Die Immobilienkrise in China und die Rohstoffpreise

„Ein Kerl, der spekuliert, ist wie ein Tier, auf dürrer Heide. Von einem bösen Geist im Kreis herumgeführt,
und rings umher liegt schöne grüne Weide“, ließ der Geh. Rath v. Goethe den Mephisto zu Dr. Faust sagen. Insbesondere über den chinesischen Bausektor ist seit der Zahlungsunfähigkeit von Evergrande viel gerätselt worden, teilweise wurde der Interessent von bösen Influencern in die Irre geführt, statt die schöne grüne Weide der Statistiken abzugrasen.

Dabei hat der Immomarkt im Reich der Mitte eine erhebliche Wirkung auf die Beschäftigung, die Rohstoffmärkte, die Metallurgie, die Baustoff- und die Baumaschinenherstellung. China bringt rund 18 % der weltweiten Wirtschaftsleistung, das Bauwesen trug zu etwa einem Viertel dazu bei. Daten des National Bureau of Statistics zeigten, daß Chinas Baubeginne für neue Häuser im April gegenüber dem Vorjahr um 28,3 % zurückgingen. Das sind auf das Jahr hochgerechnet fast 0,5 % der Weltwirtschaft, also etwas mehr als ein umgefallener Sack Reis,

Die Führung in Peking steuert gegen, China hat im Zeitraum Januar bis April 1,622 Billionen Yuan an neuen Sonderanleihen für die Kommunalverwaltungen ausgegeben, die hauptsächlich zur Unterstützung von Infrastrukturprojekten gedacht sind, 15,7 % mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2022, so die Daten der People’s Bank of China. Gebaut werden sollen vor allem Verkehrsanlagen wie Hochgeschwindigkeitsstrecken, Brücken, Tunnels usw. Da dafür jedoch Planungen erforderlich sind, entsteht der Effekt erst in Folgejahren. PB hatte seine Leser bereits am 5. August 2022 darauf vorbereitet, daß die chinesische Führung hurtig Perspektiven für überschüssige Bauarbeiter suchen müsse, und daß das eine Herausforderung sei,

Der Rückgang beim Wohnungsbau zeigt sich auch bei den sog. Lieferketten. Der Preis für Bewehrungsstähle ist in China gegenüber dem Vorjahr um rund 14 % gefallen, der Absatz von Baumaschinen ist noch stärker zurückgegangen.

Kurzfristig hatte die Immobilienkrise in China weltweit Schockwellen ausgelöst, mittelfristig sieht es am Rohstoffmarkt stabil aus: Der Eisenerz- und der Nickelpreis sind seit der Vorkóronazeit um etwa 50 % angestiegen, der Kupferpreis um 40 %, Kokskohle um etwa 60 %, Sicher, das muß man alles um rund 20 % Inflation bereinigen. Der weltweite Rückgang der Investitionen in den Bergbau hat auf der Angebotsseite stärkere Spuren hinterlassen, als die Krise bei chinesischen Eigentumswohnungen auf die Nachfrage.

Ganz am Rande: Bruno Bandulet hat kürzlich in der EF auf eine Besonderheit des Rohstoffmarkts hingewiesen: Einerseits gibt es die zyklischen Minenwerte von Unternehmen, die selber erkunden und schürfen, andererseits einige Unternehmen, die relativ risikoarm die Rechte verwalten, Royalities usw. Dazu zählte er auch die Gesellschaft Franco Nevada. Ich habe sie mal angeschaut, Sie ist mit einem KGV von 30 nicht gerade billig, schüttet schlecht, hat allerdings in 14 Jahren ihren Wert verneunfacht und hat 97 % Eigenkapital. Der Schwerpunkt liegt bei Edelmetallen, daneben Kupfer, Eisenerz, Öl und Gas. Das ist natürlich keine Anlageempfehlung, sondern wie hier üblich nur so ein Getuschel.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Dieser Schacht, den wir heute eröffnen, soll die Türe werden, durch die man zu den verborgenen Schätzen der Erde hinabsteigt, durch die jene tiefliegende Gaben der Natur an das Tageslicht gefördert werden sollen.“ (Geh. Rath v. Goethe 1784 bei der Eröffnung eines Schachtes in Ilmenau, welcher sich als totaler Flop erwies)