Ein weiteres Kapitel Zukunftsforschung

Wir hatten bereits den erheblichen Zeitverzug zwischen dem Beginn der Jungendbewegung und 1933 erkundet, ebenso den zwischen der Reformation und dem Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs. Wobei der Kulturumschwung immer sehr schnell verlief, Monate oder wenige Jahre benötigte. Auch der Verzug zwischen 1968 und dem Merkelregime paßt in diese Betrachtung.

Ich habe grad einen weiteren schnell verlaufenen Kulturumschwung entdeckt, die Pompadourmode in ihrem Zeitbezug zum Ende des Absolutismus 1789. Die Pompadour war eine Mätresse am französischen Hofe. Ihren Bruder hatte sie zum Kulturstaatssekretär protegiert. Als sie sexuell durch jüngeres Gemüse ersetzt wurde, interessierte sie sich für die Ausgrabungen in Italien und schickte eine Expertenabordnung nach Ercolanum. Das muß 1749 gewesen sein. bereits nach drei Jahren war die römische Mode in Paris im vollsten Schwange und verdrängte barocke Quallen und Medusen, ebenso wie chinesische Fratzen und Meißner Porzellanaffen. Man sprach von der Pompadourmode, erst später vom Klassizismus.

Nun hatte diese römische Mode den Nebenbezug zur römischen Republik, war also nicht grad monarchistisch. Trotzdem dauerte es in Frankreich und Westeuropa 40 Jahre bis zum politischen Systembruch. Es scheint, als müßte das politische Personal auf dem Gottesacker landen, bis sich das Kulturelle in Politik umsetzt.

Meine schönen Leserinnen und gebildeten Leser mögen es mir verzeihen, wenn ich Sonntags immer wieder die Popularkultur durchleuchte, weil sie scheint mir entsprechend historischer Muster ein Wegweiser in die Zukunft zu sein.

Ich werde von den Kommetatoren zuweilen angezweifelt, weil die Jugendkultur nicht in allen Punkten unseren Wünschen und Erwartungen entspricht. Aber Kulturrevolutionäre haben sich noch nie vordergründig darum gekümmert, was im Detail sein wird, sie wollten vor allem das überlebte System loswerden. Im Moment sind das Wokismus, Klima, Gender, Peinlichkeit, Alaßhandel, Rassismus, Degrouth, NGOs, Kolonialismus und Zensur.