Den letzten beißen bei der Geldanlage die Hunde

Daniel Stelter setzte sich in einem seiner letzten Posts mit einer Analyse der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) auseinander, wo es insbesondere um das Thema Inflation ging. Bereits 2009 warnten viele Ökonomen und Crashpropheten vor Inflation. Sie behielten nur in Bezug auf die Vermögenspreise recht, in der Kaufhalle blieben die Preise einigermaßen stabil. Die Preise von Aktien, Edelmetallen und Immobilen gingen allerdings durch die Decke. Wer gleich 2009 in Sachwerte ging, hat nichts falsch gemacht, alle Sachen sind im Verhältnis zu Papiergeld aufgewertet. Oder umgekehrt: Papiergeld ist gemessen an erstrebenswerten Dingen weniger wert. Eine Quelle der großen Vermögensunterschiede in Deutschland ist das.

Ich war von 1999 bis 2016 Bürgermeister und konnte die Haus- und Grundstückspreise von der Seitenlinie aus beobachten. Die Preise für landwirtschaftliche Flächen verdoppelten sich in dem Zeitraum, die Immobilienpreise verdreifachten sich mindestens, denn 2015 begann ganz plötzlich die Stadtflucht. Konnte man einen EW 65B auf dem Orte vor 2008 noch für 35.000 € erwerben (mehrmals passiert), so schwankt der Preis derweil zwischen 100.000 und 200.000 €.  2008 betrug das deutsche BIP 2,55 Bio. €, 2019 waren es 3,44 Billionen, eine Steigerung von 35 %. Der Dax stieg im selben Zeitraum von 7.000 auf 13.000, also um 86 %. Gold stieg von 900 auf 1.500 $ pro Unze. Wie gesagt, man muß die Vermögenspreise ja an irgendetwas messen, und das ist zunächst die Wirtschaftsleistung. Diese Messung selbst ist nicht störungsfrei: Die Leistung der Immobilienwirtschaft incl. Bauwesen und der Edelmetallhandel beispielsweise sind durch die Preisentwicklung etwas aufgepumpt und damit auch das BIP.

Daniel Stelter wagt eskortiert von den Erkenntnissen der BIZ einen Blick in die Zukunft:

„Wir werden mehr Kostendruck sehen, der sich vorerst in geringeren Gewinnmargen, perspektivisch in höheren Preisen, niederschlagen dürfte. Dies vor dem Hintergrund eines Szenarios, das sich laut BIZ am ehesten mit der Situation nach dem Zweiten Weltkrieg vergleichen lässt: hoch verschuldete Staaten, mehr staatlicher Einfluss in der Privatwirtschaft und eine Abkehr von der Globalisierung.

Trotz der sich daraus ergebenden inflationären Tendenzen dürften die Staaten Druck auf die Notenbanken ausüben, die Zinsen tief zu halten, um so die Schulden tragbar zu halten und über eine schleichende Entwertung der Schulden durch Inflation die Schuldenlast relativ zum BIP abzubauen. Dass es bereits in diese Richtung geht, zeigt sich an zunehmenden Rufen nach „monetärer Staatsfinanzierung“, also der direkten Finanzierung der Staaten durch die Notenbanken.

Egal, aus welchen noch so edlen Motiven diese ins Spiel gebracht wird – zum Beispiel für den Kampf gegen den Klimawandel –, befürchtet die BIZ einen breiten Vertrauensverlust in die „Geldwirtschaft eines Landes“. Gemeint sind die Währung und alle Institutionen, die für den Wert der Währung stehen. Vor allem sollten die Notenbanken die hart erarbeitete Glaubwürdigkeit als Hüterin der Kaufkraft des Geldes nicht leichtfertig verspielen, sind doch Krisenmaßnahmen wie die heute ergriffenen nur deshalb möglich und wirksam, weil dieses Vertrauen der Öffentlichkeit und Finanzmärkte in die Notenbanken besteht.

Sich dem Druck der Politik, mehr Inflation zuzulassen, entgegenzustellen, dürfte laut BIZ eine der größten Herausforderungen für die Notenbanken in den kommenden Jahren sein. Gelingt es den Notenbanken nicht, droht die Rückkehr der Inflation.“

Die ganz Alten werden sich noch an die Siebziger und frühen Achtziger erinnern: Zwischen 1970 und 1983 wurden regelmäßig mehr als 3 % Inflation gemessen, 1970 bis 1973 und 1980 bis 1983 mehr als 5 %. In der Spitze wurden 7,1 % erreicht. Das wurde durch die damaligen Sparzinsen teilweise ausgeglichen, aber nicht ganz. 1975 betrug der Durchschnittszins 4,4 %, 1980 sogar 4,6 %. Trotzdem gerieten die Leute in leichte Panik.  Der Goldpreis stieg stark, die Antiquitätenpreise erreichten damals eine Höhe, der der Antikhandel nur mit wehmütiger Erinnerung nachtrauert. Wenn man Auktionskataloge aus der Zeit blättert, reibt man sich die Augen. Beim Silber enstand damals eine „Kerze“. Auch das sog. „Betongold“ wurde in der Zeit erfunden. Die Inflationslage beruhigte sich nach 1984 und die Deutschen wurden wieder Papiergeldsparer, weil Konfetti damals ja noch Zinsen trug. Allerdings wurden die Zinsen immer besteuert, andere Assets nach einer Spekulationsfrist nicht.

Wer wegen Inflation zu spät in Sachwerte flüchtete, wurde immer bestraft. Der Gewinn liegt eben im günstigen Einkauf. Das konnte man auch 2009/2010 beobachten. Wer am Anfang der Lehman-Krise umschichtete hat einen Reibach gemacht, wer das zu spät tat, mußte zwischenzeitliche Verluste entweder aussitzen oder realisieren. Die Laien sind eben falsch gestrickt. Sie kaufen erst a) wenn die Krise schon auf dem Höhepunkt ist und b) wenn ein Asset jahrelang gestiegen ist. Das ist aber gerade der Punkt, wo Wertverfall und Überhitzung drohen. Zum Beispiel bei Aktien im Januar diesen Jahres.

Ich denke, wir werden die nächsten Jahre Inflation und/oder Währungsreform und/oder Vermögensabgabe erleben. Dagegen helfen diskrete Anlagen, Streuung über mehrere Staaten und verschiedene Assets. Je früher man anfängt sich vorzubereiten, desto besser. Für ausführliche Recherchen muß man sich wirklich Zeit nehmen. Und es gibt eine Regel: Alles Geld, welches man Fremden zur Verwaltung oder Vermehrung überläßt, ist in der Regel futsch. Mit Bankprodukten habe ich relativ schlechte Erfahrungen, Banken können nicht mit Geld umgehen und neigen dazu banktypische Risiken in Kundenfonds zu verpacken. Mein 92jähriger Vater hatte bei der Sparkasse mal eine Wette auf inverse Zinsen gekauft und er hatte tatsächlich Geld damit verloren, weil 2009 dieser seltene Fall eintrat, daß Kurzzeitzinsen höher waren, als Langzeitzinsen. Mir hat eine teilstaatliche Bank mal versucht einen Luxemburg-Immofond aufzuschwatzen, bei dem der Kredit einer an die EU vermieteten Immobilie nur verzinst, aber nicht getilgt wird. Der ist natürlich gefloppt, weil ein Gebäude ohne Tilgung keinen Restwert hat. Auch Fonds und ausländische Immobilienprojekte, wo man sich „um nichts kümmern muß“, sind fragwürdig. Ich erinnere nur an tschechische und spanische Solarfonds, Schiffsbeteiligungen usw.

Wenn man irgendwas mit Bauwesen gelernt hat, und die Steuergesetze studiert, kann man im Immobilienbereich mit mehr oder weniger Eigenleistung auch heute noch tragfähige Projekte in ruhigen Gegenden beginnnen. Wenn man sich mit Silberpunzen auskennt, sollte man wie Don Alphonso silberne Teekannen oder Salver oder Besteck kaufen. Ich habe mir das Restaurieren von Gemälden angeeignet und manche Wertsteigerung von beschädigten oder verputzten Werken erreicht. Wenn man garnichts gelernt hat, kann man Krügerrand oder Maple Leaf bei zuverlässigen Händlern erwerben. Ich denke wir gehen auf ene Periode zu, wo in einigen Jahren Panik ausbricht und manches überteuert sein wird.

 

Grüße an den V-Schutz: Denkt immer dran: Den letzten beißen die Hunde.