Die deutsche Industrie auf der Flucht (11)
Im Jahr 1905 gründete der Ingenieur Georg Knorr in Boxhagen-Rummelsburg die Knorr-Bremse GmbH, in die er einen bereits 1883 gegründeten Betrieb für Eisenbahn-Druckluftbremsen einbrachte. 1945 wurde die Fabrik russifiziert, später VEB und die Produktion von Knorr Bremse lief an einem Nebenstandort in München weiter. In München befindet sich derweilen der Firmensitz.
Knorr-Bremse ist ein weltweit tätiger Anbieter von Bremssystemen und anderen sicherheitskritischen Lösungen für Schienen- und Nutzfahrzeuge. Im Unternehmensbereich Systeme für Schienenfahrzeuge stattet das Unternehmen Fahrzeuge im Nahverkehr wie beispielsweise U-Bahnen und Straßenbahnen, aber auch Güterzüge, Lokomotiven sowie Personenverkehrs- und Hochgeschwindigkeitszüge mit verschiedensten Produkten aus. Neben Bremssystemen zählen hierzu auch intelligente Einstiegssysteme, Klimaanlagen, Energieversorgungssysteme, Steuerungskomponenten und Scheibenwischer, Bahnsteigtüren, Reibmaterial sowie Fahrerassistenzsysteme, elektrische Antriebsausrüstungen und Leittechnik. Die Unternehmensdivision Systeme für Nutzfahrzeuge bietet ihren Kunden Bremssysteme für Lkws, Busse, Anhänger und Landmaschinen. Im Bereich Chassis-Systeme engagiert sich Knorr-Bremse vornehmlich bei der elektronischen Steuerung und bei Fahrerassistenzsystemen als auch in der Luftaufbereitung. Weitere Produktfelder sind Lenksysteme, Systeme am Antriebsstrang sowie Drehschwingungsdämpfer für Dieselmotoren.
Der Konzern war über die Kóronazeit ganz gut hinweggekommen, 2024 war ein gewisses Schwächeln erkennbar, ausgelöst durch geringere Umsätze im Lkw-Bereich. Die Umsatzrendite wird mit etwas über 6 % angegeben, das Eigenkapital beträgt etwas mehr als 30 %. Verglichen mit anderen Unternehmen des Fahrzeugbaus herrscht noch Stabilität. Der Konzern dürfte von den geplanten Investitionen bei der Deutschen Bahn profitieren.
2024 wurden 47,6 % des Umsatzes in Europa und Afrika getätigt, 27,4 % in den Amerikas und 25 % in Asien/Pazifik. Der Umsatz wuchs explizit im Bereich Systeme für Schienenfahrezuge in Amerika und Asien. Alles andere schwächelte. Der Lkw-Bereich wuchs nur in Lateinamerika, ansonsten gab es zweistellige Rückgänge.
Langfristig betrachtet ist Asien ist für Knorr Bremse ein eher schwieriger Markt. In den Amerikas wurde und wird das ausgeglichen.
2024 wurden drei Unternehmen des Signalbaus in den Vereinigten Staaten für immerhin 621 Mio. € zugekauft. Das war im Bereich der Investitionen der große Batzen. Anteile der Kiepe-Gruppe aus Düsseldorf wurden dagegen für 55 Mio € veräußert. Ein Schelm, der sich dabei nichts denkt.
Im übrigen wurden an allen vorhandenen Standorten Modernisierungsmaßnahmen finanziert.
Die Nachricht kam nüchtern über eine Behörde, sorgte aber bundesweit für Schlagzeilen: Im Frühjahr 2025 bestätigte das Bayerische Landesamt für Steuern, dass eine Erbschaftssteuerzahlung in Höhe von fast vier Milliarden Euro eingegangen sei. Zuständig war das Finanzamt Kaufbeuren, der Erblasser: Heinz Hermann Thiele, Mehrheitsaktionär beim Bremsenhersteller Knorr-Bremse. Da mußten sicher auch ein paar Knorr-Aktien flüssig gemacht werden.
