Gebt den Kindern das Kommando nicht

Der Ostbeauftragte von Dr. Merkels Gnaden hat sich was die finstere Vergangenheit der Ossis betrifft, weit aus dem Fenster gehängt. „Wir haben es mit Menschen zu tun, die teilweise in einer Form diktatursozialisiert sind, dass sie auch nach dreißig Jahren nicht in der Demokratie angekommen sind.“ Was mich interessiert hat: Wann er geboren wurde und wie alt er war, als die Zone zusammenbrach.

Er wurde 1975 in der Stadt mit drei O geboren, also in Karl-Marx-Stadt. Als 1989 der Stacheldraht aufgeschnitten wurde, war er etwa 14 Jahre alt, also ungefähr in der siebenten oder achten Klasse. Um die „Dikatursozialisation“ seiner Landsleute einigermaßen rund beurteilen zu können, sollte man mindestens zehn Jahre älter gewesen sein. Also schon mal aus der Schule raus und in der Produktion Staub gewischt haben.

Als Scharfrichter über andere Leute ist er wegen seiner damaligen Jugendlichkeit ungeeignet. Im Übrigen hat Diktatursozialisation nicht nur Nachteile. Man wittert das Parfum der Unfreiheit besser, wenn man es wiedererkennt.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wenn der Mensch über die Tölpeljahre hinüber ist, so hat er noch jährlich einige Tölpelwochen und Flegeltage zurückzulegen. (Jean Paul)

 

Beitragsbild: Schnappschuß vom Wegrennen aus der Diktatur, 19.08.1989, Sopronköhida,