Der linke Söder heißt Sahra

Die CDU wird durch Markus Söders Offensive gegen Merkels Asylpolitik an den Rand der Implosion gebracht. Aber eben nur an den Rand. Noch hält die Viererkette aus Krampf-Karrenzieher, Dr. Schäuble, Kauder und Luschet in Merkels Abwehr. Das könnte sich ändern, wenn Sahra Wagenknecht wahr macht, was sie verspricht: Eine linke nationalkommunistische bis nationalsozialistische Sammlungsbewegung auf die Beine zu bringen. Eine Linksbewegung, die dem deutschen Proletarier vielleicht wieder etwas Gehör schenkt? Die deutsche und ausländische Interessen neu wichtet?

Auf dem letzten Parteitag der Linken ist Wagenknecht mit ihrem Kurs der Wahrung nationaler Interessen volle Kanne gescheitert. Die Parteimehrheit, oder zumindest die satte Mehrheit der Links-Delegierten hat die unbegrenzte Einwanderung beschlossen. An der ostdeutschen Basis teilen die Altgenossen allerdings eher die Sicht Wagenknechts.

Darüber hinaus haben auch in der SPD einige Wenige die Auffassung, daß man sich wieder der traditionellen Wählerschaft der Linken zuwenden sollte. Zum Beispiel Sigmar Gabriel. Selbst in der grünen Partei rumort es. Der Sohn des „Rebellen vom Remstal“, Boris Palmer, traut sich immer wieder mit abweichlerischen Statements in die Öffentlichkeit. Immer öfter behauptet er, daß nicht jedes Goldstück glänzt. Der rebellische Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm.

Wenn man die Meinungsumfragen für die drei Linksparteien betrachtet, so kann man davon ausgehen, daß sie Angst bekommen, daß sie die 5-%-Marke berühren, wenn Wagenknecht Ernst macht. Die Linke dümpelt derzeit bei 10 % herum, die Grünen bei 12 und die SPD bei 16 bis 19. Noch. Denn die Wähler werden sich beim Aufkreuzen von Wagenknecht mobiler verhalten als die Mitglieder und die Parteiapparate. Die Parteiführer setzen auf die bewährten Konzepte von finanziellem Druck auf die Abgeordneten und auf ihren Medienbesitz, der durch Geschäftsanteile an Presseerzeugnissen und Sitze in Rundfunkräten abgesichert ist. Mit diesen Uralt-Taktiken könnte man allerdings ähnlich blamabel scheitern wie Jogi Löw an seiner Türkeiconnection.

Eine nationalsozialistische Linksbewegung könnte bei ihren ersten Wahlerfolgen die SPD dazu zwingen, die Koalition mit CDU/CSU zu beenden. Darauf läuft Lafontaines Kalkül hinaus, denn seine Motivation speist sich nicht zuletzt aus Rachemotiven gegenüber der SPD, deren Vorsitzender er mal war. Und erst nach dem Gang der SPD in die Opposition würde Dr. Merkel vor einem politischen Scherbenhaufen stehen. Ein Teufelskreis würde entstehen, eine Kettenreaktion, die Deutschland als Spiel über die Bande in den Grundfesten erschüttern wird. Eine ähnlich Implosion des Parteienkartells ist drin, wie in Italien am Anfang der 90er Jahre, als kein politischer Stein auf dem anderen blieb.

Vorerst kann Dr. Merkel ja noch davon ausgehen, daß sie bei einer Regierungskrise die CSU einfach durch die Grünen ersetzen kann. Ohne die SPD geht das mathematisch nicht mehr auf. Und der Druck auf die SPD kommt niemals von Söder, sondern wenn überhaupt von linksaußen. Wenn Merkel keine Regierungsbildung mehr zustande bringen kann – erst dann – werden die CDU-Funktionäre und Mandatsträger rebellieren. Denn erst dann geht es um ihre eigene Wurst. Erst dann wird Merkel im Handstreich gestürzt werden.

Das ist die Kettenreaktion, die Sahra Wagenknecht auslösen kann. Aber auch für sie gilt: Hic Rhodus, hic salta. Sarah Wagenknecht wird diesen lateinischen Spruch als bekennende Marxistin kennen. Karl Marx hat ihn im „18. Brumaire des Napoleon Bonaparte“, einer seiner geläufigsten Schriften zitiert, die auf jeder Parteischule und in jedem ML-Kurs zum obligaten Stoff gehörte.

„Proletarische Revolutionen […] schrecken stets von neuem zurück vor der unbestimmten Ungeheuerlichkeit ihrer eigenen Zwecke, bis die Situation geschaffen ist, die jede Umkehr unmöglich macht, und die Verhältnisse selbst rufen Hic Rhodus, hic salta!“

Die Worte stammen aus Äsops Fabel „Der Fünfkämpfer als Prahlhans“. Als dieser geschwätzige Sportler seine Zuhörer immer wieder mit seinen enormen Sprüngen auf Rhodos genervt hatte, forderten sie ihn auf, unverzüglich zu springen. Also Wagenknecht, genug geprahlt, jetzt springe!