Kann der Staat Wirtschaft? War der BER keine Warnung?

Nun wollen die Politiker auch noch Wirtschaftsboß spielen, und statt in Gesetzen in Bilanzen blättern. Es ist gerade erst dreißig Jahre her, daß die Wirtschaft staatlich gelenkt wurde, die Älteren erinnern sich noch mit Grausen.

Inzwischen ist eine total verwahrloste und verbildete Generation mit Wandervogelideen herangewachsen, die natürlich keine eigenen Erfahrungen hat, fremde Ratschläge als toxisch und männlich aber ablehnt. Nach dem Ende der Sattelzeit – das war um 1890 – war die Idee staatlichen Wirtschaftens nie mehr tot zu bekommen. Das betraf Deutschland genauso wie Frankreich, Rußland und Italien. 1990 wurde die alte, im Durchschnitt ohnehin nicht sehr leistungsfähige Staatsindustrie gezielt mit Abfindungen in den Ruin getrieben, in anderen ex-volksdemokratischen Ländern als Staatsbetriebe weitergeführt. Ich habe nach der Jahrtausendwende Betriebe im nahen Osten besichtigt, die immer noch mit Maschinen und Arbeitsabläufen der 40er Jahre Erzeugnisse herstellten. Defizitär und auf einen privaten Modernisierer hoffend.

Der SPD-Abgeordnete Klingbeil phantasiert von einem starken Staat, der stabilisiere, absichere und Innovationen „durch strategische Investitionen anstößt und möglich macht“. Damit das gelingen könne, brauche es eine „wirtschaftspolitische Innovationsagenda“ für die 2020er Jahre. In deren Mittelpunkt müsse eine Industriepolitik stehen, „die fossile Brennstoffe zügig überflüssig macht, die Entwicklung und den Ausbau erneuerbarer Energien stark vorantreibt, und grünen Wasserstoff als den Energieträger der Zukunft fördert“.

Das klingt nach dem Vierjahrplan von Adi oder dem Siebenjahrplan von Walterchen. Auch in der Vergangenheit war die Energiepolitik das liebste Tummelfeld von Diktatoren, deren Planungen inzwischen total gescheitert sind. PB hatte die komatöse Erzeugung von synthetischen Benzinen und die Energiesackgasse, in welche sich die Zone manövriert hatte, bereits öfter thematisiert.

Wer jetzt zu wissen glaubt, wie die Energiebasis in 20 Jahren aussehen wird, macht dieselben Denkfehler, wie sie bereits von 1960 bis 1990 gemacht wurden. In einem Bermudadreick aus dynamischen Weltmarktpreisen, schärfer werdenden Wettbewerbszwängen, latenten Liefermonopolen und sozialen Verpflichtungen kam es zum wirtschaftlichen, nur wenig später zum außenpolitischen Kollaps. Wer heute vorgibt, alle Determinanten der Zukunft bereits zu kennen und gar zu beherrschen leidet unter Selbstüberschätzung.

Da Deutschland weder über Lithium, noch Platin, Palladium, Rhodium, seltene Erden, Kupfer oder Erdgas verfügt, hängen alle ehrgeizigen Planungen wieder mal am seidenen Faden. Wenn Rußland, Südafrika, China oder Chile die Zulieferungen einstellen, ist Schluß mit Lustig und es erfolgt wie 1978 der Befehl: Kommando zurück.

Ein heterodoxes Energiesystem mit vielen Alternativen und Rückfallebenen wäre resilenter, als das von der Groko angestrebte. So ein System läßt sich aber nur dezentral in einem marktwirtschaftlichen Wettbwerbssystem schaffen, wo nicht auf Teufel komm raus auf Befehl gewirtschaftet wird, sondern auch aktuelle Kosten und Knappheiten Berücksichtigung finden.

Meine Eltern legten dem Führer den Satz in den Mund: „Schicksal, ich zwinge Dich!“ Ich habe bisher keinen Beleg gefunden, daß das Zitat tatsächlich von Adolf ist, oder ob ihn seine Zeitgenossen nur so verstanden haben. „Wir schaffen das“, ist aber aus derselben voluntaristischen Denkungsart, wie „Triumph des Willens“. Wer zu Expeditionen in Unbekannte aufbricht, ohne sich anständig auszurüsten, ist ein Hasardeur. Ordentliche Entdecker machen sich nicht nur über das Ziel, sondern auch über Mittel und Wege im Rahmen der verfügbaren Möglichkeiten Gedanken.

Wenn man Mittel, Kosten und Risiken völlig falsch einschätzt, kommen solche Monster wie der BER, die Elbphilharmonie, der Strompreis, Stuttgart 21, das Asylchaos und der zahlenmäßig aufgeplatzte Bundestag zustande. Die Elektrifizierung des Verkehrs und die Industriepolitik werden die nächsten Himmelfahrtskommandos der Dr. Merkel. Wenn sie fertig hat, ist eine Kehrtwende um 180 Grad und die Rückbesinnung auf Ressourcen- und Risikoanalysen fällig.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: ef hat zur Umbeniemsung geraten. Hört sich etwas russischer an.