Mohring muß mal und kann nicht

Im Oktober hatte die CDU noch 21,7 % der Stimmen bei der Landtagswahl erhalten. In der optimistischen Erwartung, daß Mike Mohring Ministerpräsident einer bürgerlichen Regierung würde. Die Zeit seit Ende Oktober ist verstrichen und der verwunderte Wähler hat eingesehen, daß Mohring nicht will. Oder daß er schon will, es aus Berlin aber ein Verbot gibt. Eine aktuelle Umfrage von Infratest dimap zeigt Ende Januar nur noch 19 % für die Union. Das heißt die CDU hat seit dem Herbst schon wieder jeden Achten ihrer Wähler verloren.

Der aufmerksame Beobachter der von Mike Mohring angestrebten „Projektregierung“, die eine Neuauflage der Nationalen Front unter Führung der SED ist, hatte eh nicht vermutet, daß der Wähler das Gemache mit der Linkspartei gewollt hat. Wer CDU wählt, will nicht SED (abgesehen von ein paar sesselklebenden NF-Altfunktionären).

Der Chef der Thüringen-CDU neigt nach wie vor zum Irrlichtern. Zum Politischen Aschermittwoch im Februar hat er Friedrich Merz eingeladen, der für ein etwas konservativeres Profil steht. Der Saal ist schon jetzt ausverkauft. In Schloß Ettersburg diskutierte er in vergangenen Jahren mit Prof. Werner Patzelt von der Werteunion und mit Michael Klonovski, der im Internet Reaktionäres vom Tage postet. Andererseits besuchte er eine sehr linkslastige Veranstaltung der taz oder er sucht unsolide Fernsehsendungen heim bzw. schreibt in der Superillu des schillernden westdeutschen Burda-Konzerns. Mohrings verbliebene Anhänger kritisieren dieses Hin und Her oft auf seiner Facebookseite.

Der Wähler wird es auch nach noch wortreicheren Erklärungen nicht verstehen, daß man Ministerpräsident werden könnte, aber nicht will. Der krasse Fall von Selbstfsselung ist in der deutschen Nachkriegsgeschichte beispiellos.