Talkshowplanung bei Adolf

Man muß sich mal ausmalen, was der vorausschauende Führer veranlaßt hätte, wenn es im Dritten Reich schon Fernsehen für ein breites Publikum gegeben hätte. Der Propaganda soll er ja nicht abgeneigt gewesen sein. „Wir fordern den gesetzlichen Kampf gegen die bewußte politische Lüge und ihre Verbreitung durch die Presse.“ Das war schon Punkt 23 im Parteiprogramm vom 24.02.1920, als es noch gar kein Fernsehen gab und der Reichsfunk in den Kinderschuhen steckte. Es gibt also nicht erst jetzt die Ausgrenzung unliebsamer Meinungen. Blos nannte Hitler das nicht „Demokratieförderung“, sondern „den gesetzlichen Kampf gegen eine Kunst- und Literaturrichtung, die einen zersetzenden Einfluß auf unser Volksleben ausübt“.

Er selbst in einer Talkshow: Das ginge garnicht, es hätte selbst bei seiner Platzierung auf einem Thron am Führerprinzip gerüttelt. Klaus Schwab und Soros György setzen sich bei Anne Will ja auch nicht selbst hin. Der Führer und die Gefolgschaft auf einer bildlichen Ebene: Ein Nogo. Auch ein Format mit einem Hinrichtungsstuhl, wo er als Einzelgast auseinandergenommen wird, und wo ein NS-Kasper ihm das Wort abschneidet: Unmöglich. Auch vom umgekehrten Fall, wo der Führer irgendwelche kleinen Würstchen auf einem heißen Stuhl fertig macht, riet der Reichspropagandaminister ab. So etwas müsse der Volksgerichtshof erledigen. Roland Freisler könne ja gut nachhaken.

Überhaupt das Wort „Talkshow“. Adolf rollte die Augen: Dieses kosmopolitisch-plutokratische Unwort sei durch „Gesinnungsstuhlkreis“ zu ersetzen. Dr. Goebbels schluckte und guckte verloren auf das Hakenkreuzdeckchen, das auf dem Beratungstisch lag. Auf die Idee hätte er natürlich selbst kommen müssen. Er war nicht mehr so auf Zack, ja wenn er den Adolf nicht hätte…

Der Propagandaminister gab zu bedenken, daß es der Agitationseffizienz am dienlichsten wäre, wenn nur wenige Politiker, aber möglichst viele Leute aus der Zivilgesellschaft eine Bühne fänden, also zum Beispiel die Schriftleiter vom „Stürmer“ und vom „Völkischen Beobachter“, aber zur Auflockerung und wegen bunter Vielfalt auch mal jemand vom „Reichsbund deutscher Kleingärtner“ oder vom  „Reichsbund der Philatelisten“ einzuladen wäre. Der Führer äußerte den Wunsch auch Leni Riefenstahl in solchen Runden zu sehen. Die sei zwar nicht im BDM, auch nicht mutterkreuzverdächtig, aber sehr ehrgeizig, immer auf Linie und skrupellos. „Wäre das eine gute Moderatorin?“, fragte Dr. Goebbels. „Eine gute Gesprächsführerin!“ bellte Adolf inzwischen schon sehr genervt. Der Führer entschloß sich, ein zufriedener Rülps entfuhr ihm dabei.

Die Volksgenossen und Frau Riefenstahl hatten großes Glück, die Politiker hatten nur von der Zukunft gefaselt. Die Zuschauer mußten noch gut zehn Jahre warten, bis das Fernsehgerät in den Wohnzimmern am Start war, zunächst probeweise ohne Demokratieabgabe. Wenn Adolf ungestüm wie Robert Habeck gehandelt hätte, so hätte der den Rundfunk in sehnsüchtiger Erwartung des Fernsehens schon mal abgeschaltet, zumindest den Ausstiegstermin 1946 dafür vorgesehen und den Reichsfunk im Streckbetrieb gefahren.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Vielleicht das beste an der Zukunft: Es kommt immer nur ein Tag auf einmal.“ (Geh. Rath v. Goethe)

 

Foto: von mir selbst.