Vielfliegerei und Heimaturlaub von Flüchtlingen

Solche schmierigen Empörungswellenreiterinnen wie Greta oder Langstreckenluisa hat es schon immer gegeben. Nein, Rosa Luxemburg oder auch ihr Double – Sahra Wagenknecht – meine ich nicht.  Diese beiden lagen ja eher etwas quer zum Mainstream. Ich meine die Einstreu, die stets in den Güllerinnen der medialen Schweineställe mitschwimmt. Solche Edelnutten des Zeitgeistes wie Madame Pompadour, Gräfin Cosel oder Leni Riefenstahl wußten sich durch Anwanzen in die vorderste Reihe zu schieben, so wie heute die Klimamätressen der Großkopferten.

Die zeitgenössische Ausformung dieses ungebremsten Machtwillens sind die Höheren Töchter der FfF-Bwegung, idealtypisch vertreten durch Langstreckenluisa. 1975 und Folgejahre war mir schon mal exakt derselbe Typus über den Weg gelaufen.  Es war Carla Gonzalez, Spitzname: „Das Zentralkommitee“.

Im September 1973 endete das kommunistische Experiment in Chile. Im Folgejahr sickerten zahlreiche chilenische Anhänger des Linksextremismus in die DDR ein. Einige verhielten sich recht unauffällig und gingen ihren Studien nach. Andere spielten sich auf und hielten sich für extrem wichtig. An der damaligen Hochschule für Architektur und Bauwesen in Weimar war es Carla Gonzalez, die sich ständig in die vorderste Front drängte. Die Hochschulleitung unterstützte das, weil ausländische Phantasten, die die DDR schön fanden, so rar wie Goldstaub waren. Mit Kommunisten aus dem NSW (NSW = Nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) versuchte man die ostdeutsche Tristesse aufzuhübschen.

War irgendeine Festveranstaltung, ein Solidaritätsmeeting, eine Propagandaschau, immer saß Carla im Präsidium und gab ihren Senf dazu. Zu Anfang hieß sie im Volksmund „Frau Wichtig“, später nur noch „das Zentralkommitee“. Bei einigen Professoren wie Prof. Bach und beim Parteisekretär Bernd Grönwald ging sie auch zuhause ein und aus. Einmal mußte ich nachts die Hochschule bewachen, da war noch zu nachtschlafender Zeit um 22:30 ein dringendes Gespräch ins Wohnhaus von Grönwalds zu vermitteln.

Carla hatte keinen Kerl. Entweder alle Männer gingen ihr geflissentlich aus dem Weg, oder sie selbst hatte nur Zeit für den politischen Kampf. Ständig reiste sie zu superwichtigen konspirativen Treffen, die den regierenden General Pinochet so brennend interessierten, wie die Wasserstandsmeldung.

Meine Freundin studierte zu der Zeit Stadtplanung und kam zweimal mit Carla in Berührung. Das erste Mal tagte eine SED-Disziplinarkommission, zu der auch Gonzalez von der KP Chiles gehörte, um sie zu mehr Studiendisziplin anzuhalten. Das zweite Mal wurde sie – wie alle anderen Studenten auch – moralisch unter Druck gesetzt zu arbeiten, um Geld für einen Flug von Gonzales nach Chile und zurück zu finanzieren. Alle aus dem Studienjahr schufteten mehr oder weniger, um keinen Ärger zu bekommen und lieferten Geld ab. Nur Carla selbst hatte es nicht nötig. Sie verschanzte sich hinter wichtigen politischen Aktivitäten. Es war eine bodenlose Frechheit: Diejenigen, die lebenslang eingesperrt waren, finanzierten einem Reisekader eine Fernreise ins NSW. Niemand von den deutschen Studenten hatte jemals ein Flugzeug von innen gesehen.

Die Anekdote erinnert sehr an die globalen Reiseaktivitäten von Langstreckenluisa und Kerosinkatha. Und an die Heimaturlaube der sog. „Flüchtlinge“. Heute gibt es arme eingesperrte Hungerleider nur noch in Nordkorea. Alle anderen genießen volle Freiheit, weil sie ein- und ausreisen können. Syrien ist gegen die ehemalige DDR ein absolut liberales Land. Jeder kann rein und raus. Selbst in den Islamischen Staat verkehrten täglich Reisebusse, wobei es für Christen, Heiden, Alawiten und Schiiten sicher nicht ratsam war, diese auch zu benutzen. Es konnte den Kopf kosten. Die Ausreise mit einem Kamel über die gelbe Grenze (Wüste) war jederzeit möglich.

Die einzigen, die nach dem Zweiten Weltkrieg wirklich unterdrückt und eingesperrt worden sind, das waren damals wir, die Nordkoreaner, die Albaner, die Rumänen, die Kubaner, die verschiedenen Sowjetvölker und zeitweise auch die Chinesen. Alle anderen sind mit unserer damaligen Rechtlosigkeit überhaupt nicht zu vergleichen. Es sind Simulanten und Lügner.