Als Ungarn, Kroaten und Slowaken Berlin eingenommen haben

Im Sommer hatte ich auf meiner Balkanreise Budapest besucht und saß in einem Cafe am Rande des Burgbergs. Gegenüber befand sich ein Denkmal. Nach einer Weile fiel mir auf, daß die Ungarn sich an dem Pferd zu schaffen machten. Es war am Gehänge ganz blank gescheuert. Letztere Begrifflichkeit muß ich der Leserin erklären.

Ein Vater besuchte mit seiner Tochter den Buttster Pferdemarkt. Buttstädt war zu jener Zeit eine nahrhafte Stadt im ersten Verwaltungsbezirk des Großherzogtums Sachsen-Weimar, heute gehört sie zum Kreis Sömmerda. Nach der Besichtigung der Wallache, Gäule, Hengste, Stuten und Fohlen stellte die Tochter doch noch eine verfängliche Frage: „Was issn das da ungne?“ Der Vater schluckte eine Sekunde und erklärte: „Das Gehänge“. Die Tochter stellte keine weiteren Fragen und ihr Erzeuger war mit seiner Antwort hochzufrieden.

Am folgenden Sonnabend ging die Tochter das erste Mal auf Redutte. Am Sonntag wollte die Mutti wissen, wie es denn nune gewesen sei. „Nuja“. Die Mutter wollte es etwas detaillierter wissen: „Hast du denn auch getanzt?“ „Nuja“. Noch genauer: „Hat er dich denn auch nach Hause gebracht?“ Immer och „Nuja“. „Wo isser denn härgewese?“ „Wennsch nachm Gehänge geh, warer aus Buttst.“

Jakob Augstein würde an dieser Stelle wieder einmal das helldeutsche Blut gefrieren und er würde Relotius eine finstere Geschichte über Buttstädt schreiben lassen. Ein Nest voller ländlicher Narren. So wie das Endemol mit der Stadt Artern gemacht hatte.

Aber zurück nach Budapest. Auf dem Pferd sitzt András Hadik, der als Feldmarschalleutnant im Dienste unserer Kaiserin Maria Theresia im Oktober 1757 mit 3.000 Mann von der kroatischen Militärgrenze und aus der nördlichen Slowakei sowie 2.500 kroatischen und ungarischen Reitern, darunter das ruhmreiche Husaren-Regiment aus der Baranya, Berlin einnahm. Das Schlesische Tor südlich der heutigen Oberbaumbrücke wurde gestürmt und die preußischen Verteidiger zusammengehauen. Berlin zahlte 225.000 Taler Aufwandsentschädigung an die Ungarn und diese verließen die Stadt wieder ohne größeren Schaden anzurichten. Die Kaiserin schrieb Hadik daraufhin folgende lobende Anmerkung:

„Wir haben Dir andurch unsere ob der von Dir so klug und wohl ausgeführten Unternehmung gegen Berlin geschöpfte gnädigste Zufriedenheit, und dass uns die hierbei von den Generalen, Officiers und Gemeinen nicht nur erwiesene standhafte Tapferkeit, sondern auch der von letztern in sothaner occassion bezeigte blinde Gehorsam und eingezogenem Betragen zu ausnehmenden Wohlgefallen gereiche, zu erkennen zu geben, das Vergnügen machen wollen und beziehen uns das Weitere auf jenes, was wohl dir, als unserm Oberstfeldzeugmeister Baron Marschall durch unsern Hofkriegsrath diesfalls zukommen wird. Dir mit kaiserlich-königlicher Huld und Gnade gewogen bleibend.“

Hadik wurde später zum Reichsgrafen Futaki Hadik András gróf geadelt. Das slowakische Verteidigungsministerium hat am 1. September 2004 die neue Akademie der slowakischen Streitkräfte nach ihm Národná akadémia obrany maršala Andreja Hadika benannt. Das  österreichische Bundesheer benutze bis 2015 die Hadik-Kaserne in Fehring. Der Ausmusterungsjahrgang 2003 der Theresianischen Militärakademie trug den Namen „Reichsgraf Hadik“.

Das Andenken unseres Reichsgrafen wird im ganzen Osten sehr gepflegt, weil die Expedition nach Berlin ein gelungenes Husarenstück war.

1970 wurde der Mantel- und Degenfilm „Husaren in Berlin“ mit Manfred Krug in der Rolle des Hadik gedreht.

Das war noch zur Regierungszeit des Sachsen Ulbricht. Unter dem Preußen Honecker wäre so ein Streifen natürlich nicht mehr in die Tüte gekommen.