Zickenkrieg zwischen Kanzlerenturage und BILD

Gerade will das Kanzlerumfeld den Chefredakteur von der BILD wegputzen. Dazu wurde wie schon bei seinem Vorgänger die Sexismuskeule rausgeholt. Reichelt wird Mobbing und sonst was vorgeworfen, was in der Regel schlecht zu beweisen und auch so gut wie nicht zu widerlegen ist. Nun sind die Leser der BILD in der Regel nicht die bedächtigen Sesselpforzer. Ein guter Teil der Auflage wird in Tankstellen und nicht in Veganmärkten verkauft. Da spielen Minderheitenthemen wie die Charakterverwahrlosung einer Ex-Herzogin von Sussex wegen Voyeurismus, nicht aber aus Moralismus eine Rolle.

Wenn der Chef Doepfner noch alle Tassen im Schrank hat, wird er der Kampagne seiner Konkurrenten von der selbstzensierenden Systempresse und vom zwangsfinanzierten Fernsehen nicht nachgeben. Denn BILD arbeitet vorrangig für den Endkunden und die Auflage ist auch ein Gesichtspunkt. Reichelt ist zwar kein Guter, aber eine weitere Verfeinerung und Intellektualisierung des Blatts käme beim Leser nicht gut an.

Was aus den Beleidigtsein-Kampagnen der letzten Tage gelernt werden kann: Nur Schlechtes.

Ich bin immer ein Freund ausgewogener Belegschaften und ausgeglichener Geschäftsleitungen gewesen und damit selbst auch gut gefahren. Aber das ist ein Weilchen her. Angesichts des geänderten gesellschaftlichen Klimas würde ich heute anders entscheiden, als vor 30 Jahren. Vielleicht sollte man sich heute als Netzwerk selbständiger Einzelkämpfer organisieren, wie in Italien üblich. Ein Chefredakteur wäre dann per esempio ein Condottiere.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Jede Person, bei welcher ein Anlass zur sexuellen Erregung überwiegend oder ausschließlich Unlustgefühle hervorruft, würde ich unbedenklich für eine Hysterika halten.“ (Sigmund Freud)