ratlosigkeit in der Anfangszeit wurde kein Shutdown verordnet, nicht einmal Darkräume wurden geschlossen, geschweige denn Diskos oder Puffs. Die Medien kümmerten sich nicht groß um die Opfer, es gab keine Krankengeschichten, ab und zu erfuhr man aus BILD mal, daß ein C-Promi, den man eh nicht kannte, den Löffel abgegeben hatte.

Damals kannte ich wenigstens noch einen der Toten, einen im übrigen sehr netten und gebildeten Mann, dieses Jahr ist weder ein Infizierter, noch ein Toter im ganzen Bekanntenkreis. Ich kenne schlicht niemanden, der jemanden kennt, der Kórona schon gehabt hat. Das ist in einem Landkreis mit 80.000 Einwohnern, wo sich nicht einmal 80 Leute angesteckt haben, auch kein wirkliches Wunder. Ähnlich sieht es in der Umgebung meines Ferienhauses auf dem Balkan aus: In der ganzen Gespanschaft – wesentlich größer als ein deutscher Landkreis – haben sich weniger als 40 Leute angesteckt.

Alle Bekannten schimpfen mit wenigen Ausnahmen über den Shutdown: Die wirtschaftlich Betroffenen am lautesten, die nicht geschädigten etwas leiser. Dabei hätte es für etwas gezieltere Maßnahmen schon Zustimmung gegeben: Daß größere Veranstaltungen in engen Räumen verboten werden, dafür hätte es schon einen breiten Konsens gegeben. Dafür, daß die Flughäfen und Grenzen geschlossen werden, solange völliges Unwissen über die Lage herrschte, auch. Aber gerade das wurde nicht gemacht. Als Trump die Flüge von Europa und Asien nach Amerika einschränkte (übrigens zu spät), wurde er von den deutschen Zeitungsheinis reflexartig kritisiert. Im bayrischen Fernsehen wurde Kórona anfangs als Verschwörungstheorie der AfD dargestellt. Daran sieht man übrigens, daß die Medien nur ein Interesse haben: Aus dem Virus möglichst viel politisches Kapital zu schlagen, der Freiheit zu schaden.

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Freiheitsfreunde lassen sich von den zwangsfinanzierten Medien und von NGO-hörigen Politikern nicht mehr zur Räson bringen. Mit jedem Monat sinkt die Zahl der Virusgläubigen, das ist von der Zahl der Neuinfektionen völlig unabhängig. Einige sinnlose Einschränkungen werden zunehmend als Belastung empfunden. Da hängt auch viel an Kleinigkeiten: Wenn ich mit der Maske beim Bäcker reingehe, kann ich wegen meiner Brille nichts sehen. Die beschlägt regelmäßig. Als ich einen Besuch bei meiner Mutter im Pflegeheim anmelden wollte, habe ich eine ganze Woche gebraucht, bis die Telefonleitung mal frei war. Eine meiner Lieblingsgartengaststätten hat dicht gemacht. Mein Nachbar hatte eine Knieoperation in den Sommer verschoben, was wegen seinem Garten eigentlich nicht paßt. Ich konnte monatelang nicht in mein Ferienhaus, als ich kam, war das Gras einen Meter hoch. War eine Schaffe das wegzukriegen. Andere Nachbarn, die ein Hotel betreiben, haben massive Sorgen. Ich frage mich immer wieder, warum Außengastronomie verboten worden war, warum der Schulbetrieb nicht dezentralisiert und damit störungsarm gemacht worden ist? Die Kinder werden jeden Tag mit Bussen in riesige Gebäude verbracht, wo hunderte Schüler und Lehrer sich gegenseitig was niesen können. Wenn der Winter kommt, sehe ich für den Schulbetrieb schwarz, weil ganz banale Erkältungen dazwischenkommen und alles verückt machen. Man könnte viel tun, um etwas Spannung rauszunehmen, aber mit einer Vollpfost*In an der Staatsspitze, die nicht mal einen logisch nachvollziehbaren Satz hinbekommt, ist Hopfen und Malz verloren. Für die Grünen dürfte sich die Covid-Geschichte als Belastungstest erweisen.

 

Grüße an den V-Schutz: Ihr beobachtet mich zwar, aber ich bin wenigstens nicht „absolut gemeingefährlich“.