Auffällige Euro-Talfahrt

Seit Juli driftet der Dollarkurs des Euro wieder gen Süden, wie die Lästerer das nennen, wenn der Wert des Euro im Verhältnis sinkt. Letzteres hat spürbare Verteuerungen von Importen zur Folge und befeuert die Inflation. Wir merken das zum Beispiel am Dieselpreis. Er ist seit dem Sommer von 1,60 auf über 1,80 € angestiegen, allerdings nicht nur wegen des Wechselkurses.

Dabei spielt eine unerwartete Entwicklung eine Rolle. Der Dollar wird von „Experten“ gerade totgeredet. Das ist richtig und falsch zugleich. Als Reservewährung sinkt seine Bedeutung. Das wurde durch die Sanktionen gegen Rußland ausgelöst. Viele Potentaten schmelzen ihre Dollarbestände ab, aus Angst, daß es ihnen wie den Russen gehen könnte und sie enteignet werden.

Ganz anders im Transaktionsbereich. Dollar, Pfund Sterling und andere Währungen (selbst der Złoty, über den früher Witze gemacht wurden) lösen den Euro als Handelswährung ab. Die Statistiken sagen nicht aus, warum. Man kann sich da so seine Gedanken über die Ursachen machen. Seit zwei Jahren haben sich die Handelsströme sehr verlagert. Der europäische Handel mit Rußland erfolgt über Hintertürchen, die sich irgendwo in Asien befinden, zum Beispiel in Indien, der Türkei und Kasachstan. Die europäischen Ausfuhren nach China haben sich verringert. Das könnten zum Beispiel Faktoren sein, die den Euro als Handelswährung verdrängen. Es könnten aber auch Regulierungen aus Brüssel wirken, wie die Lieferketten- und Klimaverordnungen. Es wird nicht nur das seit langem etablierte Greenwashing geben, sondern auch ESG-Kriterien und Klimarelevanz könnten über Umwege aufgehübscht und verschönt werden. Genau wird man die Ursachen vermutlich noch finden. Sicher ist nur: Im internationalen SWIFT-System der Banken ist der Gebrauch des Euro außerhalb der Euro-Zone binnen von zwei Jahren von über 40 % auf 13 % gefallen.

Nun hat die EZB-Chefin sich auch noch gegen weitere Zinsschritte beim Euro ausgesprochen, was eine weitere Verlagerung von renditesuchendem Privatvermögen in den Dollarraum begünstigt. Warum konnte sie nicht einfach die Klappe halten? Hat sie Mauldünnpfiff?

Die Prognose, welche Währung am schnellsten ruiniert wird, war immer schon schwierig. Ich möchte mich da nicht festlegen, Es gibt aktuell aber Entwicklungen, die den Euro nicht gut aussehen lassen.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Die zukünftige Europa-Währung wird so stark sein wie die Deutsche Mark.“ (Finanzminister Theo Waigel)