Protestantische Ketzer werden weggeräuchert

In der Jerusalemer Grabeskirche feiern die Orthodoxen die Auferstehung, allerdings nicht Ostern, sondern eine Woche später.

Überhaupt fällt in Jerusalem auf, daß Asiaten und Afrikaner auf der Via Dolorosa viel häufiger anzutreffen sind, als Europäer. Die Katholische Kirche wandert nach Osten und Süden aus, die protestantische macht Klimaselbstmord.

Ich war mit meiner Freundin natürlich auch in der Grabeskirche. Hinter uns lief ein orthodoxer Priester mit Weihrauch und reingte die Luft von der protestantischen Ketzerey, Auch Katholiken geht es nicht besser.

Der Krimkrieg wurde durch religiöse Konflikte um die Nutzung der Kirche zum Heiligen Grab ausgelöst. Den Besitzanspruch auf diese für das Christentum als heilig geltende Stätte teilten sich bis dahin die Anhänger der verschiedenen christlichen Konfessionen. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hatten die griechisch-orthodoxen Christen aber ihre Stellung bei der Nutzung der Kirche ausgeweitet. Die Katholiken versuchten nun, mit Unterstützung des im Dezember 1852 zum Kaiser Frankreichs ausgerufenen Napoleon III., diese Situation zu verändern.

Ausschlaggebender Vorfall war 1847 die Entfernung des silbernen Sterns in der Geburtskirche in Bethlehem. Die Hohe Pforte unter Sultan Abdülmecid I. ersetzte zwar 1852 den Stern, konnte jedoch nicht verhindern, dass der russische Zar Nikolaus I. zum Schutz der orthodoxen Christen im Osmanischen Reich das Protektorat über alle Christen im Heiligen Land verlangte. Der osmanische Sultan als politischer Interessenvertreter des Islam und der französische Kaiser – stellvertretend für die Interessen des Katholizismus – wollten sich mit einer russischen Vorherrschaft über die Christen keinesfalls einverstanden erklären, und so entstand der Krimkrieg, der etwa 700.000 Leutchen – überwigend Russen – das Leben kostete.

Ich habe die Räucherei als orthodoxe Marotte weggesteckt, aber ich kann nicht verstehen, daß sich Europa derzeit in einen innerorthodoxen Konflikt reinhängt, wo die sich als rechtgläubig fühlenden Russen und Ukrainer uns im Prinzip verachten.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Ein schäbiges Kamel trägt immer noch die Lasten vieler Esel.“ (Geh. Rath v. Goethe“