Merkels Negerlein

Die Blut- und Messerkanzlerin kommt aus einem Haushalt, wo fromme Losungen gelesen wurden, Pakete aus dem Westen geöffnet, und wo man Rüstzeiten besuchte. Ich kann mich da ein bißchen reindenken, denn ich hatte in Ansätzen auch eine christliche Erziehung und war auch mal bei so einem frommen Ferienlager. Selbst in der Zone, die nach außen fast hermetisch abgedichtet war, spielte Afrika eine gewisse Rolle als Projektionsfläche von Fernweh.

Zum Beispiel beim Verzehr von verhaßten Speisen. Ich war ein extrem schlechter Gemüseesser. Wenn ich nur Porree sah, hob sich schon mein Magen. Brokkoli gab es damals in den 50ern und 60ern – Gott sei Dank – noch nicht, aber Blumenkohl leider schon. Auch da war ich kein Fan von. Zu Anfang versuchten es die Erwachsenen immer im Guten: „Denk mal an die armen Negerlein, die würden den Porree sofort essen.“ In solchen Fällen hoffte ich immer, der liebe Gott würde Blitze nach Süden schleudern oder den mit Gemüse versifften Teller nach Afrika beamen. Statt dessen erbrach ich mich beim Dienst an meiner Vitaminaufnahme sonntags regelmäßig.

Im Westfernsehen kam einmal in der Woche am Nachmittag eine Kindersendung mit Klaus Havenstein. Das war ein netter Teddy, hier ein kurzer Clip mit ihm:

Auch bei Havensteins Kindernachmittag kam Afrika nicht zu kurz, allerdings war der Blick auf den schwarzen Kontinient damals schon so paternalistisch wie heute. Einmal zeigte er einen Kurzfilm, wo ein Negerkind von einer Giftschlange angekrochen wird und in diesem Moment kommt ein weißer alter Mann mit einem Peacemaker, der das eklige Reptil abknallt. Aus diesem Holz war eigentlich alles mit Afrika geschnitzt. Der gute Onkel aus dem Westen macht Entwicklungshilfe, weil er alles weiß und alles kann.

Man hatte und hat sich vom Missionieren, welches in der Kolonialzeit weit verbreitet war, noch nicht gelöst. Wirklich bís heute nicht. Die NGOs von der Klimasekte haben ganz Afrika inzwischen mit einem dichten Netz von Missionsstationen überzogen, und kochen ihr Süppchen mit Solarkochtöpfen. Eine flächendeckende Propaganda, von der die Katholiken und Protestanten des 19. Jahrhunderts, die sich mühsam von Spenden ernährten, nur träumen konnten. Um in die Kinderzeit von Angela Merkel zurückzukommen: Afrika war für die Christen der 50er und 60er Jahre ein Labor zum Betutteln und Befummeln, aber auch ein Hort der voyeuristischen Phantasien von Wildheit und Verderbtheit.

In der Jungschar kursierte damals noch die alte Ausgabe der „Mundorgel“, ein frommes Liederbuch von 1952 mit Texten, die überwiegend die Wandervogelromantik versprühten: „Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord“, „Die Affen rasen durch den Wald, der eine macht den andern kalt, die ganze Affenbande brüllt: Wo ist die Kokosnuß? Wo ist die Kokosnuß? Wer hat die Kokosnuß geklaut? Die Affenmama sitzt am Fluß und angelt nach der Kokosnuß, die ganze Affenbande brüllt: Wo ist die Kokosnuß? Wo ist die Kokosnuß? Wer hat die Kokosnuß geklaut?“, „Negeraufstand ist in Kuba, Schüsse peitschen durch die Nacht. In den Straßen von Havanna werden Weiße umgebracht. Hea humbassa hea humbassa hea hea ho. In den Nächten gellen Schreie Köpfe rollen hin und her Schwarze Negerhände greifen nach dem Goldzahn und noch mehr. Hea humbassa hea humbassa hea hea ho“. Diese Auszüge habe ich mal eingestellt, um das zeitgenössische Denken zu illustrieren. Es war ein Mix aus Abenteuer, Wildheit, Gefahr und Tarzans Schrei.

In den ostdeutschen Pfarrhäusern kam dank Westpaketen schon in der Mitte der 60er Jahre die Ideologie der „Eine Welt“ an. In Wirklichkeit blieb man bei den frommen Freunden Afrikas paternalistisch und wußte immer genauestens was für andere gut ist, man zelebrierte das aber ab 1965 unter dem Mantel der Bescheidenheit. Jesus mochte solche Heuchler nicht, er konnte auch keine erfolglosen Start ups leiden – egal ob „Projekte“ oder „Fördermaßnahmen“ – und die Arbeiter im Weinberg, die nicht um sieben losgezogen waren, bekamen auch nichts. Er war in wirtschaftlichen und allgemeinmenschlichen Fragen viel taffer, und ein besserer Menschenkenner, als er heute von an allgemeiner Ineffizienz interessierten parasitären Kreisen landläufig dargestellt wird.

Dr. Merkel hat inzwischen mitbekommen, daß sie in Deutschland sehr umstritten ist, und daß ihr in der EU niemand mehr aus der Hand frißt. Sie behilft sich inzwischen mit Fernreisen zu den Vereinten Nationen, nach Afrika, Indien, China, wo man sie noch nicht so gut kennt. Sitzt sie zwischen Häuptlingen lächelt sie glücklich. Ich denke, den Dritte-Welt-Knall hat sie sich bei Rüstzeiten und in Eine-Welt-Workshops geholt.