Weniger Uni bringt mehr

Die EU arbeitet an weiterer Ausweitung der Planwirtschaft. Mit Fördermilliarden will die Kommission bestimmte Industrien aus dem Boden stampfen. Daß das riskant ist zeigte das kolossale Scheitern der deutschen Solarindustrie zwischen 1995 und 2010. In nur fünfzehn Jahren wurde sie aufgepumpt und wieder zerstört.

Daß der Weg der Hochtechnologie dornig ist, zeigte auch Infineon. Mit rasselndem Tamtam erfolgte 2000 der Börsengang, ich erinnere mich an einen Kurs von 35 €.  Die Emission war 33fach überzeichnet. der damalige Infineon-CEO Ulrich Schumacher verkündigte, daß das Unternehmen schon bald in den Dax aufgenommen würde. Die Kriterien für eine Aufnahme in den Index – Börsenumsatz und Marktwert – seien bereits erfüllt, dachte er. Die Infineon Technologies AG war keine Neugründung, sondern war aus der verlustträchtigen Siemens- Halbleitersparte hervorgegangen, die der Konzern loswerden wollte. Das Unternehmen produzierte Chips unter anderem für den Mobilfunk, für Kommunikations- und Multimedia-Anwendungen sowie die Automobil- und Industrieelektronik. Ich habe in Sachsen mal ein Büro gemietet und die Vermieterin war zufällig Pförtnerin bei Infineon in Dresden. Als sie mir verraten hatte, was sie verdient, war mir klar, warum  Infineon jehrelang nicht zu Pott kam. Die Aktie kam erst mal in den Strudel der Nemax-Krise und der Wert sank nach der Fnanzkrise gar auf weniger als ein Zehntel des Ausgabekurses. Nach 21 Jahren hat sie sich etwas erholt und notiert bei über 30 €. Den Ausgabekurs hat sie nie wieder gesehen. Chips sind zwar unverzichtbare Hochtechnologie, es herrscht international aber scharfe Konkurrenz, die keine angemessenen Margen gestattet. Die EU ist eben nicht die einzige Region auf der Welt, die den Markt mit Subventionen ruiniert.

Gelder aus dem 750 Milliarden Euro schweren EU-Wiederaufbaufonds sollen nach dem Willen der Kommission in Mikroelektronik, Cloud-Technologien, KI und Wasserstofftechniken fließen. Die WELT berichtete über Zweifler: „Niemand weiß, ob das wirklich die erfolgreichen Zukunftstechnologien sein werden“, sagt etwa Matthias Kullas von der Denkfabrik Centrum für Europäische Politik (CEP). „Je weiter man in die Zukunft schaut, desto riskanter wird die Wette.“ Besser sei, Universitäten gut auszustatten und die Forschung in Unternehmen technologieneutral zu fördern, anstatt eine technologische Entwicklung vorzugeben.

Da sind wir allerdings beim Schwachpunkt deutscher Wirtschaftspolitik. Gut aufgestellte Wissenschaftsgebiete, in denen Deutschland führend war, wurden bzw. werden mutwillig zerstört. Ich nenne exemplarisch nur mal die Kerntechnik, die Gentechnik und den Motorenbau. Innovative Großprojekte wie der schelle Brüter und Transrapid wurden aufgegeben, dafür Millionen Moslems importiert oder eine kurzzeitige solartechnische Scheinblüte hervorgerufen.

Am 08.05.2000 forderte der NRW-Minister Vesper von den Grünen im Direktiventon des Politbüros: „Die Produktion von Solarzellen muß drastisch erhöht werden.“ So forderte der Minister die Shell AG auf, die zweite Fertigungsstraße in der Solarfabrik in Gelsenkirchen jetzt zu errichten. „Die Industrie hat heute die Verantwortung, die geschaffene Nachfrage auch mit einem ausreichenden Angebot zu befriedigen. Wir sollten alle gemeinsam dafür sorgen, daß der Trend zur Solarenergie anhält und nicht durch lange Lieferzeiten verzögert wird“, so Minister Vesper in Essen. Als der Minister das sagte, wurden in China vier Konkurrenten hochgefahren. Suntech, JA-Solar, Yingli Green Energy und Trina Solar. 2010 waren die deutschen Hersteller platt und keinen Pfifferling mehr wert.

„Universitäten gut ausstatten“, wenn ich das schon höre! Bevor sich technische Fachbereiche entwickeln können, müssen erst mal die geisteswissenschaftlichen Disziplinen geschlossen werden, die die Zerstörer der technischen Disziplinen großtechnisch produzieren: Politikwissenschaft, Genderstudies, Erziehungswissenschaften, Kulturwissenschaften, Jounalistik, Philosophie, Soziologie usw. Man muß erstmal die ganzen wirtschafts- und wissenschaftsfeindlichen Klugscheißerchen wegbekommen. Da würden viele Milliarden gespart, weniger wäre mehr. Und der Rückweg in eine innovative Wirtschaft wäre offen, auch ohne stalinistische Planwirtschaft.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Selbst erfinden ist schön, doch glücklich von anderen Gefundnes fröhlich erkannt und geschätzt, nennst das du weniger dein?“ (Geh. Rath v. Goethe 1830 in der Zeitschrift „Chaos“)

 

Beitragsbild: Das Parteiprogramm der Grünen