Man wird Störer nicht unbedingt verhaften
Björn Höcke hatte vor zehn Jahren mal dieses Plakat malen lassen:

Nune war wieder so ein Tiefpunkt erreicht, als Norbert Bolz des Nationalsozialismus verdächtigt wurde und Polizeibesuch bekam.
Norbert Bolz und Nationalsozialismus, das ist etwa so abwegig, als wenn Stalin wegen Aktienbesitz angeklagt worden wäre, Hitler wegen illegaler Schlachtung oder der Papst wegen Vielweiberei.
Zum Vergleich: August Bebel. Aus meinem Leben
„Am 17. Dezember (1870) morgens arbeitete ich in meiner Werkstatt, als plötzlich meine Frau totenbleich hereinstürzte und mir mitteilte, daß oben in unserer Wohnung ein Polizeibeamter sei, der mich zu sprechen wünsche. Ich wußte woran ich war. Ich eile die Hintertreppe hinauf und treffe in unserer Wohnstube den mir bekannten Beamten, zugleich aber auch einen Soldaten in kriegsmäßiger Ausrüstung. Auf meine Frage, was das bedeute, antwortete mir meine Frau, der Mann sei soeben als Einquartierung eingetroffen. Alsdann teilte mir der Beamte mit, er habe Auftrag, meine Papiere zu beschlagnahmen. Das war rasch geschehen, ich hatte für reinen Tisch gesorgt. Der Beamte erklärte weiter, er habe auch Auftrag, mich zu verhaften. Ich kleidete mich rasch um, nahm Abschied von Frau und Kind, mit der Vertröstung, ich würde bald zurückkommen, und stieg in die vor dem Hause wartende Droschke, die mich zunächst nach dem Polizeiamt, von dort nach dem Bezirksgericht führte.“
Na, gut. Bolz haben sie nicht gleich mitgenommen. Bärbel Boley hatte das vorausgesehen:
„Stasi-Strukturen (und die) Methoden, mit denen sie gearbeitet haben … All das wird in die falschen Hände geraten. Man wird sie ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien, westlichen Gesellschaft passen. Man wird Störer nicht unbedingt verhaften – es gibt feinere Möglichkeiten, unschädlich zu machen.
Aber die geheimen Verbote, das Beobachten, der Argwohn, die Angst, das Isolieren und Ausgrenzen, das Brandmarken und Mundtotmachen wird wiederkommen … Man wird Einrichtungen schaffen, viel effektiver, viel feiner als die Stasi. Auch das ständige Lügen wird wiederkommen, die Desinformation und der Nebel, in dem alles seine Kontur verliert.“

Reden wir über Bäume (Bolz).
Wir müssen sehen, dass es hier um eine wirklich wichtige Frage geht, nämlich das Verwertungsrecht an Naziparolen. Es muss gesichert werden, dass nur Linke Naziparolen verwenden dürfen, um Rechte zu stigmatisieren, aber nicht, wie bei Bolz, andersrum (sonst bräche die linke Welt zusammen).
Trotz Bohley denke ich, die nächste Parallele sind wirklich – wie Prabels Bebel-Zitat zeigt – die Sozialistengesetze. Weil auch damals das gutbürgerliche Publikum (die damaligen Zeit- und Spiegel-Leser) ganz angetan war und das alles prima fand.
Den Polizisten, der väterlich rät, Bolz möchte sich doch in Zukunft etwas vorsichtiger ausdrücken, den findet man allerdings auch im Dritten Reich und in der DDR.
Moment, hatte Bebel nicht auch immer seinen Kanarienvogel mitgenommen?
Bolz war Assistent bei Jacob Taubes, dem hat er offensichtlich nicht zugehört. Vielleicht hat er jetzt was gelernt.
Die Schere im Kopf, wie es so schön heißt. Aber Sozialismus funktioniert nur mit dem sozialistischen Menschen, und es ist eben nicht jeder gleich richtig sozialistisch. Also, gemäß der alten Schusterregel: Passt der Schuh nicht auf den Fuß, muss man den Fuß eben anpassen. Und das geht am einfachsten indem man die Gegner gar nicht erst als Gegner betrachtet, sondern als Feinde, Schädlinge, naja, alles schon Mal da gewesen.
Stalin und der Aktienbesitz: Also interessant in dem Zusammenhang ist, das das sowjetische Vorgehen beim Verteilen der Überschüsse nicht wesentlich vom westlichen Vorgehen differierte. Im Zweifelsfall entscheidet die Gier. Und die frisst bekanntlich das Hirn auf. Wenn dann noch Ideologie dazukommt….
Stalin ließ die Amis das seinerzeit größte Stahlwerk der Welt östlich des Urals errichten, da absehbar war das Deutschland – unter welcher sozialistischen Knute auch immer – gegen den Wortbruch des Nachfolgers von Wilson opponieren würde.
Kemal Atatürk ist diesbezüglich zitierfähig.
Die Dividendenversprechen enden beiderseitig immer dann, wenn sich die jeweilige Großmacht zu nah in gegnerisches Gebiet vortastet. Im Moment jedoch ist Putin derjenige, der den Ablauf bestimmt und im Zweifelsfall mit einem gigantischen Hammer auf den Tisch hauen kann. Ohne das WIR verstrahlt werden.
Ob das der Oberhäuptling der Hochstapler begriffen hat, bezweifle ich.
Was den katholischen Verzicht auf Vielweiberei betrifft: Herr Prabel! Sie träumen! Franziskus sagte der Schwulität im Vatikan den Kampf an. Er hätte sich am Schicklgruber ein Beispiel nehmen können: Der eliminierte den gefräßigen Hinterlader kurzerhand.
Hat er aber nicht.