Nasskalt – mein Sudelbuch im Mai 2024

Gastbeitrag von Helmut Roewer

Im Takt der Propaganda bewegt sich die Welt von meinem Schreibtisch aus einen Monat lang wie im
Zeitlupentempo. Schlussarbeiten an einem neuen Buch lassen mich zudem tagelang abschalten. Ob
ich was verpasst habe? Ich weiß es nicht.

Erster Mai 2024

Dass vor exakt 36 Jahren Pioniertreffen in Chemnitz, pardon: Karl-Marx-Stadt war, wüsste ich nicht ohne die Konserve aus der Aktuellen Kamera. Leider hat dann der Sozialismus nicht im erwünschten Maße gesiegt, weil er entgegen den Behauptungen des Genossen Generalsekretärs doch von Ochs und Esel aufgehalten wurde. Heute weiß das keiner mehr, auch gibt es die Aktuelle Kamera nicht mehr, dafür aber sog. Nachrichtensendungen, die jener aufs Haar gleichen, nur halt, dass heutzutage noch unverschämter gelogen wird.


Ochs und Esel (2): Dass eine sog. Journalistin des MDR, mit Namen Johanna Hemkentokrax, über die
Thüringer Waldbürger, eine Anti-Windkraft-Bürgerinitiative, Erkundigungen eingezogen hat, das wollen wir ihr kaum glauben. Dass sie hierbei die Nähe zu den Reichsbürgern entdeckte und auch solche Unholde, die Kinder in den Wald locken, wird der Medienkonsument sicher mit Schaudern vernehmen. Wenn denn die verschreckt lauschenden letzten Linken selber Kinder hätten, zum Beispiel Hänsel und Gretel, würden sie ihnen sicher den Gang in den Wald verwehren, es sei denn, dass sich in diesem die das Weltklima schützenden Windmaschinen drehen.

Hemkentokrax (2): Dass man einen Namen noch nie gehört hat, bedeutet nicht, dass es ihn nicht gibt, und sei es als Deckname. Oder als Märchenfigur in der Rübezahl-Legende: Als Rübezahl die beiden Kinder im hohen finstren Tann in seinem Sack gesteckt hatte, brachte er sie zur Muhme Hemkentokrax. Diese packte sie ohn‘ Federlesens und schnitt dem Hensel vorn den Vorwitz ab und dem Gretel auch was. Da half kein Flehn, sie mussten‘s leiden.

Dritter Mai 2024

Propaganda ist nicht darauf ausgelegt aus den Menschen Idioten zu machen, sie ist von vornherein auf Idioten ausgelegt. Diese Sentenz des großen Spötters George Bernhard Shaw bedarf einer Korrektur. Zwar mag sie für die Verhältnisse des feudalen England zu Beginn des 20. Jahrhunderts angemessen gewesen sein, wo es eine einheitliche, alles dominierende Oberschicht gab, die selbstredend auch bestimmen konnte, was der Pöbel zu glauben hatte, doch liegen die Dinge bei uns etwas anders. Es gibt eine von Idioten dominierte Kaste, die intuitiv darauf achtet, dass ihr niemand das Wasser reichen kann. Dem dient die moderne Propaganda. Sie nimmt die letzten Klarsichtigen in den Griff. Ich sage nur Klima, Corona, Kiew & compañeros.

Propaganda (2): Auffällig ist der geänderte Ton der westlichen Ostfront-Berichterstattung. Kein Wort mehr über den nahen Sieg Kiews, sondern ganz im Gegenteil: Es dominieren die Verluste an Mann und Gerät. So wird das notwendige Eingreifen des Wertewestens auf dem Gefechtsfeld herbeigeschrieben.

Propaganda (3): Nicht ganz passend hierzu ist die Zerstörung eines Lagerkomplexes in Odessa durch zwei russische Iskander-Raketen in der Nacht auf den 2. Mai. Dort war keine 12 Stunden zuvor über See kommender Munitions-Nachschub eingelagert worden. Was sich dort in einer gigantischen Explosion in den Himmel verteilte, war durch keine Zensur zu unterdrücken, obwohl man es sicher gerne gekonnt hätte, denn die Sache harmoniert nicht eben gut mit der 61 Milliarden-Spende letzter Woche aus dem großen und guten Amerika. Mich interessiert, wer den Russen den einschlägigen Tipp gab, denn genauer konnte man kaum treffen. Nebenbei: Wieder zeigt der Zwei-Raketen-Angriff die Taktik des russischen Vorgehens. Dass diesmal beide trafen, steht diesem Prinzip nicht entgegen – ganz im Gegenteil.

Propaganda (4): In erster Linie aufs eigene Volk ausgerichtet ist die soeben in Moskau eröffnete Schau von erbeuteten schweren Nato-Waffen – auch der Leo 2 und der Abrams sind dabei. Als kleine Zugabe an den Wertewesten ist das hausgroße Hinweisschild am Eingang, dass Diplomaten aus den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland bevorzugt Eintritt erhalten, ohne sich in die Warteschlangen einreihen zu müssen.

Propaganda (5): Zum Glück hat Mainstream hierzulande ein Ausweichthema für die Erregung der Wohlmeinenden. Da hat doch ein, na, Sie wissen schon, mit hassverzerrtem Gesicht der grünen wahlkämpfenden Nachbarin Katrin Ich-freu-mich-drauf Göring-E., an der ihr Dienstauto gepackt. Die Worte des Hassverzerrten sind indessen nicht überliefert. Schade eigentlich, nicht weil ich diesen Angriff auf die Demokratie gutheiße, sondern weil mich Volkes Stimme schon immer interessiert hat. Aus der FAZ habe ich die Kunde, wo der Kommentator gestern in dunklem Raunen darauf hinweist, es habe schon mehrere Attacken gegen Grüne gegeben, sodass der Staat eingreifen müsse. Gegen Grüne? Na, dann greift mal schön.

Neunter Mai 2024

Sieg: In Moskau begeht man den Tag desselben. Erst heute, weil man in Moskau 1945 bei Keitels Unterschrift in Berlin bereits einen Tag weiter war. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war es auch bei uns bereits der Neunte, und der propagandistisch festgelegte Achte war nur dadurch zu retten, dass man in Karlshorst die Uhr anhielt.

Sieg (2): Seit sich Richard von Weizsäcker, seinerzeit Bundespräsident und vormals Wehrmachts-Hauptmann, 1985 dergestalt bei seinem US-amerikanischen Freunde-Personal anbiederte, dass er den Deutschen (West) die Befreiung an jenem Tag verkündete, die von jenen ins Werk gesetzt worden sei, haben die Korrekten auch was zu feiern. Wie gesagt, am Achten, und wem das nicht peinlich ist, der tut’s.

Sieg (3): Allerdings ist aktuell in Berlin beim vorgenannten Tun der heutige Neunte zu vermeiden, denn der antifaschistisch-schwarz-rote Senat mit der grünen Seele hat ein Verbot verfügt, etwas zu unternehmen, was an das russische Tun erinnert. Das sei nämlich Verherrlichung des Angriffskriegs der Ruskis gegen die ukrainischen Brüder und Schwestern. Soviel Unterwerfung war nie.

Zehnter Mai 2024

In HH begann diese Woche der Strafprozess gegen den Arzt Dr. Walter Weber wg. angeblich falscher Maskenbefreiungs-Atteste. Dieses Verfahren erfüllt nach meiner festen Überzeugung als langjährig tätiger Verfassungs-Jurist den Tatbestand der Rechtsbeugung – ganz unabhängig davon, ob der erhobene Vorwurf stimmt. Zum unerlässlichen Minimum jeglichen staatlichen Handelns gehört die Prüfung der verfassungsrechtlich unverzichtbaren Verhältnismäßigkeit. Deren erster Prüfungsschritt ist die Geeignetheit, also die Fragestellung, ob die in Rede stehende Maßnahme überhaupt geeignet ist, den beabsichtigten Zweck zu erreichen. Die Ungeeignetheit des Tragens der Masken zum Schutz vor Viren-Infektionen stand von Anfang an fest. Sie wurde – wie man heute sicher weiß – gegen besseres Wissen und völlig sachfremd behauptet und exekutiert. – Die aktuell handelnde Justiz kann sich nicht darauf rausreden, dass es nicht darauf ankomme, weil es das diesen Umstand anders regelnde Recht gab, denn auch die Rechtsetzung unterliegt dem verfassungsrechtlichen Maßstab der Geeignetheit und befreit den Justiz-Juristen nicht vom Zwang der Einhaltung von Recht und Gesetz (Art. 20. Grundgesetz). Seine Rechtsüberschreitung ist mit Strafe wg. Rechtsbeugung bedroht.

Zwölfter Mai 2024

Die vergangene Woche gibt Anlass, die Lage des Ukrainekrieges zu überdenken:
a) In Russland begann die fünfte Amtszeit von Wladimir Putin, der sich – ganz egal, wie der jetzige Waffengang ausgehen mag – untilgbar in die Analen seines Landes eingetragen hat.
b) Medwedjew, Russlands Mann fürs Grobe, hat öffentlich mitgeteilt, dass man den Einsatz französischer Soldaten in der Ukraine, respektive das Schießen mit britischen Marschflugkörpern auf russisches Territorium als Kriegsgrund ansehen und beantworten werde, wobei man die Entsendeländer ausdrücklich in Vergeltungsschläge einzubeziehen gedenke.
c) Die Botschafter beider Länder wurden zur Entgegennahme nicht näher bezeichneter Erklärungen ins russische Außenministerium einbestellt, wo bei es nach meiner Auffassung nur um das vorgenannte Kriegsthema gehen kann. Eine einschlägige Verlautbarung erfolgte weder aus Frankreich noch aus Großbritannien.
d) Der chinesische Führer Xi absolvierte einen Europabesuch. Den wortreichen Avancen des französischen Präsidenten, sich am Vorgehen gegen Russland zu beteiligen, begegnete Xi mit der Miene einer Sphinx.
e) An der Ostfront kristallisierte sich ein Schwerpunkt der russischen, seit Wochen an einer Vielzahl von Orten des über 1000 km langen Frontbogens erfolgten lokalen Angriffe, nunmehr nördlich von Charkow heraus. Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten drohe dort ein Zusammenbruch der Front. Es lässt sich schwer beurteilen, ob Letzteres den Tatsachen entspricht, oder ob es sich um erpresserisches Gerede handelt, um Truppeneinsatz aus der Nato zu erzwingen.
f) Erfolgt der Zusammenbruch der ukrainischen Front tatsächlich, sind selbstmord-ähnliche Attacken aus Kiew mehr als wahrscheinlich. Unklar bleibt, wie lange Selenskyj den USA weiter nützlich erscheint.
g) Formal läuft Selenskyjs Amtszeit in der übernächsten Woche ab. Ich rechne nicht damit, dass dieses Kriterium irgend eine Rolle spielt – es sei denn, eine bislang nicht zu erkennende innere Militär-Opposition nutzt diesen formalen Umstand argumentativ, um sich an die Macht zu putschen.
h) Der schwarze Peter liegt bei diesem Stand der Dinge erneut in den USA, aus der eindeutige Signale derzeit nicht zu vernehmen sind. So hat sich der langjährige Hauptkriegstreiber, der republikanische Senator Lindsey Graham, ablenkend geäußert, nämlich darüber, was sich nach Trumps Wahlsieg hinsichtlich der illegalen Zuwanderung über die mexikanische Grenze ändern werde.

Dreizehnter Mai 2024

Die Kriegstreiber, einschließlich des SPD-Verteidigungsministers Pistorius, geben sich alle Mühe, Deutschland unumkehrbar ins Kriegsgeschehen zu verstricken. Während letzterer auf Einkaufstour in die USA gegangen ist, um dort 3 Himars-Raketenwerfer-Batterien aus der US-Army herauszukaufen, die dann in die Ukraine verschubt werden sollen, wollen andere (Kiesewetter, Vier-Namen-Frau, Annalena & Co) darüber hinaus, den Luftraum des Landes von außerhalb des Staatsgebiets mit den ohnehin dort bereits befindlichen Patriot-Systemen sichern, wie sie das nennen. Erneut hat der SPDFraktionsvorsitzende die Notbremse gezogen. Wie lange mag die noch halten.

Vernunft-Unvernunft (2): Mir wurde ein Brief von deutschen Generalstäblern an den ChefKriegstreiber Kiesewetter (MdB, CDU, Oberst a.D.) zugesandt, in dem dieser aufgefordert wird, sein unverantwortliches Tun zu unterlassen und sich nicht blind den Forderungen des Hegemons – so nennen die Herren die USA – zu unterwerfen. Ich bin maßlos erstaunt, dass es in der Bundeswehr noch Köpfe gibt, die sich von Vaterlands-Liebe und Vernunft leiten lassen. Und Kiesewetter? Er hat seine Ex-Kameraden keiner Antwort für würdig befunden. Ich wünsche ihm nichts Schlechtes, aber auch nichts Gutes.

Ostfront (3): Die westlichen Nachrichten von der Front in Charkow (der nördliche Zipfel des Frontbogens) lauten für die Ukraine so grottenschlecht, dass ich im Zweifel bin, ob sie stimmen können, zumal aus Moskau lediglich Fortschritte vermeldet werden.

Derweil in Moskau: Putin hat die Umbildung seines Kabinetts angekündigt, womit er lediglich die verfassungsrechtliche Formalie seiner Wiederwahl zu nutzen scheint. Auffällig ist – mitten im Kriegsgeschehen – die Ablösung des langjährigen Verteidigungsminister Schoigu und seine Ersetzung
durch ein Nicht-Militär – für Russland seit Zarenzeiten ein absolutes Novum.

Vierzehnter Mai 2024

Das Aufräumen im russischen Verteidigungsministerium geht weiter: von oben nach unten. Moskau-Experten wissen warum und kennen sogar die Namen. Der schlichte Beobachter staunt und nimmt, durch die Leserschaft belehrt, zur Kenntnis, dass entgegen meiner Annahme der gegangen wordene Schoigu auch kein gelernter Soldat war und dessen Vorgänger auch nicht. Man lässt sich halt durch die protzigen Uniformen leicht hinters Licht führen.

Hinters Licht führen (2): Die Führerin (meine Führerin) hat angeblich ihre Memoiren geschrieben. Der Titel ist ein Leckerbissen für Zyniker: Freiheit. Er hätte mit dem selben Recht auch Schönheit heißen können. Oder wie wäre Deutschland? Oder schlicht Rückgängig? Doch wir wollen nicht delegitimieren, sondern ein bisschen träumen: 700 Seiten geniale Einsamkeit in ebensolcher Sprache. Wer die noch im Ohr hat, wird vermutlich staunen.

Hinters Licht führen (3): Wer sich aufs deutsche Volk beruft, verstößt gegen die Menschenwürde. Meint jedenfalls das OVG Münster, das dem Kölner Bundesamt in dessen Verfolgungsabsichten folgt – jedenfalls was die AfD anlangt. Ob die Behörde demnächst in Wokes Weltamt für Menschenrechte
umbenannt wird, wurde nicht erörtert. Doch denkbar wäre es schon.

Fünfzehnter Mai 2024

Vorgestern über Nacht: Reist der Außenminister der USA, Antony Blinken, ohne vorherige Pressefanfaren nach Kiew. Er kam von Polen mit dem Zug. Erinnert an Josef Stalin selig, der auch Flugangst hatte, solange der Krieg andauerte. Was will er, Blinken, in der Ukraine, was nicht auch die zahlreich vor Ort tätigen US-Boys könnten? Flagge zeigen? Lage peilen? Putsch-Signale aussenden? Durchhalteparolen von sich geben?

Derweil am Nordrand: Der Herr Scholz trifft sich mit den skandinavischen Führern und der kecken Dänin. Man will die Ukraine unterstützen, solange wie nötig. Das klingt wie ein heimlicher Vorbehalt.

Nordisches (2): Es gelte zudem, für die Ukraine Patriot-Flugabwehrwaffen beschaffen – sobald wie möglich. Das klingt nicht nach sofort, vor allem nicht danach, dass man die eigenen hergeben will. Hier befinden sich die europäischen Helden in der eigenen Propagandafalle, denn wenn – wie jeder aufrechte Westler weiß – der Russe dereinst an der Weichsel nicht Halt macht, könnte es sein, dass man sie selbst braucht. Ober in die Realität übertragen: Wenn Selenskyj & Friends mit den WestFernwaffen russisches Gebiet bombardieren, könnte es sein, dass die großherzigen Unterstützer eine russische Antwort schneller trifft, als ihnen bei aller wohltönenden Kriegsertüchtigungsabsicht lieb ist.

Weitere Flausen: Man bespricht, was man auf der groß angekündigten Ukraine-Konferenz im Juni in der Schweiz besprechen soll. Das frage ich mich auch, zumal die Russen ausdrücklich nicht eingeladen sind. Um den Frieden kann es folglich nicht gehen. Aber sicher darum, entsetzt auf die dann aktuellen Fronten zu starren, deren Verlauf im Augenblick beim besten Willen nicht vorhersehbar ist. Denn es gilt allem Expertengerede zum Trotz: Die Initiative liegt bei den Russen.

Achtzehnter Mai 2024

Drei Tage, die es in sich hatten: Putin reist mit großem Gefolge nach Peking und wird dort von Xi mit ebenso großem Bahnhof willkommen geheißen. Die westlichen Kommentatoren sind sich sicher: Die wollen bloß ihre Differenzen verbergen.

Verwirrung (2): In der Slowakei wird derweil der dortige Premier Robert Fico niedergeschossen und ringt seither mit dem Tode, was den hiesigen Robert zur Erklärung veranlasst, die geistigen Brandstifter säßen in der AfD. Was muss im Kopf dieses Denkers angesichts der Tatsache vorgehen, dass Fico ein ausgewiesener Nationalist und angeblicher Russenfreund ist, der Attentäter hingegen ein bekannter Linksextremist.

Verwirrung (3): Wo Robert ist, kann Annalena nicht fern sein. Sie lässt auf Anraten des BKA einen Internet-Täter verfolgen, der dort aufgeschrieben hatte, sie sei die dümmste Außenministerin der Welt. So erst wurde die Sache publik. Las selten so einheitliche Zustimmung.

Zugleich an der Ostfront: Es werden massive ukrainische Angriffe mit Drohnen- und Raketenschwärmen auf Ziele der russischen Luftwaffe und der Luftverteidigung gemeldet.

Ostfront (2): Währenddessen rücken die Russen bei Charkow und an zwei, drei anderen Stellen in der
Mitte und im Süden munter vor. Es ist die angebliche Leichtigkeit, in der dies geschieht, welche die Kritiker auf beiden Seiten der Front lamentieren lässt.

Ostfront (3): Die Niederlage der Ukraine ist plötzlich in jedermanns Munde. Ebenso plötzlich wollen viele das immer schon vorhergesagt haben. Tja, da muss ich mich wohl zwei Jahre lang tagtäglich verhört und Falsches aufgeschrieben haben.

Neunzehnter Mai 2024

Im weißrussischen Fernsehen ist der ehemalige ukrainische Abgeordnete Andrej Derkatsch aufgetaucht. Was dieser vormalige SBU-Geheimdienstoffizier und Überläufer über seine Ex-Kumpels ausgesagt hat, ist nicht zum Lachen. Er nennt personengenau die Beteiligten an einer von der CIAResidentur in Kiew initiierten Proxy-Operation, mit welcher die Täterschaft für den Anschlag auf die Nord Stream-Pipelines im September 2022 von den USA im Bedarfsfalle auf die Ukraine abgelenkt werden sollte. Man erinnert sich, dass Anfang März 2023 der Herr Scholz plötzlich nach Washington DC einbestellt und anschließend mit großem Getöse in der New York Times die groteske Story von der ukrainischen Segelyacht abgefeiert wurde.

Derkatsch (2) Unter den von ihm Bezichtigten ein Spezialist besonderer Art, der Geschäftsmann Andrej Burgomistrenko, Klein-Oligarch der ukrainischen Nuklear-Wirtschaft, der linker Hand an der Herstellung einer schmutzigen Bombe gearbeitet habe. Niemand, der bei Sinnen ist, wünscht, dass diese Meldung stimmt und der Mann sein Vorhaben wahr machen könnte.

Zwanzigster Mai 2024

Den gestrigen Hubschrauberabsturz des iranischen Staatspräsidenten meldeten die Russen gegen 18 Uhr, die Amerikaner zwei Stunden später und nochmals zwei Stunden drauf die Deutschen. Soviel zur
Echtzeit, in der wir angeblich leben.

Hubschauber (2): Zuverlässig folgte das Internet mit dem Wer und Warum. Da gab es kaum Überraschendes, auch nichts Zuverlässiges. Wiewohl es dort auf der Hand zu liegen schien, Vergleiche mit der Tat in der Slowakei anzustellen.

Morgendliche Lockerungsübung: „Der Staat macht keine Fehler, darum muss im Wahlkampf die
Unfehlbarkeitvermutung gelten,“ lese ich in der über Nacht erschienenen neuen Ausgabe der Zellerzeitung. Und in den Leserbriefen finde ich zur angekündigten Merkel-Autobio. das hier:
„Notabene. Auf 700 Seiten kann man die Fehlleistungen natürlich nur ansatzweise beschreiben.“

Einundzwanzigster Mai 2024

Der persische Präsident ist beim vorgestrigen Hubschrauberabsturz in der Tat ums Leben gekommen. Jetzt wird die Situation im nahen und mittleren Osten heikel. In Israel wackelt derweil das Kabinett, während seit Oktober 2023 Hunderttausende das Land verlassen haben. Ziel unbekannt.

Ostfront: Im Raum Lemberg wurde die dortige Gas-Kompensationsanlage, die zweitgrößte in Europa, durch einen russischen Luftschlag komplett zerstört. Mal sehen, wann die westewertlichen Leute und vor allem die östlich der Oder nach Nord Stream rufen. Nebenbei: Wer immer noch glaubt, dass die Russen nicht ernst machen, sollte sich schnell eines Besseren besinnen oder – falls er dessen bedarf – den Therapeuten wechseln.

Zweiundzwanzigster Mai 2024

Annalena in Kiew. Hat eine Milliarde mitgebracht. Vermutlich im Handtäschchen. Dafür soll’s irgendwo Patriot-Raketen geben. Hatte der SPD-Vormann im Bundestag Mützenich nicht vor Tagen erst geäußert, dass es die nicht gibt? Und: Weiß der Herr Scholz davon?

Annalena (2): Kriegt von Selenskyj – beide zeigen sich bei dieser Gelegenheit einheitlich in einem schlichten SS-Schwarz – einen protzigen Orden. Hoffentlich zeigt ihr einer, wie man den umhängt. Ihr Amt textet derweil: Unsere Unterstützung ist verwurzelt in der tiefen Überzeugung, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen wird. Wer mag ihr das aufgeschrieben haben? Schade, dass man sie den Satz nicht hat aussprechen hören.

Dreiundzwanzigster Mai 2024

Bekanntlich verteidigen wir die Demokratie am Dnjepr gegen den Despoten aus Moskau. Nur ist es so, dass der Moskowit mit Zustimmung durchs unterdrückte Volk herrscht, der lupenreine Demokrat seit gestern erkennbar nicht mehr. Was tun? Besser nicht dann rühren. Er könnte sich als Vorbild erweisen, und dann ist man, ehe sich’s einer versieht, ein Delegitimierer.

Vierundzwanzigster Mai 2024

Stand der Dinge: Die russische Kartenskizze zeigt den Frontverlauf bezüglich der vier eingemeindeten Provinzen, bei denen sich – außer in Donjezk – immer noch ein Teil in ukrainischer militärischer Hand befindet. Die Änderungen gegenüber dem Stand vom September 2022 sind minimal. Hinsichtlich des Frontgeschehens im Oblast Charkow ist die Karte ungenau – nicht aussagekräftig.

Ostfront (2): Das Kriegsgeschehen wird in dieser Woche von wechselseitigen Drohnen- und Raketenangriffen, bevorzugt auf Einrichtungen der Elektro-Infrastruktur dominiert – bis weit ins
gegnerische Hinterland hinein.

Ostfront (3): Erstmals lese ich, dass ein russischer Kommandeur (20. Armee, General Achmedow) wg. nicht-personalschonender Befehle gestern abgelöst worden ist. Sowas wäre weder im Ersten noch im
Zweiten Weltkrieg passiert – wenn’s keine Eintagsfliege ist, ein deutliches Zeichen für die geänderte
Auffassung zur Ressource Mensch.

Sechsundzwanzigster Mai 2024

Über die Wirkung des nun schon fast zwei Jahre andauernden russischen Beschusses ukrainischer
Elektrizitäts-Infrastruktur konnte man nur Mutmaßungen anstellen. Vorgestern äußerte sich der
zuständige ukrainische Minister – ein intelligent aussehender Mann namens Galuschtschenko – über
die entstandene Stromlücke und den akuten Bedarf, Strom aus der EU zu beziehen. Die Mengen sind so groß, dass wenig Zweifel übrig bleiben. Die EU ist angeblich nicht in der Lage, solche Mengen aus eigener Produktion zu liefern. Nebenbei: Dass D hierzu nicht in der Lage ist, muss man nicht gesondert erwähnen.

Wahn & Wirklichkeit (2): Natürlich erinnere ich mich, dass die Siegverkünder der westlichen Propaganda angesichts der (dann gescheiterten) Wiedereroberungsversuche des Kernkraftwerks von Saporoshje vor Monaten protzig verkündeten, welche Strommengen die EU in Kürze von dort beziehen werde. Der eigens nach Kiew gedienstreiste Robert bestärkte die ukrainischen Brüder & Schwestern in der Produktion von Atomstrom. Wie nennt man das? Heuchelei.

Achtundzwanzigster Mai 2024

An der vorgestrigen Kommunalwahl hier im Ländchen haben mich weniger die uneinheitlichen Ergebnisse interessiert als die einheitlichen Mainstreamkommentare. Deren perfekte Zusammenfassung fand ich in den Leserbriefen der Zellerzeitung: „Sieger sind die Grünen. Wer etwas anderes behauptet, is Nazi.“

Kommunales (2): Vom selben Orte: „Wird in Th die Stichwahl mit Messern ausgetragen?“

Kommunales (3): Am besten allerdings gefiel mir bei Real-Mainstream: „Die Zunahme der AfD stürzte stärker ab als erwartet.“ Darauf musde ers ma kommen.

30. Mai 2024

Metamorphose: Jahrzehntelang agitierten US-finanzierte Propagandasender von Bayern aus mehrsprachig und unter verschiedenen Namen gen Osten. Einer davon war Voice of America. Bei dem müssen nach der Wende und seinem Umzug nach Prag einige seiner Propagandisten peu à peu ihre Dienstherren gewechselt haben, denn wie durch ein Wunder tauchten sie beim ähnlich klingenden Voice of Europe wieder auf. Dort ist man auf das euroasiatische Denkmodell spezialisiert. Niemand nahm das zur Kenntnis bis auf den tschechischen Dienst, der seine Bündnistreue unter Beweis zu stellen begann. Denn merke: Wer in Prag die US-Flagge nicht angemessen grüßt, gilt als Verdachtsfall.

Voice of Europe (2): Jetzt dienen die tschechischen Abhörprotokolle – echt oder auch eher nicht – den Staatsanwaltschaften als Ermittlungsgrundlage gegen bevorzugt kriegskritische deutsche Abgeordnete und ihr persönliches und politisches Umfeld. Und der Straftatbestand? Firlefanz, nulla poena sine lege (keine Strafe ohne Gesetz) war gestern. Sie sind Verräter. Woran? An den europäischen Werten. Die werden bekanntlich am Dnjepr verteidigt.

Volkes Stimme – Volkes Liedgut: Nein nicht dödödöpdöpdöpdödö (oder so ähnlich), was jetzt die
Gazetten bis weit hinein in alle Alternativen, die sich mit Schwer-lastendem beschäftigen müssen, vor
sich hin wälzen, nein, es ist die Erinnerung an etwas aus meiner Kinderzeit. Da sangen die Leute: „Am Dreißigsten Mai [das wäre also heute] ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang. Doch wer weiß in welchem Jahr, und das ist wunderbar.“ Das war die Antwort der Kölner auf
die Furcht vor dem Atomtod. Jetzt fürchten sich die Leute vor anderen Dingen. Und sie singen das
siehe oben, einfach so. Ganz ohne Genehmigung.

Einunddreißigster Mai 2024

Die übliche bleierne Müdigkeit nach Beendigung eines Buchmanuskripts, in diesem Fall: Nicht mein Krieg. Deutschland und der Ukraine-Konflikt. Derweil: Vorm Fenster meines Arbeitszimmers endet der Mai, wie er begann, kühl und nass. Wenn sie uns nicht bekohlt haben, unsere Vorfahren (Vorsicht, Nazi-Verdacht), dann füllt solch ekles Wetter dem Bauern Scheun‘ und Fass. Doch gibt’s den überhaupt noch?

Und sonst so: Trump in Bilanz-Fälschungsprozess in New York gestern für schuldig befunden. Der Richter hatte vom ersten Prozesstag an keinen Zweifel aufkommen lassen, dass er den Ex-Präsidenten hinter Gittern sehen will, das Urteil will er im Juli verkünden. Mal sehen, was er sich ausdenkt, um Trump sofort in Haft zu nehmen. Die Dems jubeln verhalten: Niemand stehe über dem Gesetz. Soso.

Und sonst (2): Die RKI-Protokolle finden sich jetzt weitgehend ungeschwärzt im Internet. Sie sind so umfangreich, dass kaum einer sich der Mühe einer Lektüre unterziehen wird. Wenn jetzt nicht endlich gegen die Exekutanten der sog. Pandemie strafrechtlich vorgegangen wird, kann die Republik einpacken. Die Mauer bröckelt bedenklich, BMVg und BVerwG machen bereits sachte, sachte Rückzieher. Impflicht für Soldaten? War da was?

Und sonst (3): Prag wird feste US-Burg, woselbst der amerikanische Außenminister Blinken die Europäer zu veranlassen sucht, endlich mit dem Angriff auf Russland zu beginnen. Die Reaktion ist verhalten, es knirscht im inneren Gefüge der Allianz. Der Mann im Kreml muss eiserne Nerven haben, jeglichem Vorwand auszuweichen, ein Nato-Land angegriffen zu haben. Bis jetzt ist er stur geblieben.

Und sonst (4) und Annalena. Hat besseres zu tun, als sich um den Frieden verdient zu machen, muss
stattdessen Strafanträge stellen, um nicht als die dümmste Außenministerin der Welt gerichtsnotorisch zu werden. Da fehlt nicht mehr viel, wenn das jetzt schon die in Nürnberg seit Jahrzehnten lebenden Türken lautstark artikulieren. Man kriegt vor Staunen den Mund nicht zu.

Und sonst (5): Der westfälischen Möbelhersteller Hülsta hat dicht gemacht. Pleite. Streiche mit bloßer Hand über die glatte Fläche des seit über drei Jahrzehnten in meinem Wohnzimmer Dienst tuenden großen Hülsta-Tischs. Esche oder Erle, das ist hier die Frage. Da haben so viele Leute ihre Spuren hinterlassen, dass ich im Zweifel bin, ob ich das alles so lasse, oder Abschleifen und Versiegeln an der Zeit ist. Eigentlich längst überfällig. Doch Nichtstun ist wie so oft die einfachere Lösung.


©Helmut Roewer, Juni 2024