Andreas Beck über die Verhextheit komplexer Systeme

In FOCUS Money 21/2021 hatte der Mathematiker Beck den Stab über die ausufernde Computerspielerei von Wissenschaftlern gebrochen:

„Triviale Systeme haben einen Input, eine Regel und daraus resultiert der Output. Naturgesetze zum Beispiel: Wenn die Außentemperatur auf unter null Grad fällt, gefriert der See. Diese trivialen Systeme sind wahnsinnig angenehm, weil man eine Planbarkeit hat. Sie sind leicht zu verstehen. Es existiert eine Monokausalität. Nicht triviale Maschinen hingegen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Feedback-Schleifen haben. Es gibt keine Monokausalitäten. Nach dem Input finden Selbstregulierungs- und Anpassungsmechanismen innerhalb des Systems statt, die von außen nicht gesteuert werden können. Und genau dieser Prozess entscheidet dann, was für ein Output entsteht. (…)

Komplexe Systeme brauchen eben gerade einfache Antworten. Wunderbar herausgearbeitet hat das Friedrich August von Hayek in seinem Werk „Die Anmaßung von Wissen“. Wenn ich komplexe Systeme habe, dann kann ich keine exakten Vorhersagen tre!en. Aber ich kann gewisse Muster beschreiben. Ich
weiß nicht, wann welche Muster auftreten, aber es gibt gewisse Muster, die ich beschreiben kann und das ist der Schlüssel. So eine Beschreibung ist aber dann immer relativ grob. Und die ist interessanterweise auch in der Regel nicht mathematisch. Die Anhänger der trivialen Theorie behaupten, man brauche einfach nur sehr viele Daten und eine ideale Laborsituation, um die Zukunft vorherzusagen. Das Gegenteil
ist der Fall. Je mehr Daten, je idealer die Laborsituation, umso weniger kann ich sie vorhersagen. (…)

Wir brauchen immer ein Modell. Wenn wir eine Aussage treffen, dann treffen wir diese nicht über die Wirklichkeit, sondern über das Modell. Je komplizierter das Modell, desto höher wird das Modellrisiko. (…) Und um dieses Modellrisiko eben von vornherein nicht zu einer gefährlichen Zeitbombe werden zu lassen, hilft Einfachheit.“

Es ging Dr. Andreas Beck in Focus Money um die Vorhersagbarkeit wirtschaftlicher Mißerfolge, er setzte sich dorten mit den Theorien der Crashpropheten auseinander. Die Grundaussage gilt aber auch für die Klimawissenschaft, die ebenso komplex ist, wie die Weltwirtschaft. Langstreckenluisa und Fastfoodricarda sind die Crashpropheten des Wetters und reiten auf komplizierten nichttrivialen Modellen herum.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Das Einfache durch das Zusammengesetzte, das Leichte durch das Schwierige erkären zu wollen, ist ein Unheil, das in dem ganzen Körper der Wissenschaft verteilt ist.“ (Geh. Rath v. Goethe 1821 über theoretische Modelle)