Putins Marionetten

Seit der Präsidentenwahl in den USA geistert durch die Medien, daß Trump eine Marionette Putins sei. Putin habe die Präsidentenwahl zugunsten Trumps manipuliert und zwischen beiden habe es vor der Abstimmung Absprachen gegeben. Trump als Angestellter eines finsteren Diktators. Dr. Merkel dagegen als Führerin der freien Welt, als letztes Bollwerk gegen die russische Eroberung Europas. Der Hosenanzug als Rüstung und die Raute als Talisman gegen Moskaus asiatische Horden.

Nun sind ja nicht leere Worte entscheidend, sondern mutige und entschlossene Taten. Kriege werden nicht nur mit den goldenen Federhaltern von Augstein und Prantl geführt, sondern auch durch Ressourcen und Rüstungen entschieden. Ein geopolitischer Blick auf Rußland, Deutschland, Europa und Amerika.

Rußland ist bekanntlich in starkem Maße von Energielieferungen nach Europa abhängig, da Energie der zentrale Devisenbringer Rußlands ist. Von Waren und Leistungen im Wert von 374 Milliarden €, die 2014 exportiert wurden, waren 180 Milliarden Einnahmen aus Öl und Gas, also trotz sinkenden Preisen fast die Hälfte. „Fallende Weltmarktpreise auf Kohlenwasserstoffe minderten den Ausfuhrwert das zweite Jahr in Folge“, schrieb die deutsche Außenhandelskammer. Und daß der Preisverfall teilweise durch Mengensteigerungen aufgefangen wurde. Hauptimporteure in der EU: Deutschland, die Niederlande und Italien. Diese drei Länder machen fast ein Viertel des russischen Außenhandelsumsatzes aus.

Wenn Rußland also einen Außenhandelsüberschuß produziert, so ist das zu einem guten Teil wenigen EU-Staaten zu verdanken. Wenn Rußland miltärische Stärke durch Aufrüstung produzieren kann, so ist das den Devisen aus Europa geschuldet. Der Handel mit den USA bewegt sich dagegen auf demselben Level, wie mit der Ukraine oder Belarus: Weniger als 4 % der Aus- und Einfuhren.

Die Vereinigten Staaten haben unter den Präsidenten Obama und Trump durch gesteigerte Öl- und Gasproduktion die Weltmarktpreise für Kohlenwasserstoffe in den Keller geschickt. Sowohl Saudi-Arabien, als auch Rußland, aber auch die ganze OPEC leiden darunter. Die USA haben 2015 mit 12,3 Millionen Faß am Tag Saudi-Arabien und Rußland in der Förderung überholt. Noch 2012 lagen sie weit abgeschlagen auf Platz drei. Eine amerikanische Strategie, die Rußland nutzt, können nur die „Experten“ unserer Medienhäuser erkennen. Um einen gravierenden Unterschied in der Energiepolitik Obamas und Trumps wahrzunehmen, muß man wohl in Berlin Politik- oder Kulturwissenschaft studiert haben und Halluzinationen haben.

Auch die Außenhandelspolitik des Weißen Hauses mit Gas straft unsere Medien Lügen. Obama wurde uns immer als glühender Anhänger des Freihandels verkauft. Dabei hat er amerikanische Flüssiggasexporte fast in seiner ganzen Regierungszeit strikt verboten. Eine Ausnahme wurde gemacht, nachdem Japan nach dem Tsunami durch die Abschaltung der Kernkraftwerke in Bedrängnis geriet.

Ausgerechnet der vermeintlich bitterböse Protektionist Trump hat den zwölf Mitgliedern der Drei-Meere-Initiative in Osteuropa am Rande des G20 Flüssiggaslieferungen zugesichert. Die Medienwelt steht auf dem Kopf, alle Behauptungen stimmen nicht mehr, die dreisten Lügen der deutschen Redaktionen kommen langsam ans Licht.

Der Satireblog „Postillon“ machte sich kürzlich über das ausufernde Putinbashing lustig, als er „Russohackismus“ als neue Religion der Berliner Euliten der Lächerlichkeit preisgab. Wir dürfen nun gespannt sein, ob Putin die Wahl Angela Merkels beeinflussen wird. Sie hatte ja in Rußland studiert und war sicher auch auf dem Schirm sowjetischer Geheimdienste. Mit dem gelernten Geheimdienstoffizier Putin soll sie fließend russisch sprechen. Merkel engagiert sich ja auch für die zweite Nordstream-Gasleitung, ihr Amtsvorgänger ist ohnehin bezahlter Angestellter eines staatsnahen russischen Gasproduzenten. Wenn die Groko die Bundestagswahl gewinnt, liegt das gewiß an russischen Hackerangriffen und an Hinterzimmerabsprachen zwischen Ex-Bundeskanzler Schröder und Putin.

Eine vernünftige Rußlandpolitik würde das Land so wahrnehmen, wie das Zarenreich vor 1914: Gefährlich durch Größe und Rüstungen, aber durch eine kontinuierlche Diplomatie auch einzuhegen. Daß das bereits nach dem Regierungsende des Fürsten Bismarck nicht mehr funktioniert hat, lag an der moralischen Aufladung deutscher Politik in der Spätkaiserzeit. Exemplarisch der Sozialdemokrat August Bebel: „…wenn es zu einem Kriege mit Rußland käme, das ich als Feind aller Kultur und aller Unterdrückten (…) ansähe, (…) dann sei ich alter Knabe noch bereit, die Flinte auf den Buckel zu nehmen und in den Krieg gegen Rußland zu ziehen.“ Ein ähnlich negatives Rußland-Bild hatte auch sein ideologischer Ziehvater Karl Marx. Und die ganzen derzeitigen deutschen Medienzaren sind keinen Deut vernünftiger.

Die moralische Überfrachtung der deutschen Außenpolitik, die um 1900 in den Ersten Weltkrieg führte, beobachten wir im politischen Berlin aktuell wieder. Antreiber sind zweifelsohne Merkel, Schulz, Gabriel, die gesamte grüne Führungsspitze, die mächtigen Schwulenverbände und die Femen. Statt Pragmatismus nur noch Moralin. Bismarck dagegen kannte die Stärken und Schwächen Rußlands aus seiner Zeit als preußischer Gesandter in St. Petersburg und konnte sich mit den Schattenseiten des Riesenreichs abfinden. In seinen Erinnerungen hat er die Defizite Rußlands in die Schneeglöckchengeschichte verpackt:

Einmal sah er 1861 in St. Petersburg einen bewaffneten Posten in einem Park stehen. Bismarck konnte sich über den militärischen Sinn keinen Reim machen. Er forschte nach. Niemand von den Vorgesetzten konnte ihm das Rätsel lösen. Der Posten stand eben „auf Befehl“. Ein sehr alter Bediensteter kannte die Lösung. In der Regierungszeit von Katarzyna II, also hundert Jahre vorher, hatte an der Stelle besonders früh ein Schneeglöckchen geblüht. Die Zarin hatte den Posten angeordnet, damit es nicht zertrampelt wird. Sie selbst hatte die Entfernung des Postens verbummelt und ihre Untergebenen hatten sich nicht getraut eine Entscheidung der Zarin zu hinterfragen.

Die pragmatische Politik Bismarcks muß wieder Raum greifen, wenn Merkel und Gabriel entsorgt sind. Bismarck ließ den Russen ihren geliebten Despotismus und machte zielorientierte Deals mit ihnen. Nur einmal verhaspelte er sich. Beim Berliner Kongreß 1878 wurde er zum Mittler zwischen den Interessen der Großmächte, wobei die Russen ihm das Verhandlungsergebnis übelnahmen. Zu allem Überfluß zerfetzte seine Deutsche Dogge Tyras II dem russischen Außenminister Fürst Gortschakoff (1798 – 1883) die rote Seidenhose, was in St. Petersburg zu weiterer Verstimmung führte. Nobody is perfect.