Die Bauten um 1900 sind besser als ihr Ruf

Der Neubau des Bundesumweltamtes in Dessau (Baubeginn 2002, Einzug 2005) sollte als  Modellprojekt von Minister Trittin aufzeigen, wie man Betriebskosten sparen kann. In der Auswertung durch den Bundesrechnungshof hat sich gezeigt, daß das Umweltbundesamt dieselben Betriebskosten hat, als Schulbauten, wie sie vor hundert Jahren errichtet wurden. Es handelt sich beim Bundesumweltamt um ein monströses grünes Propagandaobjekt, welches gescheitert ist.

Der Prospekt des Bauherrn weist geplante Betriebskosten von EUR 927.100,- pro Jahr aus, davon

Jahreskosten €

Jahreskosten €/m2

Reinigung geplant

172.200

4,70

Energie Abwasser Wasser geplant

229.700

6,27

Wartung Inspektion geplant

132.600

3,62

Sonstiges geplant

393.000

10,73

Summe geplant

927.100

25,32

Summe Ist

1.310.000

35,76

Die Summe der Istkosten stammt aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs. Der Bundesrechnungshof bemängelte zusätzlich, daß das Umweltbundesamt Istkosten von EUR 1,23 Mio gegenüber der Öffentlichkeit ausgewiesen hat, während die tatsächlichen Kosten wie bereits dargelegt 1,31 Mio betragen.

Daß die Kosten höher sind, als geplant ist nicht ungewöhnlich. Wie verhalten sich die Kosten zu Kosten aus dem Gebäudebestand? Ich habe mal die Kosten zweier öffentlicher Schulgebäude in einer thüringischen Kreisstadt (unsaniert), die 1880 bzw 1928 hergestellt wurden, gegenübergestellt (Jahresabrechnung 2008):

Jahreskosten Ist €/m2

Schulgebäude 1928

Jahreskosten Ist €/m2

Schulgebäude 1880

Jahreskosten Ist €/m2

Bundesumweltamt

Reinigung

9,97

11,20

?

Energie Abwasser Wasser

10,26

11,50

?

Wartung Inspektion

0,12

0,22

?

Sonstiges

7,17

15,06

?

Summe

27,52

37,98

35,76

Sonstiges sind Müll, Hausmeisterei, Versicherungen und bauliche Unterhaltung.

Man sieht, daß die geplanten Kosten des Bundesumweltamts in der Größenordnung liegen, wie das die Baumeister um 1900 ohne Wärmeschutznachweis und Haustechnikplanung erreicht haben. Die Vergleichsgebäude sind unsaniert ohne Wärmedämmung, haben in den 90er Jahren ganz normale Gasheizungen erhalten, ansonsten befinden sie sich auf dem technischen Stand von 1990.

„Die Ergebnisse sind ernüchternd“, stellte der Bundesrechnungshof nach Prüfung des Bundesumweltamts fest. Der Erdwärmeübertrager und die solarbetriebene Kältemaschine zur Raumkühlung haben keine Wunder vollbracht, aber die Wartungskosten explodieren lassen. Das Umweltbundesamt tauge nicht als ökologisches Vorbild, kritisierten die Prüfer. „Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Wartungskosten für die ökologisch-innovativen Anlagen zu hoch sind“.

Ergebnis: Um 1900 haben Dutzendbaumeister ganz ohne Haustechnikplanung Gebäude errichtet, welche heute im Durchschnitt so hohe Betriebskosten haben, als das Bundesumweltamt. Das Gebäude von 1928 ist sogar deutlich besser.