Appetit auf den Krieg und auf Tomaten mit Pflaumen

Heute habe ich mal exemplarisch die Beschreibung des Kriegsausbruchs 1914 in Wien herausgepickt, wie sie Karl Kraus als Theaterstück „Die letzten Tage der Menschheit“ abgeliefert hat. Aufgespießt hat Kraus im Folgenden vor allem die liberale vom Bildungsbürgertum gelesene „Neue Freie Presse“ des Chefredakteurs und Eigentümers Moriz Benedikt:.

Der Zweite Redakteur: Die Hauptsache sind jetzt die Straßenbilder. Von jedem Eckstein, wo ein Hund demonstriert, will er (der Chefredakteur Moriz Benedikt) ein Straßenbild haben. Gestern hat er mich rufen lassen und hat gesagt, ich soll Genreszenen beobachten. Aber grad das is mir unangenehm, ich laß mich nicht gern in ein Gedränge ein, gestern hab ich die Wacht am Rhein mitsingen müssen – kommen Sie weg, hier geht’s auch schon zu, sehn Sie sich nur die Leut an, ich kenne diese Stimmung, man is auf einmal mitten drin und singt Gott erhalte.

Der Erste: Gott beschütze! Sie haben recht – wozu man selbst dabei sein muß, seh ich auch nicht ein, man verliert nur Zeit, man soll drüber schreiben, stattdem steht man herum. Was ich sagen wollte, sehr wichtig is zu schildern, wie sie alle entschlossen sind und da und dort reißt sich einer los, er will ein Scherflein beitragen um jeden Preis. Das kann man sehr plastisch herausbringen. Gestern hat er mich rufen lassen und hat gesagt, man muß dem Publikum Appetit machen auf den Krieg und auf das Blatt, das geht in einem. Sehr wichtig sind dabei die Einzelheiten und die Details, mit einem Wort die Nuancen

Die Neue Freie Presse von heut ist die BUNTE, die zusammen mit solchen intellektuellen Schwergewichten wie Superillu und Focus im Burda-Verlag ihr Zuhause hat. Hier eine Einzelheit, ein wirklich sehr nuancenreiches Detail von der vordersten Front:

Im Ukraine-Krieg greifen manche Menschen zu ungewöhnlichen Waffen. So auch Elena, eine Frau aus dem Kiewer Bezirk Dinpro. Sie holte eine Drohne mit einem Glas eingelegter Tomaten aus der Luft und machte sie flugunfähig.

Als sie auf dem Balkon saß und rauchte, habe sie plötzlich ein Geräusch gehört, berichtet sie gegenüber dem ukrainischen News-Portal „liga.net“. „Ich sah etwas langsam schweben. Zuerst dachte ich, es ist eine verletzte Krähe. Und dann habe ich das Summen gehört.“ Es war eine Drohne.

Aus Angst, das Flugobjekt, das Elena noch nie zuvor gesehen hatte, könne schnell verschwinden, griff sie zum Erstbesten, was ihr in die Hände kam: Ein Konservenglas, das vor ihr auf dem Tisch stand. „Ich habe das Glas mit voller Kraft geworfen“, berichtet die Ukrainerin. „Ich hatte Angst, die Drohne könnte vielleicht auf mich schießen.“ Anders als zunächst berichtet handelte es sich nicht um ein Glas Gurken. „Es waren eingelegte Tomaten mit Pflaumen. Das sind meine Liebsten. Es war ein Ein-Liter-Glas.“

Der Wurf verfehlte seine Wirkung nicht und holte die Drohne aus der Luft. Anschließend seien sie und ihr Mann nach unten gelaufen, hätten die Überreste der Drohne zertrampelt und in den Müll geworfen. Fotos hätten die beiden keine gemacht. „Es ist nicht die Zeit, Fotos zu machen.“

Eingelegte Tomaten Mit Pflaumen Für Den Winter - Ein Rezept Mit Einem Foto Schritt Für Schritt

PB hat keine Mühe gescheut, herauszufinden, wie die neue Wunderwaffe hergestellt wird:

Zutaten für zwei 1-Liter-Geschosse:

Cremige Tomaten – 1 kg

„Ungarische“ Pflaumen – 0,5 kg

Knoblauch – 6 Nelken

Schwarze Pfefferkörner – 6-7 Stk.

Salz – 2 Esslöffel ohne Berg

Zucker – 1 Esslöffel

Essig 9% – 2 Esslöffel

Pflanzenöl – 1 EL.

Wasser – 0,5 l

Sellerie – 5-6 Zweige

Ich hab die Zubereitung frisch aus dem Transnistrischen übersetzt, drum holpert es gehörig. Spülen Sie sie mit Wasser ab und entfernen Sie die Kerne. Den Knoblauch zusammen mit den Selleriezweigen schälen und abspülen.

Selleriezweige, mit Pflaumen vermischte Tomaten auf den Boden der Behälter legen. Gießen Sie kochendes Wasser über, bedecken Sie es mit Metalldeckeln und halten Sie es etwa 20 Minuten lang zu.

Wechseln Sie dann den Deckel zu einem Sieb mit Löchern und lassen Sie das Wasser in eine Pfanne ab. Geben Sie schwarze Pfefferkörner herein und gehackte Knoblauchzehen. Fügen Sie Zucker, Salz, Pflanzenöl und Essig zum Wasser hinzu. Die Marinade zum Kochen bringen.

Gießen Sie die Marinade in die Gläser und schrauben Sie Deckeln drauf. Wenn die Gläser mit einem Gewinde versehen sind, schrauben Sie die Kappen einfach bis zum Anschlag fest.

Weiß nicht, wer da für die Beschaffung bei der Bundeswehr zuständig ist, Frau Lambrecht hat es wohlmöglich auch noch nicht raus. Rheinmetall bestellt vorsichtshalber schon mal Tomaten, Airbus Pflaumen. Es könnte ein deutsch-französisches Rüstungsprojekt werden.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „„Der Zeitungsschreiber selbst ist wirklich zu beklagen, / Gar öfters weiß er nichts, und oft darf er nichts sagen.“ (Geh. Rath v. Goethe)