Die Fragilität von Macht

C. Northcote Parkinson, ein Professor an der Raffles University of Malaya, veröffentlichte 1957 sein Buch über das Parkinsonsche Gesetz. In Kapitel VI „Das vorgeplante Mausoleum“ erläuterte er seine Beobachtung, daß lebendige und produktive Institutionen in schäbigen Unterkünften untergebracht sind. So ein Bau war zum Beispiel der Deutsche Bundestag, solange er in Bonn weilte. Oder die legendäre SPD-Baracke in Godesberg.  Northcote schreibt, daß eine Perfektion der Planung nur von jenen Institutionen erreicht wird, die sich am Beginn des Ruins befinden.

Der Reichstag in Berlin ist so ein Beispiel. Er beherbergt derzeit „unsere Demokratie“. Der preisgekrönte Völkerbundpalast wurde 1937 fertig, im gleichen Jahr, als der Völkerbund seinen Geist aufgab. Das Londoner Parlamentsgebäude wurde 1868 fertig, genau ein Jahr, nachdem die Gesetzgebungsinitiative vom Parlament an das Kabinett übergegangen war. Das Konrad-Adenauer-Haus und das Willy-Brandt-Haus in Berlin sind protzige Mausoleen zweier runtergewirtschafteter Traditionsparteien.

Heute stelle ich das Video von der Eröffnung des Palastes der Republik ein. Er wurde 1976 fertiggestellt, zu einer Zeit als sich alles im Niedergang befand. Die Zone hatte noch genau 13 Jahre dahinzuvegetieren. Etwas respektlos wurde das Gebäude als der Lampenladen bzw. als Ballast der Republik bezeichnet. Es war schon etwas mutig in einer Periode des Wohnungselends Ressourcen für einen Angeberbau zu verwenden. Die Politiker waren vor 50 Jahren keinen Deut seriöser, als heute.

Bei der Festveranstaltung zur Eröffnung des Palastes am 23. April 1976 sprach der umstrittene Hans-Peter Minetti einen quälend pathetischen Monolog. Der Bau sollte Gedanken fördern, wie ein Bergwerk Kohle. Der erste Gedanke war: Er verkohlt uns.

Sechs Tage vor dem letzten Republiksgeburtag bin ich kurz durchgegangen, um zu überprüfen, ob die niederen Bonzen, die den Bau bevölkerten, schon den Atem des Endes fühlten. Sie sind vermutlich überrascht worden, als Gorbatschoff ihnen eine Woche später den Stecker zog und das Volk auf die Straße ging..

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben,“ (Gorbatschoff)