Weiß nicht, wo schon wieder der Rechtsruck ist

Die Lügenpresse überschlägt sich geradezu vor Eifer, oder ist es schon Geifer? „Mit diesem Sound zementiert die AfD ihren Rechtskurs“, „Petry sieht die AfD seit dem Parteitag faktisch in Höckes Hand“ und „Am Ende eines inhaltsfreien Parteitags triumphiert der rechte Flügel“.

Also zugegeben, von den in Hannover gewählten Vorständen bin ich einigen noch nie persönlich begegnet: Guido Reil, Kay Gottschalk, Klaus Fohrmann, Joachim Kuhs, Alice Weidel und Stephan Protschka. Da kann ich mir ein Urteil eigentlich nicht erlauben und bin auf Infos aus zweiter Hand angewiesen. Dafür sind mir die anderen Gewählten, zuzüglich Björn Höcke und Frauke Petry einmal, mehrmals oder oft begegnet.

Also ganz neutral bin ich auch nicht. Denn ich gehöre zum „Flügel“. Der wurde auf jenem thüringer Landesparteitag in Arnstadt vorgestellt, wo es damals aktuell gerade darum ging, ob PEGIDA geächtet werden soll, oder nicht. Weil ich für PEGIDA war, habe ich beim „Flügel“ unterzeichnet. War eine spontane Aktion ohne Thesen- und Theoriepapiere zu studieren. Bin später mal beim Kyffhäuser-Treffen gewesen und fand die Veranstaltung sehr o.k. Der Bericht darüber war hier auf dem Blog.

Inzwischen ist die Akzeptanz von PEGIDA und anderen Bürgerbewegungen neben der AfD eigentlich Konsenz in der Partei. Getrennt marschieren, vereint schlagen, ist so die Grundstimmung.

Also wenn man mich fragt: ich kann Meuthen, Pazderski, Weidel, Glaser und Königer nicht wirklich als Ziehpuppen von Björn Höcke einordnen, wie von Petry und den Lügenjournalisten behauptet. Da fehlt mir die Phantasie. Auch bei Guido Reil habe ich so meine Zweifel. Wer es 20 Jahre in der SPD ausgehalten hat, kann so festgelegt nicht sein. Der kommt frisch aus dem Schacht und nicht aus einer politischen Ideenschmiede. Er wurde in den Vorstand gewählt, weil er einfach ein Sympathieträger und ein Ärgernis für die SPD ist, und nicht weil man das in Erfurt unbedingt wollte. Von Frau von Storch weiß man, daß sie kein fanatischer Höcke-Fan ist.

Ich behaupte mal frech: Alexander Gauland wäre auch gewählt worden, wenn es Björn Höcke überhaupt nicht gäbe. Gauland ist eine eigenständige Integrationsfigur, wie Meuthen auch. Der wird nicht von Bornhagen aus über Funk ferngesteuert, wie es die Medien suggerieren. Es ist in Wirklichkeit so: Höcke schätzt Gaulands Rat.

Ich bin ein stolzer Thüringer, aber so vermessen zu glauben, daß Erfurt der alleinige Nabel der AfD, und Björn Höcke allmächtig ist, dazu reichts nicht. Die Medien spinnen. Man kann das Patt zwischen Pazderski und Sayn-Wittgenstein bei der Wahl zum Sprecher zum Sieg oder zur Niederlage hochtrompeten. Beides ist falsch: Es war ein hartnäckiges Unentschieden.

An einer tatsächlich vorhandenen Bruchlinie zeigt sich die Partei nämlich ziemlich unreif. Der Kampf um die Außenpolitik wird mit heiligem Eifer, statt mit kühler Überlegung geführt, und da zeigte sich tatsächlich eine fifty-fifty-Spaltung. Bei der Nichtwahl und dann Dochwahl von Georg Pazderski. Es geht dabei nicht zuletzt um den Kampf zwischen „Atlantikern“ und „Russlandfreunden“. Der ist in der derzeitigen Lage mit Frau von der Leyen an der Spitze der Bundeswehr und Frau Dr. Merkel als Kanzler ein kindisches Sandkastenspiel.

Reichskanzler von Bismarck hat seine ausgleichende und austarierte Europapolitik, welche für viele AfD-Fans vorbildhaft ist, auf dem Fundament der stärksten und schlagkräftigsten Armee des Kontinents betrieben. Auf Augenhöhe. Diese Voraussetzung gegenseitigen Vertrauens und gegenseitiger Achtung, aber auch gegenseitigen Respekts, ist nicht mehr vorhanden. Deutschland ist militärisch ein Nichts.

Mittelfristig muß das lateinische Europa eine militärische Macht entwickeln, um mit dem orthodoxen Eurasien und mit den moslemischen Anreinern im Süden eine Außenpolitik auf Augenhöhe zu betreiben. Schon weil man nicht weiß, wohin sich Amerika auf lange und mittlere Sicht entwickelt. Frankreich ist auf dem Weg zu einer neuen Friedensordnung einer der wichtigsten Verbündeten. Denn es hat den Atomkoffer. Vom Fundament einer europäischen Atommacht aus kann das Verhältnis zu Rußland entkrampft und produktiv entwickelt werden. Und gegenüber dem Islam ist dieselbe militärische Grundlage erfolgreicher Abmachungen erforderlich. Alles andere ist naiv. Gauland hat es auf dem Parteitag in Hannover klar ausgesprochen: Derzeit ist die Mitgliedschaft Deutschlands in der NATO noch erforderlich.

Die Wahlergebnisse haben gezeigt, daß fähige Kandidaten, die eine bella figura machen und eloquent sind, die die Partei voranbringen, zwei Drittel der Stimmen bekommen können. Das ist Anlaß zur Beruhigung. Meuthen hatte vor zwei Jahren in Essen 62 % der Stimmen bekommen, dieses Mal 72 % Alice Weidel hat sich von 53 auf 69 % verbessert und Alexander Gauland hat sein gutes Ergebnis mit zwei Drittel der Stimmen nahezu gehalten.

Ansonsten finde ich eine lebendige Auseinandersetzung auf einem Parteitag demokratischer, als die Kürung eines Vorsitzenden mit 100 %. Letzteres erinnert an SED, NSDAP und KPdSU. Die Lügenmedien haben fragwürdige Vorstellungen von Wahlen.