Kreide fressen nutzt nichts – Wolf bleibt Wolf

Bernd Lucke wollte die AfD als wohlsituierte Honoratiorenpartei positionieren. Alles sollte so bleiben, wie bei der Gründungsversammlung im Februar 2013 im Taunus.  Konrad Adam, Bernd Lucke, Martin Renner, Bernd Seitz, Norbert Stenzel, Markus Keller, Jobst Landgrebe, Jörg Bohne, Michael Heendorf und neun weitere wohlsituierte Herren waren in Oberursel in dunklen Anzügen zusammengekommen, die beiden eingeladenen Damen – Dagmar Metzger und Frauke Petry – hatten keine Zeit gehabt. Lucke hatte 2013 bis 2015 einen verzweifelten Kampf gegen die Tendenz zu einer Volkspartei geführt. Das war von Anfang an aussichtslos, denn nicht nur die FDP und die CDU hatten ihr traditionelles Profil verloren, sondern auch die Sozialdemokraten und die Linken kämpfen schon seit dem Ende der Schröderregierung mit hausgemachten Imageproblemen. Zunehmend traten wegen Alternativlosigkeit also auch Arbeiter und Kleinhandwerker in die AfD ein, was einen etwas kräftigeren Stallgeruch verursachte.

Auch auf lokaler Ebene gab es wegen den Eintritten Späne. Im Kreisverband Mittelthüringen beispielsweise ließ der damalige Sprecher Oskar Helmerich Mitgliedsanträge einfach liegen, die er für nicht passend hielt, was ihm zunehmend Kritik einbrachte und mit seinem Wechsel zur SPD endete. Es waren die typischen Probleme einer schnell wachsenden Organisation.

Lucke verlor den Kampf um die Reinheit im Tempel derjenigen, die wegen Griechenland Angst um die Werthaltigkeit ihrer ersparten Fünfhunderteuroscheine (die gab es bis Januar 2019 noch) hatten. Mit der Grenzöffnung der Kanzlerin verzwergte das Griechenlandproblem und die von Anfang an im Parteiprogramm enthaltene geordnete Zuwanderung gelangte stärker in den Focus.

Nicht ganz unschuldig am Scheitern Luckes waren die Lügenpresse und das zwangsfinanzierte Staatsfernsehen, die ihn bis Ende 2014  oft sehr negativ darstellten, so daß die auf ihre Reputation bedachte Klientel, welche er bespielen wollte, zunehmend verschreckt wurde und  verängstigt in Deckung ging. Eine Nazizeitung (oder war die schon islamisiert???) druckte beispielsweise ein Foto, auf dem der Kirchgang seiner Familie abgebildet war und schürte die Abneigung gegen das Christentum.

2015 quittierten in Thüringen einige Bundeswehroffiziere, ein Caritasgeschäftsführer, der Expräsident einer Landesbank und andere Honoratioren ihre Mitgliedschaft, teils weil sie von ihren Arbeitgebern bedrängt wurden, teils aus eigener Überzeugung und manchmal aus Treue zu Lucke.

Nach seinem Scheitern auf dem Parteitag im Juli 2015 trat Lucke enttäuscht aus der AfD aus und bekämpfte sein eigenes Werk oft heftig, wober er immer wieder den Vorwurf der Rechtsradikalität erhob. Daraus könnten naive Zeitgenossen folgern, daß er von der Merkeljugend nun in Ruhe gelassen wird. Irrtum. Aus Zeitungsberichten kann man entnehmen, daß seine Rückehr an die Uni Hamburg wohl nur mit Polizeieinsatz, Gummigeschossen und Tränengas möglich sein wird. Der AStA der Universität kündigte für den 16. Oktober eine Kundgebung unter dem Motto: „Lucke lahm legen“ an.

„Mit dem anstehenden Beginn des Wintersemesters 2019/20 haben wir uns nochmals im Rahmen einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. In dieser fordern wir unter anderem mit dem Arbeitskreis Plurale Ökonomik Hamburg „eine Vielfalt der Forschung und Lehre und damit einhergehend eine Offenlegung der Annahmen bei der Produktion von Wissen. Die Persona Lucke lehnen wir ab, mit dem Verweis, dass er und die AfD ein Extrembeispiel der ideologiegelenkten Wissenschaft darstellt, die fälschlicherweise unter dem Begriff der Wertneutralität in der Neoklassik propagiert wird.“ 

Der neostalinistische Chef des Studentenausschusses, Karim Kuropka (der Name täuscht, es handelt sich nicht um einen taffen Araber, es ist ein volksdeutscher blonder Milchreisbubi ohne Lebenserfahrung), äußerte Zweifel an der Neutralität der Lehre: „Bernd Lucke vertritt als Wirtschaftswissenschaftler ein Modell, welches einen schlanken Staat, den weiteren Abbau der Sozialsysteme und noch freiere Märkte fordert.“

Du kannst es der Merkeljugend nicht recht machen. Auch marktwirtschaftliche Positionen helfen nicht gegen Naziverdacht und nicht gegen den totalen Verschiß. Ich erinnere mich, wie ich 2009 Plakate für die FDP aufgehängt hatte. Die wurden nicht nur runtergerissen, sondern auch noch zerfetzt. Da war richtig Wut im Spiel. Drohgebärden gegen eine Partei, die zu 80 % aus Angsthasen besteht, die der Messerkanzlerin 2009 bis 2013 nicht den geringsten Widerstand leisteten. Die AfD genießt heutzutage wenigstens Respekt. Deren Tafeln werden – wenn überhaupt – säuberlich abgehängt und entsorgt. Eine Kommentatorin aus dem faschistoiden Merkelmilieu bedauerte kürzlich, daß das Abhängen wegen der Höhe halsbrecherisch wäre.

Der Fall Lucke beweist wieder einmal: Zurückweichen vor der Reaktion nutzt nichts. Die Ökonazis wollen die Koordinaten immer weiter nach der Steinzeit verschieben, da ist alles im Weg, was auch nur drei Zentimeter rechts von Kahane, Soros, Greta und Rackete ist.