Wieder ein Energiewendeflop: BMP Greengas ist pleite

Bei Bio­gas han­delt es sich um ei­nen Ener­gie­trä­ger, der re­gi­o­nal aus er­neu­er­ba­ren Roh­stof­fen ge­won­nen wird. Da­zu zäh­len ne­ben Gül­le und Grün­ab­fäl­len auch nach­wach­sen­de Ener­gie­pflan­zen. Das re­ge­ne­ra­ti­ve Gas wird in so­ge­nann­ten Fer­men­tern er­zeugt, in de­nen die grü­nen Roh­stof­fe ver­gä­ren. Das da­bei ent­ste­hen­de Gas wird auf­ge­fan­gen und kann ge­nutzt wer­den.

Für Bio­gas gibt es ver­schie­dene Ver­wer­tungs­pro­zes­se. Zum ei­nen kann das Vor­pro­dukt Roh-Bio­gas di­rekt vor Ort zur Strom- und Wär­me­er­zeu­gung in Block­heiz­kraft­wer­ken ver­wen­det wer­den. Der­zeit be­trägt die Strom­er­zeu­gung aus Bio­gas ca. 32 Tera­watt­stun­den pro Jahr – das sind rund 14 Pro­zent des er­zeug­ten er­neu­er­ba­ren Stroms im Jahr 2021. Das be­deu­te­te Strom für etwa 9,5 Mil­li­o­nen Haus­hal­te.

Das auf­be­rei­te­te Bio­gas lässt sich über­all dort ein­set­zen, wo auch klas­si­sches Erd­gas ge­nutzt wird: in Gas-Hei­zun­gen, in Fahr­zeu­gen oder auch in KWK-An­la­gen zur Er­zeu­gung von Wär­me und Strom. Der­zeit (Stand: 12/2022) spei­sen in Deutsch­land 236 An­la­gen Bio­gas in das Gas-Netz ein.

Seit 2018 stagniert die eingespeiste Menge: Die Rohstoffe sind nicht unbegrenzt verfügbar. Die „Wurst am Stengel“ (so der Mais in einer früheren Propagandakampagne) konkurriert auf den Feldern mit Getreide, Kartoffeln usw.

Die Schieflage von BMP Greengas, einem der größten Biomethan-Händler in Europa, versetzt Stadtwerke in Deutschland in Alarmstimmung. Das Amtsgericht Karlsruhe hat in dieser Woche ein Insolvenzverfahren über BMP Greengas eingeleitet. Die Tochterfirma des baden-württembergischen Energiekonzerns EnBW liefert und transportiert Biogas.

»Die BMP-Greengas-Insolvenz hat das Potenzial, die Wärmewende auszubremsen«, mahnt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. (VKU = Verband kommunaler Unternehmungen).

BMP Greengas hatte Langfristverträge mit Stadtwerken zu erfüllen, konnte aber nicht mehr kostendeckend bei den Erzeugern einkaufen.

81 Prozent der betroffenen Stadtwerke gaben in der Umfrage an, dass die aktuelle Unsicherheit in Bezug auf Lieferungen von BMP Greengas ihre Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung gefährden würde. Wegen Lieferschwierigkeiten hatte BMP Greengas vielen seiner Kunden Neuverträge mit Mengenkürzungen zu oft deutlich höheren Preisen angeboten. Dies gilt auch für rund 87 Prozent der BMP-Kunden aus dem Stadtwerkebereich. Laut Umfrage sollen diese 40 Prozent weniger als die ursprünglich vertragliche vereinbarte Liefermenge erhalten, bei gleichzeitig höheren Preisen; im Durchschnitt 35 Prozent mehr.

Bei vielen Stadtwerken ist schon für das laufende Kalenderjahr ein Schaden in einstelliger Millionenhöhe prognostiziert. Da die Lieferverträge überwiegend über mehrere Jahre abgeschlossen wurden, kumuliert sich der erwartete Gesamtschaden. So berichten einzelne Stadtwerke bereits jetzt von erwarteten Gesamtschäden in Höhe von jeweils 20 bis 60 Millionen Euro.

Dabei war gerade die langfristige Bindung Ausdruck des großen Vertrauens, das viele Stadtwerke in BMP Greengas wegen dessen Zugehörigkeit zum EnBW-Konzern gesetzt hatten.

Die EnBW-Geschichte wurde im schwäbischen Tollhaus geschrieben. Im Januar 2000 verkaufte das Bundesland Baden-Württemberg seinen Aktienanteil für 2,4 Milliarden Euro an den französischen Stromkonzern Électricité de France (EDF). EnBW gehörte nun Oberschwäbischen Landkreisen und der EDF zu gleichen Teilen.

Deutlich mehr als die Hälfte des Gewinns stammte 2010 aus dem Betrieb der vier konzerneigenen Kernkraftwerke. Die Bundesregierung änderte wenige Tage nach dem Beginn der Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 ihre Atompolitik radikal: sie beschloss im März 2011 ein Atom-Moratorium, gemäß dem 8 der 17 deutschen Kernreaktoren – auch die beiden EnBW-Kernkraftwerke Philippsburg I und Neckarwestheim I – ausgeschaltet wurden. Sie blieben auch nach dem Ende des Moratoriums ausgeschaltet und verloren durch den deutschen Atomausstieg im August 2011 ihre Betriebserlaubnis. Dadurch brach der EnBW-Gewinn deutlich ein.

Ende 2010 – also noch vor dem Amoklauf von Dr. M. – kaufte das Land Baden-Württemberg auf Betreiben des damaligen Ministerpräsidenten Stefan Mappus 45 % der EnBW-Anteile für insgesamt 4,7 Milliarden Euro von EDF zurück. Das war unter Umgehung des Landesparlaments – genauso wie der Atomausstieg in Berlin – natürlich verfassungswidrig. EnBW ist nun wieder ein Staatskonzern, der zu gleichen Teilen dem Land und oberschwäbischen Landkreisen gehört.

Kurz nach dem Rückkauf der EDF-Anteile übernahmen die Grünen das Land. EnBW wurde nun auf erneuerbare Energien getrimmt. Im Zuge dieser Politik kam es zu vielen Akquisitionen. Im März 2017 erwarb die Erdgas Südwest GmbH mit Sitz in Ettlingen die bis dahin private bmp greengas GmbH als Tochterunternehmen, die damit Teil der EnBW Energie Baden-Württemberg AG ist. (Die Erdgas Südwest GmbH gehört zu 79 % der EnBW).

Es wird interessant zu verfolgen, wie sich der grüne Staatskonzern EnBW gegenüber den Stadtwerken aus dem BMP-Desaster herausreden wird.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wenn die Menschen recht schlecht werden, haben sie keinen Anteil mehr als die Schadenfreude.“ (Geh. Rath v. Goethe)