Agitprop ist für die Katz

Viele meiner Leser haben große Sorgen daß die Jugend in der Schule verdorben und beeinflußt wird. Agitiert wird sie schon, aber verdorben nicht.

Wenn man sich die Hüpfvideos anschaut, merkt man schnell, daß die meisten Akteure genau genommen keine sind, sondern Mitläufer. Vorne in der ersten Reihen drängen sich einige häßliche Entchen ins Bild und eifern erkennbar, dahinter wird die Begeisterung schon deutlich dünner. In der hintersten Reihe reagiert keine Sau auf die Pfaffen der Klimakirche, die vorne Stimmung machen.

Die Plakate und Schildchen sind offensichtlich im Unterricht gefertigt worden, so etwa im Rahmen einer Projektwoche. Sie werden nach der Manifestation noch vor Ort liegengelassen. Das kenne ich noch vom Ersten Mai. Da wurden auch alle Fahnen und Transpartente im schnellen Lauf an die nächste Wand geklatscht oder in den Dreck geschmissen, wenn man an der Ehrentribüne vorbei war. Und ab!

Sicher wird niemand den Lehrern widersprechen, wenn die was wollen. Zum Beispiel daß man zum Hüpfen muß. Eine andere Meinung brachte schon vor tausend Jahren schlechte Zensuren. Die kann man sich sparen, wenn man so tut als ob. Gespräche mit betroffenen Schülern – interessanterweise auch aus Gymnasien – zeigen eine große Distanz der Untergebenen zu den Natschalniks. Es sind von der Weltverbesserungssucht der LehrerInnen vor allem die Gymnasien betroffen, weil die Schüler als Studienvoraussetzung gute Zensuren brauchen. Da ist man erpreßbar. In der Hauptschule, Realschule, Berufsschule oder wie sie sonst heißt bestehen diese Zwänge nicht. Es ist wieder wie im Sozialismus. Den meisten Schülern ist alles Wurscht, der Rest eifert oder geht in die innere Emigration.

Eigentlich hat man von der fünften bis zur zehnten Klasse ganz andere Wünsche, als sich von einem blassen Mond mit Zöpfen das materielle Zölibat vorschreiben zu lassen. Da wird eher überlegt, ob man nach der Schule mit einem Moped die Feldwege entlangheizen kann, welches Musikvideo man wo illegal runterziehen kann, welche Mitschüler man wie ärgern kann, was man anziehen will und mit welcher Freundin man einen klimaschädlichen Burger schlucken geht. Ob man noch mit den Eltern in die Ferien fliegt oder mit Freunden. Da darf die Demo nicht zu lange dauern. Man hat ja noch was vor.

Überzeugungen kann man nicht von der Stirn ablesen. Selbst Schwüren soll man nicht trauen. Solange es Geld, Zensuren, Studienplätze und Chancen gibt, läuft für die Herrenschicht gewöhnlich alles wie geschmiert. Zweifel werden runtergeschluckt. Aber wehe, der Machtapparat fängt an zu schwächeln. Nach Stalingrad und nach Gorbatschoff erodierte die Zustimmung zur Partei. Ich habe die Zeit noch erlebt, als mehr als zwei Millionen Genossen ihre Parteibücher entsorgt haben. Etwa ein Zehntel hatte ein bissel Probleme mit der Überzeugung. Der Rest hatte nie eine gehabt, sondern war mehrere Jahrzehnte brav den nur mäßig gefüllten Futtereimern hinterhergetrabt.

Meine Mutter hatte 45 erlebt. Da rannten in Berlin, wo nicht jeder jeden kannte, einige PGs bereits fünf Minuten nach Zwölf mit der roten Armbinde rum. Sie kannte aber doch einige, weil sie in der Reichskammer der Bildenden Künste gearbeitet hatte. Sie mußte dort unter anderem Berufsverbote in die Schreibmaschine tippen. Nur ein einziges Mal wurde sie angeforzt, warum sie in der Behörde nicht mit „Heil Hitler“ grüßen würde.

Die Krise der Bundesrepublik beginnt, wenn das Steuergeld knapp wird. Denn sie ist ein Korruptionssystem. Die Herrschenden denken, daß man mit Steuergeld alles kaufen kann. Und das stimmt ja auch. Aber mit der Zerstörung der Energiewirtschaft und des Autobaus vernichten sie ihre eigene wirtschaftliche Machtbasis, den von Helmut Kohl so genannten „Bimbes“.

89 bot im biografischen Bereich fast nur Überraschungen. Leute, mit denen ich Jahrzehnte über eine bessere Welt diskutiert hatte, verschwanden im Privaten, weil sie den Demos keine gute B-Note für die Schönheit und für Haltung abgewinnen konnten. Dagegen strömten Millionen Leute auf die Straßen, die vorher nie in Erscheinung getreten waren. Die Mehrheit schweigt und erduldet die Propaganda, in der Stunde der Not wird der ganze Ideologieballast jedoch mit einer Leichtigkeit und Bedenkenlosigkeit abgeworfen, die verblüfft. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich.

Ich schätze mal, daß von 45 bis 89 etwa 12 Millionen Leute 100 Stunden im Jahr geschult worden sind. In Gewerkschafts- und Parteiversammlungen, Parteischulen, Unterrichtsstunden in Fächern wie Geschichte und Staatsbürgerkunde.  In Kursen des Wissenschaftlichen Kommunismus, der Politischen Ökonomie und des dialektischen und historischen Materialismus. Bei der Politschulung der NVA und bei Auftritten des Bezirksreferentenkollektivs auf den Dörfern. Das ganze 45 Jahre lang. Das gibt 12 Millionen mal 100 mal 45 = 54 Milliarden Stunden Agitation und Propaganda. Wenn man zu heutigen Preisen den Wert einer Arbeitsstunde mit 30 € ansetzt, so hat das 1,6 Billionen € gekostet. War alles für die Katz. Nur Dr. Merkel als ehemalige Agitproptante hat es noch nicht begriffen.

Viele meiner Leser glauben, daß die Umerziehungspropaganda der Nachkriegszeit im Westen wirksamer war, als die im Osten. Glaube ich nicht. Im Westen ist nur viel mehr Geld zur Korruption vorhanden. Meine Tante aus MG fährt zum Beispiel alle zwei Jahre mit der SPD auf eine schöne Auslandsreise, obwohl sie nicht Mitglied ist. So einen Luxus gibt es im Osten nicht. Einfach weniger Bimbes, weniger Stimmenkauf.

Schöne Grüße an Verfassungsschutz, Stasi und Maasi, Horch und Guck. Anetta, Angela und der Wald haben Ohren, Feld Gesicht. Ich werde den Eintrag auf VK posten, weil er dort nicht gelöscht wird. Geh zu VK. Trau dich!