Wird Brennholz wirklich knapp?

Die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher, in der holzverarbeitende Betriebe zusammengeschlossen sind, betreibt ein Presseportal im Internet, wo sich die Zeitungen fertige Artikel runterladen können.

Die WELT hat am 27.1.2013 so einen download gemacht und die Vereinspropaganda wortwörtlich und ungeprüft übernommen:

„Brennholz wird knapp und teuer. Zudem kann der stark angestiegene Bedarf kaum noch abgedeckt werden, wie die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher (AGR)in Berlin mitteilte. Die AGR bezieht sich auf Untersuchungen des Zentrums für Holzwirtschft der Uni Hamburg, wonach der Holzverbrauch in privaten Haushalten innerhalb von neun Jahren von elf auf 34 Millionen Kubikmeter angestiegen ist. Diese starke Nachfrage treibt die Preise: Die Kosten für Energieholz zum Heizen stiegen seit 2005 um knapp 90 Prozent und für Hackschnitzel aus Nadelholz um 80 Prozent. Der Preis von Holzpellets hat sich in diesem Zeitraum nahezu verdoppelt. Würden der Arbeitsgemeinschaft zufolge alle 15 Millionen Haushalte, die bereits heute einen Holzofen besitzen, ausschließlich mit Holz heizen, entstünde ein Bedarf von schätzungsweise bis zu 300 Millionen Kubikmetern Holz, das Vierfache des jährlich nutzbaren Waldholzes.“

Soweit die Verbandspropaganda. Der Verband will natürlich nicht, daß Holz für anderes verbraucht wird, als Industrieholz. Brennholz ist für den Verband Teufelswerk, da  Brennholz in Konkurrenz zum Industrieholz steht.

Wollen wir mal sehen, was von dem Artikel stimmt. Es gibt in Deutschland 11,1 Mio ha Wald mit einem Aufwuchs von 5 Festmetern Holz pro ha, also 55,5 Mio Festmeter Aufwuchs.  Zur Kontrolle Bayern hat 2012 17,7 Mio Festmeter Holz geerntet und hat ein Drittel der deutschen Waldfläche. Der deutsche Einschlag ergibt sich nach dieser Kontrollrechnung auf 17,7 x 3 = 53 Mio Festmeter. 55 Mio Festmeter war also keine schlechte Schätzung.

Davon ist etwa ein Drittel Brennholz. 55 Mio Festmeter / 3 = 18 Mio Festmeter Brennholz. Davon verkommt mindestens ein Viertel ungenutzt im Wald. Wo die privaten Haushalte die 34 Millionen Kubikmeter Brennholz herhaben sollen, ist also unklar. Es könnte natürlich sein, daß der Lobbyverband Schüttraummeter meint. Ein Schüttraummeter ist ungefähr 1,6 Festmeter. Aber 18 Mio Festmeter x 0,75 x 1,6 ergibt auch nur 22 Mio Schüttraummeter und nicht 34 Mio.

Hat sich der Preis von Holzpellets seit 2005 nahezu verdoppelt? Der Preis ist von 178 auf 242 Euro / Tonne gestiegen, also um 36 %. Eine Verdoppelung ist was anderes. Quelle: Centrales Agrar- Rohstoff- Marketing- und Energie-Netzwerk www.carmen-ev.de

Einen Scheitholzpreisindex seit 2005 gibt es nicht. Das liegt daran, daß die Lieferanten teilweise in Schüttraummetern, teilweise in Raummetern und teilweise in Festmetern abrechnen. Die Umrechnungsfaktoren sind für jede Scheitlänge und für jede Holzart anders. 25 cm Kiefer hat einen anderen Faktor, als 33 cm Buchenscheite. Darum gibt es keine belastbare Statistik. Derzeit beträgt der Durchschnittspreis für den Schüttraummeter Hartholz, 33 cm Länge, getrocknet 74 Euro. Was der 2005 gekostet hat, ist nicht bundesweit erfaßt worden. Eine bundesweite Statistik wurde 2011 begonnen.

Die üblichen Längen sind bei Scheitholz 25 und 33 cm. das liegt daran, daß zunächst auf Meterabschnitte geschnitten wird und zu Raummetern aufgestapelt, um mit den Forstarbeitern abrechnen zu können. Der Preis des Meterholzes ist etwa 14 Euro pro Raummeter. Dann werden diese Raummeter in 3 oder 4 Teile aufgeschnitten, getrocknet und vermarktet und als Schüttraummeter verkauft.

Ganz grob: 1 Festmeter = 1,4 Raummeter = 1,6 Schüttraummeter

Der Bedarf an Brennholz kann derzeit gut abgedeckt werden. Liebe Zeitungsredakteure, geht mal im Wald spazieren und seht nach, was da an Windbruch, Käferholz, Aufhängern und Restholz von der Holzernte so rumsteht, rumhängt und rumliegt. CARMEN schreibt dazu: „Für die einzelne häusliche Feuerstätte steht Holz in Deutschland in ausreichenden Mengen zur Verfügung. Die Preise sind zwar in der Vergangenheit aufgrund der Nachfrage etwas gestiegen, von Verknappung kann aber noch nicht gesprochen werden.“

Die Journalisten haben teilweise Mist berichtet. Das kommt davon, wenn man ungeprüft und wörtlich von Lobbyisten abschreibt.