Das verpfuschte Leben als Ingenieur

In der Grundschule hing im Klassenraum eine Wandzeitung: „Die sieben Jahre“. Hauptprojekt des Siebenjahrplans war die „Erdölleitung der Freundschaft“, nach deren Fertigstellung am 18. Dezember 1963 die Wirtschaft von Braunkohle auf Erdöl umgestellt wurde. Tausende Ingenieure waren bei der Umstellung der Eisenbahntraktion von Dampf auf Öl, bei der Erneuerung von Heizungen und beim Bau des PCK, des Petrochemischen Kombinats unterwegs. Die Kohleöfen verschwanden aus den Klassenzimmern.

1980 verließ ich als frischgebackener Ingenieur die Hochschule und begann zu arbeiten. Inzwischen hieß es allerdings: Kommando zurück: Die Ostberliner Statthalter reagierten 1979 mit der Energieträgerumstellung (Abkürzung: ETU) auf eine Verknappung des Öls. Neun Jahre habe ich hauptsächlich mit Aufträgen dieser von der Partei verordneten Umstellung von Öl auf Braunkohle vergeigt. Das erste Projekt war ein Aschehängerraum für das Betonwerk Themar, es folgte eine Kesselhauserweiterung, das letzte Projekt vor dem Zusammenbruch war der Neubau eines Heizhauses in Kromsdorf. Es sollten Gewächshäuser beheizt werden, um Erdbeeren für die Marmeladenfirma Schwartau zu erzeugen. Das war jedenfalls das Gerücht, welches umging.

1990 kam das, was jeder Mensch erwartet hatte: Es hieß April-April, Braunkohle ist zu dreckig, macht Waldsterben und sauren Regen, schon wieder Kommando zurück. Im Laufe weniger Jahre wurde alles rückgebaut und außer Gefecht gesetzt, was Ingenieure und Handwerker in zehn Jahren auf Befehl der Politiker geschaffen hatten. Wer glaubt, daß die „Wende“ eine solche war und ich nach 1990 nur noch Projekte für vernunftbegabte Wesen bearbeitet hätte, der täuscht sich. Viel hat sich nicht geändert, denn immer noch bestimmen Politiker was gebaut wird. Mit demselben blinden Eifer, mit dem die Braunkohle erst schöngeredet wurde, wird sie heute verteufelt. Teilweise von denselben Leuten. Wieder Energieträgerumstellung.

Im Stalinismus hieß das „Kampagnenwirtschaft“. Ingenieure müssen die krausen Schapsideen der Versager aus der Politik seufzend umsetzen, vom Verbrennungsofen bei Adolf über den Pipi-Tank unter der Motorhaube bis zur Klospülung, in der alles liegen bleibt. Wenn was nicht klappt werden sie vors Loch geschoben. Dazu am Schluß ein haarsträubendes Exempel.

Das aktuellste Beispiel für die Gängelung der Ingenieure durch eine strohdumme und eitle Journalisten- und Politikerkaste ist der Motorenbau. Seit Jahrzehnten werden die Autohersteller mit unrealistischen Vorgaben zu ständig wechselnden „Feindgasen“ und Feinstäuben gezwiebelt. Weil angeblich Hunderttausende Leute an Abgasen sterben. Das wachsende Durchschnittsalter der Leute straft das allerdings Lügen. Mit demselben Recht könnte man behaupten, daß Millionen Zuschauer jedes Jahr an der „ausgewogenen“ Berichterstattung der Tagesschau sterben, weil sie sich über Laus Leber ärgern.

Man muß heutzutage weder an einer Straßenkreuzung von zwei Bundesstraßen wohnen, noch muß man das Fernsehen anstellen. Es gibt aus wirtschaftlichen Gründen kein Recht darauf 100 Jahre alt zu werden. Viele Leute verschleißen sich im Beruf an anstrengenden Arbeiten und am schlechten Wetter. Gerade die Motorisierung und Mechanisierung war es, die die Verletzungen, die Verschleißkrankheiten und Todesfälle in der Arbeitswelt und im Verkehr reduziert hat. Die Verteufelung der Technik und ihre Problematisierung waren immer ein Hobby der in der warmen Stube schaffenden Stände.

Die deutschen Pseudoeliten können ohne Kampagnen nicht leben. Immer muß irgendwas von zentraler Stelle aus bekämpft, eingeführt oder vernichtet werden. „Wir müssen noch ein bißchen an den Stellschrauben drehen“ ist so eine Lieblingsparole von ahnungslosen Weltverbesserern, die nur ein abgebrochenes Politikstudium vorweisen können. Einwänden von Fachleuten wird von vornherein aus dem Weg gegangen. Die Befehle laufen lange Befehlsketten entlang, nie bekommt ein grüner Politiker einen Ingenieur zu Gesicht oder ein Ingenieur einen EU-Kommissar. Alles läuft wie bei VW.

Die Journalisten, Politiker und Umweltverbände wenden sich an die EU-Kommission, dort werden hirnverbrannte Grenzwerte für Klospülungen, Staubsauger und Motoren ausgeheckt und dann sollen die Hersteller irgendwie klarkommen. Natürlich wissen die Ingenieure was geht und was nicht. Kein Ingenieur war in den achtziger Jahren so blöde, an die Effizienz von Braunkohle für die Heizwärmeerzeugung zu glauben. Ich kenne keinen Fachmann, der sich heutzutage nicht über die unwissenschaftlichen Wärmeschutznachweise lustig macht. Ähnlich ist das im Motorenbau: Intelligente Leute wissen über die Haken und Ösen der Brüsseler Vorgaben ganz genau Bescheid. Letztlich wird die Dauerhaftigkeit, Betriebssicherheit und Wirtschaftlichkeit der Antriebe ruiniert. Jeder weiß es und alle Hersteller machen mit.

Die Kraftfahrer werden schon jetzt mit steigenden Anschaffungs- und Wartungskosten, immer mehr Rückrufen und Störungen genervt. Ich hatte 2017 einen fabrikneuen Sprinter gekauft. Der ging auf jeder dritten Kreuzung und in jedem zweiten kleinen Kreisverkehr aus, bis „die Motorsoftware neu aufgespielt“ war. Vor 20 Jahren wäre das beim Daimler undenkbar gewesen.

Zum Schluß noch eine Räuberpistole aus dem sozialdemokratisch dominierten VW-Konzern. Volkswagen hat den wegen des Abgasrechtsstreits in den USA verurteilten VW-Ingenieur Oliver Schmidt fristlos entlassen. Ein US-Richter hatte ihn Anfang Dezember zu sieben Jahren Haft verurteilt.

Nach Informationen der BILD am Sonntag werden Schmidts Anwälte eine Kündigungsschutzklage gegen VW einreichen. Sie werden auf seine langjährige Tätigkeit bei VW hinweisen und darauf, dass er sich in dieser Zeit immer loyal verhalten habe.

Schmidt wußte natürlich wie viele andere auch vom Abgasmanagement bei VW. Seine Aufgabe war es die amerikanischen Behörden hinzuhalten. Aus Mails ging hervor, dass Schmidt dies stets in Abstimmung mit dem Top-Management des Konzerns tat.

Die gewissenlose SPD-Kanaille Stephan Weil, die seit 2013 zusammen mit 11 (!) Gewerkschaftern und Betriebsräten im VW Aufsichtsrat hockt, hat die Kündigung nicht verhindert, vielleicht sogar noch betrieben. Das ist SPD-Verrat am Arbeitnehmer vom Feinsten. Niemals sollte diese asoziale Drecks-Partei von „mehr Gerechtigkeit“ fabulieren, solange in ihrer Reichweite solche Schweinereien passieren. Niemals wieder sollte ein Sozialdemokrat das Wort „Kündigungsschutz“ in den Mund nehmen dürfen. Elf Gewerkschafter im Aufsichtsrat. Pennen die alle? Sind die Diäten zu hoch? Werden die immer noch mit Lustreisen korrumpiert?

Der Ingenieur ist immer das erste Bauernopfer der grünen Illusionisten und der roten Heuchler. Die Ingenieure müssen sich stärker gegen das verdorbene Establishment wehren. Die AfD hatte in letzter Zeit viele Eintritte von Ingenieuren. Zufall?