Düstere Prognose eines Wirtschaftswissenschaftlers

Daniel Stelter hat auf seinem Blog einen Kommentar von Prof. Thomas Mayer über zu erwartende Irrtümer der Sekundärwissenschaften wie zum Beispiel Wirtschafts- und Klimawissenschaft eingestellt. Hier ein paar Auszüge:

Die Klimawissenschaft ist keine primäre Wissenschaft. Sie bündelt Basiswissen aus der Physik und Chemie mit angewandter Mathematik und Statistik zur Erklärung und Prognose klimatischer Phänomene. Dem ähnlich bündelt die Wirtschaftswissenschaft Basiswissen aus kaufmännischer Erfahrung und mathematischer Logik mit angewandter Mathematik und Statistik zur Erklärung wirtschaftlichen Verhaltens und Prognose wirtschaftlicher Entwicklungen.

Beide Wissenschaften versuchen, sehr komplexe Systeme mit Verknüpfungen von Basiswissen zu erklären. Die Komplexität wird für Analyse und Prognose durch Abstraktion in Modellen verringert. Doch taugen diese zur Beschreibung der Wirklichkeit nur sehr eingeschränkt. So sahen zum Beispiel nur wenige Experten die Finanzkrise kommen, weil in den gängigen Wirtschaftsmodellen die Kreditgeldschöpfung der Banken fehlte.

Zudem erzeugt die empirische Unterfütterung von unterkomplexen Modellen mit mathematischer Datenanalyse Unsicherheiten, die von zufallsbedingten Irrtümern bis zu strukturellen Brüchen reichen. So liefen zum Beispiel die gängigen Klimamodelle „heiß“, weil sie die Elastizität der Erderwärmung in Bezug auf den Kohlendioxidausstoß überschätzten. Oder die Konsumentenpreisinflation wurde überschätzt, weil sich der in der Phillips-Kurve erfasste Zusammenhang zwischen Beschäftigung und Inflation auflöste.

(…)

Die normativen Aussagen beider Wissenschaften sind für die Gestaltung der Wirklichkeit durch die Politik jedoch nur dann verwertbar, wenn die mit ihnen verbundenen Unsicherheiten verschwiegen und Zweifel unterdrückt werden. Denn nur mit über dem Zweifel erhabenen Aussagen kann die Öffentlichkeit zur Beeinflussung der Politik mobilisiert oder die Politik zu Handlungen veranlasst werden.

(…)

Der Umgang mit Unsicherheit und Zweifel spaltet die Gemeinden der Wirtschafts- und Klimawissenschaftler. Wer Unsicherheit und Zweifel offenlegt, bleibt im Bereich der Wissenschaft. Wer diese unterdrückt, findet Gehör in Politik und Öffentlichkeit und wird zum Aktivisten im Pelz des Wissenschaftlers.

(…)

Klimapolitische Ziele sollen bei den Anforderungen an die Offenlegung von Daten und finanziellen Sicherheiten für die Gewährung von Zentralbankkrediten bei Risikoschätzungen und bei ihren Käufen von Unternehmensanleihen berücksichtigt werden. Komplementär dazu hat die Europäische Kommission eine „Taxonomie“ zur Bestimmung der „Nachhaltigkeit“ wirtschaftlicher Aktivitäten vorgelegt, in der das Schwergewicht auf dem Klimaschutz durch Verringerung des CO2-Ausstosses liegt.

Zusammengenommen laufen die Maßnahmen von EZB und Kommission auf eine Steuerung der wirtschaftlichen Aktivitäten sowohl auf der Ebenen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage als auch auf der Ebene von Angebot an und Nachfrage nach Produkten hinaus. Stärker noch als die makroökonomische Globalsteuerung und Industriepolitik der Nachkriegszeit rückt die Verschmelzung von Geld- und Klimapolitik an die Zentralplanung im Sozialismus heran.

Die Zentralplanung ökonomischer Aktivität ist jedoch in hohem Maß fehleranfällig, da sich die Zentralplaner Wissen anmaßen, das sie nicht haben können. Planungsfehler führen im günstigen Fall zu Ressourcenvergeudung und im ungünstigen Fall zum Zusammenbruch des Systems.

(…)

Die Verschmelzung von Klima- und Geldpolitik stärkt die politische Macht der Zentralbanker und schafft ihnen Entlastung für das absehbare Scheitern ihrer Niedrigzinspolitik. Außerdem schafft die Unterdrückung von Unsicherheit und Zweifel durch die Wissenschaftsaktivisten neue Risiken für Wirtschaft und Gesellschaft, die größer sein können als die identifizierten Klimarisiken. Notwendig wäre das Aushandeln einer gesellschaftlichen Übereinkunft zum übergreifenden Management aller Risiken und die Schaffung von Resilienz zum Umgang mit ungeahnten Überraschungen. Der zunehmende Glaube in die Effektivität staatlicher Zentralplanung steht dem jedoch entgegen.

~ ~ ~

Bei PB geht es immer auch um praktische Schlußfolgerungen: Da eine Energiekrise droht, sollte man sich mit Öfen, Holz und Treibstoffvorräten wappnen. Geld – außer für einen Vierteljahreshorizont – hat auf Bankkonten und im Kopfkissen nichts verloren. Man sollte sich so aufstellen, daß der Staat wenig von einem weiß: Kein Navi, das Futel immer zu Hause liegen lassen, Immobilien – einschl. der selbstgenutzten – sollten nicht mehr als die Hälfte des Vermögens ausmachen und sind auf verschiedene Länder zu verteilen. Verträge über Vorsorgeprodukte sollte man derzeit nicht neu abschließen.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Intellektuelle sind Menschen, die 1. die Macht des gesprochenen und geschriebenen Wortes handhaben, 2. keine Kenntnisse aus erster Hand besitzen, wie sie nur tatsächlich die praktische Erfahrung geben kann, und 3. sich durch eine kritische Haltung auszeichnen, welche aus der Situation der Intellektuellen als Zuschauer und Außenseiter, aber auch aus der Tatsache entsteht, daß ihre größten persönlichen Erfolgsaussichten in ihrem tatsächlichen oder möglichen Wert als Störungsfaktor liegen.“ (Joseph Schumpeter)