Suche nach dem Spirit

Der Sonntag gehört der Kunst. Das neue Album Lux von Rosalía, einer katalanischen Sängerin, weckt allerseits großes Interesse, betritt sie doch das Gebiet des Glaubens. Allerdings nicht als Kriegerin der Amtskirchen, sondern sehr eigenständig und interpretationsfähig. In Deutschland liegt das Album je nach Zählung auf dem zweiten bzw, achten Platz in den Charts.

Noch vor drei Jahren suchte sie GOTT als Motorradmädchen, der Kraftstoff floß in Strömen. Es war vielleicht eine libertäre Befreiungsaktion nach den strengen Exerzitien des Lockdowns, die dem Trappistenkloster des spritzwütigen Abts Bill Gates entliehen waren.

Nun befinden wir uns in einer musikalischen Wendesituation. Deutlich mehr Interpreten sind auf Sinnsuche und beschäftigen sich mit Traditionen. Der Gangsterrap ist ziemlich durch, vielleicht auch der vordergründig politische Quark. Rosalia hat sich dezidiert apolitisch aufgestellt. Deshalb haben ihr die Woken auch schon ans Bein gepinkelt: Sie habe sich nicht für die HAMAS engagiert, so der Vorwurf.

Der Papst und die staatsgläubige EKD können aus Rosalias Spiritualität keinen Honig saugen, es ist eine gute Frage, wer an der Frömmigkeit näher dran ist. Es ist Spiritualität nicht im institutionellen Sinn, sondern als Privatfrömmigkeit.

Rosalía entzieht sich so wie Bob Dylan jedweder Überinterpretation. sie driftet im Ozean der Chiffren, der Metaphern und der Phantasie. Der Titel Berghain per esempio hat mit dem Schuppen in Berlin wenig bis nix zu tun, es könnte auch ein Hain auf einem Berg sein, das Vögelchen im Video würde wohl den Hain bevorzugen.