Klatsche für Ramelow und Mohring

Die heutige Wahl des thüringer Ministerpräsidenten war ein Lackmustest, was CDU und FDP eigentlich wollen. Eine eigene Minderheitsregierung oder eine solche der Linken. Die ersten beiden Wahlgänge hatten bereits gezeigt, daß es an den Rändern der CDU bröckelt. Im ersten Wahlgang hatte Bodo Ramelow (Linke) eine Stimme mehr, als sein Bündnis im Landtag hat, im zweiten Wahlgang gab es sogar zwei Überläufer. Auch der parteilose Bürgermeister Christoph Kindervater hatte im ersten Wahlgang drei Stimmen mehr erhalten, als die AfD Abgeordnete hat. Offensichtlich drei von der CDU, Fraktionschef Mike Mohring hatte seine Truppen nicht im Griff. Weder nach links noch nach rechts konnte er dichtmachen.

Der dritte Wahlgang endete mit einem Paukenschlag. Der FDP-Fraktionschef Thomas Kemmerich – seine FDP hatte die 5-Prozenzhürde mit Müh und Not geschafft – erhielt 45 Stimmen, Amtsinhaber Ramelow 44. Kemmerich hatte ja nur unter der Bedingung kandidiert, daß die AfD auch enen Kandidaten aufstellen würde. Das haben die Alternativen gemacht und trotzdem Kemmerich gewählt. Offensichtlich geschlossen. Im Fußball nennt man das „Verladen“.

Ich habe mir das Gesicht von Kemmerich während des Wahlgangs angesehen. Er wollte schon gerne avancieren. Und nun ist er für mich nicht ganz überraschend der erste FDP-Ministerpräsident in Deutschland seit 67 Jahren. Er ist das letzte Vierteljahr von ganz vielen Bürgern bekniet worden sich zur Verfügung zu stellen. Immer ist er ausgewichen und hat nichts versprochen. Und nun hat er offensichtlich das gemacht, was Hans-Georg Maaßen vorgeschlagen hatte: Sich im Landtag zu stellen und mal zu sehen, was passiert. Nur daß nicht Mohring die Gelegenheit ergriffen hat, sondern der Chef der kleinsten Partei.

Die Ehre der FDP ist erst mal gerettet, die AfD hat taktisch diszipliniert und trickreich gehandelt. Besonders muß man dem Dorfbürgermeister Christoph Kindervater danken, der mit seiner Bewerbung die Verhältnisse zum Tanzen gebracht hat. Die von Mohring angestrebte Projektregierung unter Führung der Ex-SED ist erst mal vom Tisch. Aber das, was uns erwartet, hat natürlich angesichts der Verhältnisse keine klaren Kanten. Es wird Gewurschtel.