Konrad Kustos: Die willfährige Gefolgschaft der Mächtigen

Wenn über Kanzlerin Merkel auf Seite eins einer angesehenen Zeitung berichtet wird, sie wolle einen Streit „versachlichen“, weil es in der eigenen Partei „immer schrillere Töne“ gebe, ist das keine politische Information, sondern ein Hinweis auf den Zustand unserer Medien. Ein Artikel, der in seiner Machart nicht als Einzelfall, sondern als Teil des Mainstreams schrill und unsachlich wertet, zeigt, dass der Wertekanon der Presse in eine Krise geraten ist. Unübersehbar dreist wird hier schon in der Wortwahl unverfroren parteigenommen – eigentlich eine Todsünde des Journalismus, jedenfalls dessen, der sich noch an Werte gebunden fühlte. Tatsächlich ging es hier um die Debatte zur Armutseinwanderung, bei der einige Mitglieder der ehemaligen Volkspartei CDU nicht mehr bedingungslos der Führung bei ihrer Einwanderungspolitik folgen wollten. Und deshalb sagt uns dieses Zitat auch noch ein zweites: Der Journalismus hat sich von einer korrigierenden Gegenkraft zur willfährigen Gefolgschaft der Mächtigen entwickelt.

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