Henkel ist noch globaler aufgestellt als Beiersdorf

Beiersdorf und Henkel sind die beiden deutschen DAX-Konzerne, die man dem Segment des schwankungsresistenten Konsums zuordnen könnte. Beiersdorf ist dem Kunden durch Nivea, Labella, Hansaplast, Florena und Tesa bekannt, Henkel durch Persil, Schwarzkopf, Pritt, Pril, Somat und Spee. Beide sind jedoch viel breiter aufgestellt. Die Produktplette überschneidet und berührt sich bei einigen Produkten, Beiersdorf dehkst den Körper ein und klebt, Henkel wäscht und klebt, so könnte man es pointierend zugespitzt formulieren.

Beide Konzerne haben 2022 ein starkes nominales Wachstum aufgewiesen, Henkel nur inflationsbedingt nominal, Beiersdorf auch real. Was Gewinn und Marge betrifft konnte Beiersdorf sich verbessern, Henkel mußte Abstriche hinnehmen. Der Anleger muß diesen Unterschied bezahlen: Henkel hat ein bürgerliches KGV von 20, Beiersdorf von 32. Beiersdorf hat eine Dividendenrendite von 0,65 %, Henkel von 3,07 %.

Mein Interesse richtete sich auf die weltweiten Produktionsstandorte. Beiersdorf hat noch 12.100 = 60 % der Beschäftigten in Europa, davon wiederum den überwiegenden Teil in Hamburg. Henkel agiert fast gleichmäßig über den Globus verteilt. Von 52.000 Mitarbeitern sind 24.000 in Europa beheimatet, 9.000 in Nordamerika, 8.000 in Ostasien und im Pazifik, 6.000 in Südamerika und 5.000 im Nahen Osten, Indien sowie Afrika. Düsseldorf hat für Henkel nicht dasselbe Gewicht wie Hamburg für Beiersdorf.

Das Chinarisiko ist bei beiden Unternehmen nicht so groß wie für VW oder BASF, aber eben doch relevant. Beiersdorf-Chef Vincent Warnery sagte dem Handelsblatt: „Wir bewerten Länder nicht danach, ob sie eine Demokratie sind, sondern ob es ein interessanter Markt für uns ist.“ Beiersdorf baut grad eine Niveafabrik im Reich der Mitte.

Henkel hat 2022 in Rußland schon mal Lehrgeld bezahlt. Das Geschäft wurde eingestellt, immerhin 2.500 Leute waren oder sind da beschäftigt. An 11 Standorten wurde ein Umsatz von einer Milliarde verloren. Der CEO Knobel hatte den Verkauf der Russentochter „Lab Industries“ im April angekündigt. Neue Eigentümer sollen wohl russische Investoren werden. Allerdings knüpft die Regierung in Moskau solch einen Rückzug an strenge Bedingungen. 200 Millionen Euro hat der Konzern auf sein Rußlandgeschäft bereits abgeschrieben. In seinen Büchern bewertet Henkel die Rußlandaktivitäten laut Knobel noch mit rund 500 Millionen Euro. „Weitere Berichtigungen hängen davon ab, wie hoch der Kaufpreis sein wird.“

Wir sehen: Die Globalisierung hat ihre politischen Risiken, wenn teure Genossen aus Washington und Moskau sich bekriegen. Andererseits ist es für die Konzerne natürlich reizvoll auch in Weltengegenden mit auskömmlichen Energiepreisen zu produzieren. Im internationalen Geschäft gilt das Prinzip der Risikostreuung: Leg nie zu viele Eier in einen Korb.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die Weltkugel liegt vor Ihm offen, wer nichts waget, der darf nichts hoffen.“ (Fr. Schiller)